Im Umweltzentrum Franzigmark, das sich nördlich von Halle-Trotha befindet, spielt sich derzeit ein faszinierendes Projekt ab, das nicht nur den Schutz von gefährdeten Tierarten sicherstellt, sondern auch einen wertvollen Beitrag zur Erhaltung der regionalen Biodiversität leistet. Die Initiative des BUND-Regionalverbands Halle-Saalekreis, die dort vier Thüringer Waldziegen und einige Karakulschafe untergebracht hat, zeigt, wie artgerechte Beweidung zur Verbesserung der Lebensbedingungen für Pflanzen und Tiere beitragen kann.
Die Verbuschung als Herausforderung
Die Rückkehr dieser seltenen Tierrassen erfolgt vor dem Hintergrund eines ernsthaften Problems: die Verbuschung von wertvollen Trockenrasenbiotopen. Annemarie Hofmann vom Umweltzentrum erläutert: „Wir versuchen, die letzten isolierten Trockenrasenbiotope zu schützen.“ Anlässlich seiner Sommertour „Artenreiches Sachsen-Anhalt“ besuchte Armin Willingmann, der Umweltminister des Landes, dieses innovative Projekt und betonte die Wichtigkeit der Beweidung. „Biotope in offenen Landschaften brauchen Pflege, damit bedrohte Tier- und Pflanzenarten in Sachsen-Anhalt eine Zukunft haben“, erklärte er.
Finanzierung und Unterstützung
Um den Lebensraum der bedrohten Arten nachhaltig zu sichern, fließen 104.000 Euro aus der Bund-Länder-Gemeinschaftsaufgabe „Verbesserung der Agrarstruktur und des Küstenschutzes“ (GAK) in das Projekt „Trittsteine für Kuhschelle und Felsen-Goldstern“. Diese Mittel sollen bis Ende 2026 dazu beitragen, wertvolle Lebensräume wie Kalkmagerrasen oder Kalkpionierfluren zu erhalten und die Bestände gefährdeter Pflanzenarten wie der Gemeinen Kuhschelle und des Felsen-Goldsterns zu vergrößern.
Der Kreislauf der Natur
Das Prinzip der Beweidung funktioniert dabei als ein natürlicher Kreislauf. Die Ziegen und Schafe weiden die Sträucher ab, was der niedrigen Vegetation Raum zum Wachsen gibt. Ihnen kommt auch die Eigenschaft zugute, dass das Scharren und Wälzen der Ziegen freie Flächen schafft, auf denen sich Pflanzen ansiedeln können. Dies fördert nicht nur die Artenvielfalt, sondern zieht auch Bestäuber an, die für die Fortpflanzung der Pflanzen wichtig sind. „Mit ihrer flauschigen Behaarung schützt sie vor Kälte und Verdunstung und lockt viele Bestäuber an“, merkt Hofmann an.
Zukunftsperspektiven für Bedrohte Arten
Die durch die Ziegen und Schafe genährte Wiederherstellung der Biotope ist nicht nur ein Hoffnungsschimmer für die vom Aussterben bedrohten Arten, sondern auch ein Beispiel für moderne Naturschutzmethoden, die auf natürliche Prozesse zurückgreifen. Die Mitarbeiter des Umweltzentrums sind zuversichtlich, dass die durch das Projekt geschaffenen Lebensräume langfristig zur Stabilisierung der Artenvielfalt in der Region beitragen werden. „Stück für Stück wollen wir so die Artenvielfalt wiederherstellen, schützen und neuen Lebensraum schaffen“, sagt Hofmann abschließend.
– NAG