Trier – Ein Mordprozess von erschütterndem Ausmaß endete vor dem Landgericht in Trier. Der Fall dreht sich um die brutale Ermordung des Orthopäden Steffen B. (†53), dessen Leichenteile im Juni 2023 in der Eifel gefunden wurden. Am 30. Dezember 2022 geschah das Verbrechen, und die Urteilsverkündung gegen die Angeklagten brachte die Schattenseiten von häuslicher Gewalt ans Licht.
Die Angeklagten sind Julia L. (36), die ehemalige Partnerin des Opfers, sowie ihre beiden Söhne Steven (18) und Maik (17). Der Richter stellte fest, dass die beiden Jugendlichen aus Verzweiflung und dem Wunsch heraus handelten, die jahrelange Gewalt des Vaters zu stoppen.
Hintergrund der Gewalttaten
Steffen B. wurde als alkoholisierter Mann beschrieben, der in seinem gemeinsamen Haus in Gerolstein (Rheinland-Pfalz) oft gewalttätig wurde. Laut Zeugenaussagen ging die Gewalt nicht nur gegen Julia L., sondern auch gegen ihren älteren Sohn Steven. Maik hingegen war weniger davon betroffen, verbrachte aber viel Zeit im Haus.
Die Gerichtsbeschreibung der Geschehnisse beschreibt, wie die beiden Söhne entschlossen auf die wiederholten Übergriffe reagierten. Nach einer weiteren Eskalation der Gewalt, während der Steffen seine Ex-Partnerin angriff, planten die Jugendlichen, ihn umzubringen. „Jetzt geht es los!“, rief Steven, bevor sie die gewaltsame Tat begingen, um ihre Mutter zu schützen.
Laut den Angaben der Staatsanwaltschaft nutzten die beiden Söhne einen Baseballschläger und einen großen Schraubenschlüssel, um ihren Vater anzugreifen. Während des Angriffs soll Steven lautstark seine Absicht erklärt haben, dass der Vater seine Mutter nicht mehr anfassen dürfe. Die brutale Methode endete darin, dass das Opfer mit einem Kabelbinder stranguliert wurde.
Folgen und rechtliche Konsequenzen
Im Urteil folgte das Gericht größtenteils den Forderungen der Staatsanwaltschaft. Steven wurde zu neun Jahren Haft verurteilt, während Maik für sechs Jahre ins Gefängnis muss. Julia L. erhielt eine Freiheitsstrafe von zwei Jahren und vier Monaten, hauptsächlich wegen unterlassener Hilfeleistung und Brandstiftung, da sie die Taten der Jugendlichen nicht verhinderte und auch nach dem Mord keine Hilfe leistete. Der Richter stellte klar, dass eine direkte Beteiligung an der Tötung nicht nachgewiesen werden konnte.
Nach dem Mord hatten die Angeklagten die Leiche des Arztes in Säcke und eine Plane verpackt und diese im Wald bei Rockeskyll vergraben. In einem scheinbaren Versuch, die Spuren zu verwischen, setzten sie das Auto, das für den Transport genutzt wurde, in Brand. Die Brutalität des Verbrechens und die Umstände, die zu dieser schrecklichen Tat führten, haben die Öffentlichkeit erschüttert.
Jetzt wird über eine mögliche Revision des Urteils diskutiert, insbesondere in Bezug auf die Strafe für Julia L. Die staatsanwaltschaftliche Forderung für sie lag bei siebeneinhalb Jahren wegen gemeinschaftlichen Totschlags.
Dieser Prozess hat nicht nur die familiären Tragödien aufgezeigt, die aus jahrelanger Gewalt entstehen können, sondern wirft auch Fragen darüber auf, wie oft solche Gewalt innerhalb der Gesellschaft ignoriert wird. Die Geschehnisse tragen dazu bei, ein Bewusstsein für die Notwendigkeit von präventiven Maßnahmen gegen häusliche Gewalt zu schaffen.
– NAG