Mit dem Beginn des Ausbildungsjahres am 1. September stehen viele Unternehmen vor der Herausforderung, ihre Ausbildungsplätze zu besetzen. Trotz einer Vielzahl an offenen Lehrstellen, die laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann-Stiftung bundesweit bei 73.000 liegen, bleiben viele Positionen unbesetzt. Auch im Saarland sind nach Informationen der Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit zahlreiche Stellen vakant.
Das Problem scheint komplexer zu sein, als nur die Anzahl der verfügbaren Auszubildenden zu betrachten. Die Untersuchung zeigt, dass parallel dazu etwa 63.000 junge Menschen vergeblich nach einer Ausbildungsstelle suchen. Doch was hindert die Bewerber und die Unternehmen daran, zusammenzufinden?
Die Diskrepanz in der Kommunikationsstrategie
Einer der Hauptgründe könnte in der unterschiedlichen Nutzung von Kommunikationskanälen liegen. Unternehmen versuchen oft, ihre Ausbildungsangebote über Plattformen wie Facebook zu teilen, wo allerdings nur etwa ein Viertel der potenziellen Bewerber aktiv nach Stellen sucht. Gleichzeitig sind die jungen Menschen auf Plattformen wie YouTube, WhatsApp oder TikTok unterwegs, die von den Firmen meist gemieden werden. Nur 18 Prozent der befragten Unternehmen nutzen beispielsweise YouTube zur Bewerbung ihrer Stellen. Die Studie empfiehlt, dass Unternehmen ihre Rekrutierungsstrategien an die Mediennutzung der Zielgruppe anpassen.
Die Kluft zwischen der Kommunikationsweise der Unternehmen und den Vorlieben der Bewerber könnte erklären, warum so viele Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Gerade in der heutigen digitalen Welt, in der junge Menschen vor allem über soziale Medien kommunizieren, ist es entscheidend, die richtigen Kanäle zu nutzen, um maximale Sichtbarkeit zu erreichen.
Herausforderungen beim Matching von Angebot und Nachfrage
Die Bundesagentur für Arbeit im Saarland hat zudem weitere Hindernisse identifiziert, die eine erfolgreiche Vermittlung der Ausbildungsplätze behindern. Oft weichen die Interessen der Bewerber von den Ausbildungsangeboten ab. Mangelnde Qualifikationen, negative Schulnoten oder Handlungsunfähigkeiten können ebenfalls dazu führen, dass es zu keiner Übereinstimmung kommt. Auch geografische Entfernungen spielen eine Rolle: Viele junge Menschen befinden sich nicht in der Lage, für einen Job umzuziehen, was die Suche zusätzlich erschwert.
Die Herausforderungen sind also vielschichtig und erfordern eine umfassende Analyse sowohl der Ausbildungsangebote als auch der Qualifikationen und Interessen der jungen Menschen. Nur so kann der eklatante Mangel an passenden Vermittlungen angegangen werden.
Der Wert persönlicher Kontakte
Ein weiterer entscheidender Faktor ist der persönliche Kontakt. Laut der Bertelsmann-Stiftung legen rund 88 Prozent der jungen Leute großen Wert auf Betriebsbesichtigungen. Trotz dieser Erkenntnis bieten nur knapp die Hälfte der Unternehmen solche Gelegenheiten an. Hier könnten Ausbildungs- und Jobmessen, die als Plattformen dienen, um Arbeitgeber und potenzielle Auszubildende zusammenzubringen, deutlich effektiver genutzt werden.
Im Saarland kommen Szene und Unternehmertum nicht zu kurz. So fand im Juli die Jobmesse „Abi – was dann?“ statt, bei der junge Menschen in Kontakt mit verschiedenen Unternehmen treten konnten. Am 14. September wird zudem eine spezielle Messe für Ausbildungsangebote in der Congresshalle Saarbrücken stattfinden, die von den Wirtschaftsjunioren ausgerichtet wird. Solche Veranstaltungen könnten eine hervorragende Gelegenheit sein, um Missverständnisse auszuräumen und die Kluft zwischen den Erwartungen der Unternehmen und den Bedürfnissen der Bewerber zu überbrücken.
– NAG