Rhein-Pfalz-Kreis

Wald im Wandel: Ex-Forstexperte fordert Umdenken für den Taunus

Hofheim, 19. September 2024 – Der frühere Forstdirektor Volker Ziesling schlägt Alarm und fordert eine radikale Wende in der Waldbewirtschaftung: Statt Gewinnmaximierung müsse der Wald endlich sich selbst helfen dürfen, um Klima, Artenvielfalt und den Menschen zu retten!

In einer kürzlichen Veranstaltung in Hofheim präsentierte Volker Ziesling, ein ehemaliger Forstdirektor und heute ein Verfechter einer neuen Forstpolitik, seine Ansichten zur aktuellen Lage der Wälder. Vor etwa 60 Zuhörern sprach Ziesling im Rahmen der „Schöpfungszeit“, einer Reihe von Vorträgen, die sich mit verschiedenen Aspekten der Naturschutzarbeit beschäftigen. Sein Thema, „Wald im Wandel“, richtete sich insbesondere gegen die gängige Praxis der Forstwirtschaft, die seiner Meinung nach stark profitgetrieben ist.

Die Situation hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Ehemalige Förster, wie Karlheinz Kollmannsberger, der 2018 von den Wäldern als „Traum“ sprach, würden heute andere Worte finden. Viele alte Buchen, die als Fundament der Wälder angesehen wurden, sind mittlerweile abgeholzt worden. Ziesling kritisiert, dass das wirtschaftliche Interesse immer noch den Umweltgedanken überlagert. Dieser Druck führt dazu, dass Bäume vorzeitig gefällt werden, was sowohl die Biodiversität als auch die Stabilität der Wälder gefährdet.

Kritik an der aktuellen Forstwirtschaft

Volker Ziesling stellt fest, dass die Regelungen zur Baumernte nicht im Interesse der Natur sind. Er betont, dass die natürliche Lebensphase einer Buche erst mit etwa 180 Jahren beginnt, was bedeutet, dass ein Baum viel länger stehen sollte, bevor er gefällt wird. Bei einer vorzeitigen Ernte habe dies schwerwiegende Konsequenzen. Jüngere, nachwachsende Bäume benötigen Beschattung und Schutz vor übermäßiger Sonne, damit sie gesund heranwachsen können. Ziesling warnt, dass die Wälder durch übermäßige Holzernte regelrecht „heiß geschlagen“ werden, was die gesamte Ökologie der Wälder untergräbt.

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Obwohl die Forstwirtschaft oft mit der Ausdünnung von Wäldern argumentiert, um Platz für neue Systemrelevante Bäume zu schaffen, klassifiziert Ziesling diese Praxis als irreführend. Er verweist auf Studien, die zeigen, dass die Buche durchaus in der Lage ist, mit den Herausforderungen des Klimawandels und von Schädlingen zu bestehen. „Wir müssen den Wald unterstützen und ihm die Zeit geben, sich zu regenerieren“, so Ziesling.

Die am häufigsten diskutierten Aufforstungsprojekte zur Bekämpfung des Borkenkäferproblemas werden von Ziesling ebenfalls als nicht nachhaltig erachtet. Er warnt davor, dass diese Maßnahmen aufgrund der erforderlichen chemischen Behandlungen und der Verwendung künstlicher Materialien mehr schaden als nützen. Laut Ziesling sollten die Menschen von einem aktiven Interventionsdenken Abstand nehmen und stattdessen auf einen „Wald in Selbstregulation“ setzen.

Ein interessanter Aspekt seiner Argumentation war die Behauptung, dass natürliche Prozesse in einem Wald essenziell sind, um dessen langfristigen Zustand zu sichern. „Wir müssen dem Wald eine Atempause verschaffen“, sagt Ziesling. Er fordert, sich vom Profitdenken in der Forstwirtschaft zu verabschieden und stattdessen den Fokus auf den ökologischen Wert der Wälder zu legen.

Ziesling beschreibt die Rolle echter Wälder, die weit über die Holzernte hinausgeht. Sie sind Lebensräume für Tiere und Pflanzen, sie helfen bei der Reinigung und Stabilisierung der Umwelt und tragen zur CO2-Bindung und Klimaregulierung bei. Darüber hinaus bieten sie Raum für Erholung, Bildung und Wissenschaft, was ihre Existenz für die Gesellschaft umso wertvoller macht.

Nur durch ein Umdenken, das den Wald nicht als Produkt sondern als lebendigen Organismus ansieht, können wir hoffen, die Wälder unserer Region nachhaltig zu erhalten. Diese Verantwortlichkeit für die Wälder sieht Ziesling als zentrale Aufgabe für künftige Generationen.@Für weitere Informationen und eine detaillierte Betrachtung dieser Thematik, siehe die aktuelle Berichterstattung auf www.fr.de.

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