In der sommerlichen Mittagshitze, wenn die Sonnenstrahlen unbarmherzig auf den Parkplatz eines Supermarktes in der Neckarstadt aufprallen, versammeln sich rund zwei Dutzend Menschen. Alte, Familien mit Kindern und Paare, alle zusammen in der brütenden Wärme, niemand ist alleine gekommen. Nach einer Weile bleibt der Blick auf einem kleinen weißen Kühllaster haften, der mit einem lauten Geräusch auf den Parkplatz fährt und vielversprechend die hintere Klappe öffnet.
Das Geschehen auf diesem Parkplatz hat sich zu einem beliebten Ritual entwickelt, und die Vorfreude der Wartenden ist greifbar. Sie alle sind Albaner und warten gebannt auf etwas ganz Bestimmtes: hochwertige Paprika aus dem Kosovo. „Mein Vater hat mich mitgenommen, weil er wollte, dass ich das sehe“, erzählt ein junger Mann, dessen Augen vor Aufregung strahlen. Der Einkauf von frischem Gemüse scheint mehr zu sein als nur eine Notwendigkeit; es stellt eine Verbindung zur Heimat her und wird zum Erlebnis.
Der Reiz der Paprika
„Die Paprika kosten zwei Euro pro Kilo. Das ist weniger als bei Lidl oder Rewe,“ erklärt einer der Wartenden, während er in der Reihe steht. Die Diskussionen über den Preis sind lebhaft und zeugen von dem Engagement der Käufer, die in der Hitze ausharren. Einige vermuten, sie könnten vielleicht um den Preis feilschen, während andere vehement widersprechen. „Der Preis ist so gut, da kann man nicht handeln“, sagt ein anderer Käufer mit Überzeugung.
Sobald die ersten Kisten frischer Paprika aus dem Kühlraum gehoben werden, gibt es kein Zurück mehr. Niemand verlässt diesen Parkplatz mit weniger als 30 Kilogramm. „Es ist viel Geld, aber auch viel Paprika. Und wir kaufen noch zwei Sucuk“, erklärt ein Käufer und rechtfertigt damit seine große Investition in Lebensmittel. „Wir höhlen zu Hause die Paprika aus, machen Käse rein und legen sie ein. Für den Winter“, fügt der Vater des jungen Mannes hinzu, der zusammen mit seinem Sohn auf dem Parkplatz steht.
Die Käufer sind stolz auf ihre Auswahl. „Die Paprikas sind die besten. Sie sind bio, ohne Chemikalien“, lobt ein weiterer Käufer die Qualität der Ware. Bajram Asllanaj, ein Beteiligter im Lebensmittelhandel unter dem Namen Balkan Food For You, bestätigt das. Dennoch gibt er offen zu, dass es kein offizielles Bio-Siegel für den Verkauf in Deutschland gibt. Für viele scheint dies jedoch zweitrangig zu sein angesichts des aktuellen Preises und der wahrgenommenen Frische der Produkte.
Nach einer halben Stunde ist bereits ein Drittel des Inhalts des Wagens verkauft. Eine kurze Ansage des Verkäufers, der strahlend die nächsten Haltestellen nennt: „Ludwigshafen, Germersheim“. Viel mehr Informationen braucht es nicht. Die Geschäfte sind schnell gemacht, die Menschen sind begeistert, und jeder scheint eine persönliche Verbindung zu diesem einfachen, doch wertvollen Lebensmittel zu haben. In dieser kleinen Szene auf dem Parkplatz zeigt sich ein gesunder Sinn für Gemeinschaft und den Wert von Lebensmitteln, die mehr sind als nur Nahrung – sie sind ein Stück Heimat.
– NAG