Im städtischen Ruländer-Wingert am Tafelbrunnen in Speyer steht die Weinlese vor einer großen Herausforderung. Trotz der üppigen Trauben an den 660 Rebstöcken gibt es ein erhebliches Problem: Fäulnis. „Die Trauben faulen von innen heraus und riechen nach Essig“, schildert Martin Mühleisen, der für die Pflege des Weinbergs zuständige Mitarbeiter der Abteilung Stadtgrün. Diese Situation ist nicht nur frustrierend, sondern stellt auch eine Erschwernis für die Erntehelfer dar.
Die diesjährigen Wetterbedingungen mit zahlreichen Nässephasen haben sich als optimale Zuchtstätten für Pilze erwiesen. Bernd Philipp, der bis vor zwei Jahren verantwortlich für den Weinberg war, bestätigt: „Alle Winzer haben mit dem Problem der inneren Fäulnis zu kämpfen.“ Diese Herausforderungen wirken sich direkt auf die Erntemenge aus. Mühleisen erwartet „nur eine mittlere Erntemenge“, da viele Trauben aufgrund von Fäulnis abgeworfen werden müssen.
Ernte und Qualität der Trauben
Die Ernteequipe, zu der sowohl städtische Mitarbeiter als auch Freiwillige der Ruländer-Akademie gehören, wird angeleitet, jedes Cluster genau zu inspizieren. „Jeden Zwacken genau anschauen und rein riechen“, fordert Mühleisen, während er die Helfer anweist, um die gesunden Trauben zu retten. Die wenigen intakten Beeren sind von hervorragender Qualität: Sie sind saftig, süß und versprechen, einen ansprechenden Wein zu produzieren.
Die Ernte wird im Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR) in Mußbach zu Wein verarbeitet, wo auch das Abfüllen und Etikettieren erfolgt. Die Stadt muss für diesen Prozess aufkommen. Mühleisen äußert die Hoffnung, dass die Resultate in Form eines halbtrockenen Jahrgangs möglichst positiv ausfallen. Vorerst gibt es jedoch noch einige Flaschen des Jahrgangs 2023 im Bestand, die er mit Freude genießt.
Die Geschichte des Weinbergs
Der städtische Weinberg hat eine lange Geschichte, die im Jahr 1983 begann, als er auf Initiative des verstorbenen Alt-OBs Christian Roßkopf auf einem 1.500 Quadratmeter großen Acker angelegt wurde. Die ersten Trauben, die als „Jungfernwein“ bezeichnet wurden, wurden erst 1985 gelesen. Mit nur 375 Litern und 65 Grad Öchsle, was auf einen hohen Zuckergehalt hinweist, war die Ernte damals recht mächtig.
Allerdings ist der Wein aus Speyer nicht käuflich zu erwerben. Die abgefüllten Flaschen sind ausschließlich für Repräsentationszwecke der Stadt gedacht und werden bei offiziellen Empfängen oder Jubilaren verteilt. So bleibt der edle Tropfen ein besonderes Symbol für die Stadt, auch wenn er in der Öffentlichkeit nicht als Handelsware erhältlich ist.