In der Soester Börde hat die Kartoffelernte begonnen, was traditionell auch die praktische Anlegezeit für das sogenannte „Stoppeln“ mit sich bringt. Bei dieser Tätigkeit sammeln Menschen die übrig gebliebenen Kartoffeln nach der Ernte von den Feldern. Die Praxis hat historische Wurzeln, denn während der Kriegszeiten halfen viele Menschen den Landwirten und durften als Dankeschön die übrig gebliebenen Knollen aufsammeln. Doch in der heutigen Zeit wirft dieses Vorhaben immer wieder Fragen auf: Ist das Sammeln der Kartoffeln ohne Genehmigung des Landwirts überhaupt erlaubt?
Die Landwirte, die in der Soester Börde die Kartoffeln anbauen, äußern ihre Bedenken. Burkhard Schröer, Geschäftsführer des Landwirtschaftlichen Kreisverbandes Soest, mahnt zur Rücksprache mit den Landwirten. Er hebt hervor, dass die Felder privates Eigentum sind und das Stoppeln daher immer abgesprochen werden sollte. „Es gehört sich einfach, den Bauern vorher zu informieren“, so Schröer.
Stoppeln auf Kartoffel-Feldern – die Verantwortung der Sammler
Wilhelm-Hartwig Schenkel, ein erfahrener Landwirt, hat bereits zahlreiche Sammler auf seinen Feldern gesehen. Seiner Meinung nach ist die Eigenmächtigkeit wenig respektvoll: „Viele haben den Anstand verloren. Das ist unser Eigentum, auf dem wir für die Bevölkerung Nahrung produzieren. Da sollte man wenigstens nachfragen, bevor man sammelt.“ Er betont, dass die Erlaubnis des Landwirts unerlässlich ist, und rät Sammlern, im Zweifelsfall beim nahegelegenen Hof nachzufragen, um Missverständnisse zu vermeiden.
Das Problem ist brisant, da die Kartoffeln nach der Ernte oft auf dem Feld verbleiben, um zu trocknen, und somit ein leichtes Ziel für Unbefugte sind. Schenkel berichtet, dass die Sammler oft sofort aktiv werden, wenn die Maschinen das Feld verlassen haben. Dies führt zu einer Spannungsquelle zwischen Landwirten und Sammlern und kann auch Gefahren bergien, da viele Sammler wenig Rücksicht auf die Arbeitsabläufe auf dem Feld nehmen.
Die rechtlichen Rahmenbedingungen des Stoppelns
Wichtig zu beachten ist, dass das eigenmächtige Sammeln von Kartoffeln ohne Erlaubnis des Eigentümers als Diebstahl eingestuft wird. Dies geschieht selbst dann, wenn es sich um geringwertige Gegenstände handelt. Schenkel plant künftig, Schilder aufzustellen, die auf das Betretungsverbot seiner Felder hinweisen. „Mein Appell ist klar: Ein Sammeln ist bei uns nur nach vorheriger Absprache erlaubt“, so der Landwirt.
‚Es ist wichtig, dass die Menschen sich der Gefahren bewusst sind, die bei der Erntearbeit bestehen‘, äußert Schulze. Die Herbsternte hat begonnen und bringt für die Landwirte unter den gegenwärtigen Bedingungen nicht nur die Herausforderung der Ernte, sondern auch die der Sicherheit mit sich. Bei der Ernte 2024 sind besonders viele Maisfelder zu sehen, was auf die extremen Regenmengen im vergangenen Jahr zurückzuführen ist. Mit dem Fokus auf Sicherheit für alle Beteiligten, sowohl für die Landwirte als auch für die Sammler, zeigt sich, dass klare Absprachen und Respekt vor dem Eigentum der anderen von größter Bedeutung sind.