In den nächsten sechs Jahren wird die Landschaft der Industrie- und Gewerbeflächen in Frankreich erheblich beeinflusst. Städte und Gemeinden dürfen nur noch die Hälfte der Flächen ausweisen, die sie zwischen 2011 und 2020 ausgewiesen haben. Das bedeutet, dass nach dieser Frist keine neuen Flächen mehr zur Verfügung stehen werden, es sei denn, bestehende Flächen werden in einen naturnahen Zustand zurückgeführt. Diese Entwicklungen bringen verschiedene Gemeinden dazu, neue Strategien zur Förderung von Unternehmensansiedlungen zu entwickeln.
In Creutzwald setzt man bereits auf proaktive Maßnahmen, um den Widersprüchen der neuen Gesetzgebung zu begegnen. Jean-Paul Dastillung, der Präsident des Gemeindeverbandes Warndt, äußert sich zuversichtlich: „Das Gesetz macht uns keine Angst. Wir haben uns mit der Zone Warndtpark schon vorausschauend darauf eingerichtet. Die 91 Hektar fallen nicht unter dieses Gesetz.“ Diese Fläche wird es dem Gemeindeverband ermöglichen, über die nächsten 15 Jahre hinweg neue wirtschaftliche Perspektiven zu schaffen.
Strenge Vorgaben zur Vermeidung von Leerständen
Doch das Aufkaufen von Industrieflächen ist nur der erste Schritt — das tatsächliche Interesse der Gemeinden liegt darin, Arbeitsplätze zu schaffen. Das wirft jedoch Fragen auf: Was passiert, wenn Unternehmen die Flächen ungenutzt lassen? Dastillung hat auch darauf eine Antwort: „Wir haben eine ziemlich drakonische Regelung: Wir legen fest, bis wann sie den Bauantrag stellen müssen und bis wann der Bau abgeschlossen sein muss. Andernfalls können wir uns das Terrain zurückholen.“ Diese Vorgaben sollen sicherstellen, dass keine Industriebrachen entstehen und die Fläche aktiv genutzt wird.
Im Rahmen eines größeren Trends der „Wieder-Neuansiedlung“ sollen Unternehmen dazu ermutigt werden, aus asiatischen Ländern zurück nach Frankreich zu kommen. Creutzwald hat so viel Nachfrage, dass es sich nach eigenem Ermessen die Unternehmen aussuchen kann. „Wir werden die Unternehmen bevorzugen, die mehr Arbeitsplätze anbieten“, fügt Dastillung hinzu. Dies zeigt die Ambitionen der Gemeinde, eine bedeutende Rolle in der wirtschaftlichen Entwicklung der Region zu spielen.
Förderung der Ansiedlungen in Forbach
Ähnlich agiert auch der Gemeindeverband Forbach. Hier wird die Entscheidung gefördert, ehemalige Gebäude in der „Zone Industrielle“ de la Heide in Stiring zu rehabilitieren, erklärt Laurent Damiani, der Leiter des Gründerzentrums Eurodev. Dies soll neuen Unternehmen ermöglichen, sich nicht nur vorübergehend im Gründer- oder Business-Zentrum niederzulassen. Auch hier zeigt sich der Wille, die wirtschaftliche Attraktivität der Region zu erhöhen.
Während Kreutzwald und Forbach auf Wachstum setzen und mit gezielten Maßnahmen um Unternehmen werben, bleibt das Saarland zurückhaltend. Die Staatskanzlei hat angekündigt, dass der Flächenverbrauch im Saarland reduziert werden soll. Bezüglich einer Anwerbung von Unternehmen auf französischer Seite sei bisher nichts in Planung, auch die Industrie- und Handelskammer Saar betont, dass dieses Thema bislang nicht auf der Agenda steht.
Creutzwald hingegen zeigt weniger Hemmungen. Regelmäßige Kontakte zur Wirtschaftsförderung Saarlouis und sogar eine weite Reichweite bis nach Berlin verdeutlichen den unermüdlichen Einsatz Dastillungs, um Unternehmen zu gewinnen, die in Creutzwald ansässig werden möchten.
Perspektiven für die Zukunft
Die Entwicklungen rund um die Gewerbeflächen in Frankreich und die Aktivitäten von Städten wie Creutzwald und Forbach verdeutlichen, dass die Ansiedlung von Unternehmen in der Region nicht nur eine Antwort auf gesetzliche Vorgaben ist, sondern auch eine bewusste strategische Entscheidung darstellt. Der Fokus liegt auf der Schaffung von Arbeitsplätzen und der Vermeidung von Leerständen, um die wirtschaftliche Stabilität in einer sich ständig verändernden Marktsituation zu gewährleisten.
Um das geplante Raumordnungsgesetz in Frankreich und seine Auswirkungen auf Städte wie Creutzwald zu verstehen, ist es wichtig, den politischen und sozialen Kontext zu betrachten. Frankreich hat sich in den letzten Jahren zunehmend mit großen Umweltfragen beschäftigt, insbesondere im Hinblick auf den Klimawandel und den Verlust von Biodiversität. Diese Gesetzesänderungen sind Teil einer umfassenderen Strategie, die darauf abzielt, industriellen Flächenverbrauch zu reduzieren und die Reindustrialisierung des Landes zu fördern.
Die Politik der Rückkehr von Unternehmen aus dem Ausland, insbesondere aus asiatischen Ländern, ist ein zentraler Aspekt dieser Strategie. Das französische Ministerium für Wirtschaft und Finanzen hat Programme ins Leben gerufen, die Unternehmen Anreize bieten, ihre Produktion und Dienstleistungen zurück nach Frankreich zu verlagern. Diese Initiative soll nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch die französische Wirtschaft stärken. In diesem Kontext spielt die Schaffung von neuen Gewerbegebieten wie in Creutzwald eine entscheidende Rolle.
Herausforderungen bei der Umsetzung
Dennoch stehen Kommunen wie Creutzwald und Forbach vor erheblichen Herausforderungen. Die Ansiedlung von Unternehmen erfordert nicht nur ausreichende Flächen, sondern auch die notwendige Infrastruktur und die Fähigkeit, qualifizierte Arbeitskräfte zu gewinnen. In dieser Hinsicht ist die Zusammenarbeit zwischen Stadtverwaltung, Wirtschaftsförderung und Bildungseinrichtungen von großer Bedeutung. Beispielsweise hat Creutzwald Programme zur Förderung der beruflichen Bildung ins Leben gerufen, um sicherzustellen, dass genügend geschulte Fachkräfte vorhanden sind, um den Ansprüchen neuer Unternehmen gerecht zu werden.
Ein weiterer Aspekt ist die soziale Akzeptanz der neuen Gewerbegebiete. Es ist wichtig, dass Anwohner und lokale Gemeinschaften die Vorteile der wirtschaftlichen Entwicklung erkennen und unterstützen. Die Kommunen stehen unter Druck, umweltfreundliche und nachhaltige Ansiedlungen zu fördern, die nicht nur ökonomische, sondern auch soziale und ökologische Vorteile mit sich bringen. Entscheidende Faktoren hierbei sind Transparenz und regelmäßige Kommunikation zwischen den Stadtverwaltungen und den Bürgern, um Bedenken frühzeitig zu adressieren.
Wirtschaftliche Konsequenzen und Statistiken
Aktuelle Daten zeigen, dass die Schaffung neuer Industrie- und Gewerbegebiete in Frankreich eine bedeutende Rolle für die wirtschaftliche Erholung in den letzten Jahren gespielt hat. Laut einer Studie der Französischen Handelskammer ist die Anzahl der neu gegründeten Unternehmen in der Industrie von 2019 bis 2021 um 12 % gestiegen. Dies ist in einem Großteil auf die Absicht der Regierung zurückzuführen, die Rückverlagerung von Produktionsstätten zu fördern und die lokale Wirtschaft zu stärken. Die Schaffung neuer Arbeitsplätze in diesen Bereichen ist von entscheidender Bedeutung, besonders in einer Zeit, in der die Wirtschaft nach der COVID-19-Pandemie wiederaufgebaut wird.
Zusätzlich ist die Unterstützung von kleinen und mittleren Unternehmen (KMU) in dieser Strategie unerlässlich. KMUs stellen rund 99 % aller Unternehmen in Frankreich dar und beschäftigen mehr als 50 % der Erwerbstätigen. Die Programme, die diesen Unternehmen zugutekommen, zeigen nicht nur eine positive Entwicklung in der Schaffung von Arbeitsplätzen, sondern auch in der Förderung von Innovation und Wettbewerbsfähigkeit.
Die kommenden sechs Jahre könnten für Regionen wie Creutzwald und Forbach entscheidend sein, um die Weichen für eine zukunftsfähige wirtschaftliche Entwicklung zu stellen und den Herausforderungen, die sich aus den neuen gesetzlichen Vorgaben ergeben, erfolgreich zu begegnen.
– NAG