In Speyer wird am kommenden Dienstag eine besondere Gedenkveranstaltung stattfinden. Vor sechs Wohnhäusern in der Stadt, die einst von jüdischen Angehörigen bewohnt wurden, werden sogenannte Stolpersteine verlegt. Diese kleinen Gedenktafeln erinnern an die tragischen Schicksale jüdischer Opfer des Nationalsozialismus. Die Ehrenamtlichen der Stolperstein-Initiative haben dafür umfangreiche Recherchen durchgeführt. Im Fokus der heutigen Veranstaltung steht die Familie Süßel/Bonem, die in der Maximilianstraße 78 lebte.
Die Wurzeln dieser jüdischen Metzgerfamilie reichen bis ins Jahr 1800 zurück. Metzgermeister Samuel Süßel, ursprünglich aus Altdorf, ließ sich in Speyer nieder. Dort heiratete er 1851 Esther Scharff. Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor, von denen zwei, Leopold und Maximilian, ebenfalls das Metzgerhandwerk erlernten. Die Töchter, Friederike und Natalie, fanden ebenfalls Ehepartner in der Metzgerzunft.
Die Metzgerei und ihr Schicksal
Im Jahr 1886 kaufte Leopold Süßel das Anwesen in der Maximilianstraße 78, wo er eine Metzgerei eröffnete. Der Großteil des Schlachtens fand im neuen städtischen Schlachthaus statt, das sich in der Nähe befand. Leopold engagierte sich nicht nur geschäftlich, sondern auch sozial und war aktiv in der Freien Metzgerinnung. Nach seinem Tod im Jahr 1925 übernahm seine Frau Flora die Metzgerei, gefolgt von ihrem Schwiegersohn Hermann Bonem, dem Ehemann von Floras Tochter Amalia.
Die dunkle Zeit der Nationalsozialismus begann 1933 und brachte für die Familie Bonem viele Einschränkungen und Entbehrungen. Am 22. März 1937 verkauften sie ihr Haus und ihr Geschäft an das Metzgerehepaar Theodor Eder. Flora Süßel, die mittlerweile verwitwet war, zog kurz darauf zu ihrer Tochter nach Mannheim und verstarb dort im Dezember. Die Familie Bonem hingegen flüchtete bereits am 30. Mai 1937 mit ihren Kindern in die USA, wo Hermann in Cincinnati als Metzger arbeitete und 1961 starb.
Ihr Sohn Franz, der in den USA als Frank bekannt war, kämpfte freiwillig in einem Infanterieregiment und war bis zum Sommer 1945 aktiv in Europa. Er besuchte nach dem Krieg auch seine frühere Heimat in Speyer. Der Schicksalsweg der Familie war jedoch von vielen weiteren Tragödien geprägt. Leopold Süßels Schwester Mathilde kam mit ihrem Mann in Theresienstadt ums Leben, während weitere Familienmitglieder die Möglichkeit zur Flucht in die USA hatten. Gemeinsam erlitten sie den unfassbaren Verlust bei den Gräueltaten des Krieges.
Ein besonders tragisches Schicksal erlebte auch die Tochter Elisabeth („Elsa“), die 1909 einen Zigarrenhändler heiratete. Ihre Deportation nach Gurs im Jahr 1940 und anschließend zu Drancy und später nach Auschwitz deutet auf die grausame Realität hin, mit der viele Angehörige dieser Familie konfrontiert wurden. Auch ihre Tochter Trude Theres konnte nur durch die Flucht nach New York im Jahr 1938 ihrem Schicksal entkommen.
Zur Ehre der Familie Süßel/Bonem wird am Dienstag vor dem Anwesen in der Maximilianstraße 78 ein Stolperstein verlegt. Die Gedenksteine werden in Erinnerung an Hermann Bonem, seine Frau Amalia, deren Kinder Margarethe und Franz sowie die Mutter von Amalia, Flora Süßel, gesetzt. Ziel dieser Stolpersteine ist es, die Erinnerung an diese jüdischen Familien zu bewahren und deren Schicksal ins Bewusstsein der Öffentlichkeit zu rücken.
Die Berichterstattung über die Stolpersteine erfolgt durch die RHEINPFALZ, die die Geschichten der Speyerer Juden dokumentiert. Diese Initiative ist ein wichtiger Schritt, um die dunkle Kapitel der Geschichte lebendig zu halten und jungen Generationen die Bedeutung von Toleranz und Respekt zu vermitteln. Informationen zur Veranstaltung finden sich in ausführlichen Artikeln, die die Hintergründe und Schicksale beleuchten, wie auf www.rheinpfalz.de berichtet.