In Rheinland-Pfalz sorgt ein ungewöhnlicher Fall für Aufsehen: Ein Archäologe soll über Jahre hinweg Funde manipuliert haben. Dabei handelt es sich um menschliche Schädel, die zunächst als älter betrachtet wurden. Innenstaatssekretärin Simone Schneider (SPD) äußerte den Verdacht, dass dieser Beamte der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE) bewusst Daten gefälscht hat, was eine disziplinarrechtliche Untersuchung nach sich zieht.
Der Archäologe, der zunächst als Einzeltäter gilt, befindet sich aktuell im Anhörungsverfahren. Der Vorwurf wiegt schwer: Er könnte sein Beamtenverhältnis verlieren. Bisherige Untersuchungen zeigen, dass von mindestens 21 Schädeln und Schädelfragmente die Datierungen ungenau waren. Nur zwei der gefundenen Fragmente stammten wahrscheinlich aus dem fünften Jahrhundert vor Christus; die übrigen hingegen sind jünger und gehören entweder ins Mittelalter oder in die Neuzeit.
Geheimanfrage einer Universität
Die Überprüfung wurde durch eine vertrauliche Anfrage einer Universität angestoßen, die Zweifel an einer Dissertation des betroffenen Mannes häuften. Im Fokus stehen verschiedene als archäologisch bedeutsam geltende Funde, die sowohl in Koblenz als auch außerhalb des Bundeslandes ausgestellt waren. Besonders der eine Schädel spielte eine zentrale Rolle in einer bedeutenden Ausstellung zum 70-jährigen Bestehen von Rheinland-Pfalz, die im Landesmuseum Mainz 2017/2018 stattfand.
Schneider betonte die Dringlichkeit, die Öffentlichkeit über die Situation zu informieren, um weiteren wissenschaftlichen Schaden abzuwenden. Dabei erläuterte sie, dass die grundlegende Historie von Rheinland-Pfalz durch diese Vorfälle nicht in Frage gestellt werden müsse. Die Fundorte sind weiterhin bekannt: sie stammen von Notgrabungen im Raum Koblenz, bei denen archäologische Objekte gesichert werden, oft dann, wenn Erdarbeiten anstehen.
Um sicherzustellen, dass keine weiteren Manipulationen vorliegen, kündigte GDKE-Direktorin Heike Otto an, dass alle herausragenden Funde einer gründlichen Überprüfung unterzogen werden. Man beginne in Koblenz mit dieser Analyse. In Anbetracht der Wichtigkeit archäologischer Funde als Fundament der regionalen Identität ist es von entscheidender Bedeutung, dass die Integrität der Wissenschaft gewahrt bleibt. Schneider bekräftigte: „Die Geschichte von Rheinland-Pfalz muss aber nicht neu geschrieben werden.“ Weitere Details und Informationen zu dem Fall finden Sie hier.