Erneuter Sturm im Ahrtal! Der ehemalige Landrat Jürgen Pföhler sieht sich mit erheblichen Vorwürfen konfrontiert, die seinen Umgang während der verheerenden Flutnacht im Juli 2021 betreffen. Während sich die Staatsanwaltschaft Koblenz in einer Pressekonferenz entschied, die Ermittlungen wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung einzustellen, könnte Pföhler dennoch bald vor Gericht stehen. Das Land Rheinland-Pfalz prüft ein Disziplinarverfahren, das aus seinem Verhalten Fehler und Versäumnisse im Katastrophenmanagement ableiten könnte.
Der Koblenzer Oberstaatsanwalt Mario Mannweiler erklärte im April 2024, dass Pföhlers Handlungen strafrechtlich nicht relevant seien, da es sich um ein „unvorhergesehenes Ereignis“ handele. Doch den Hinterbliebenen der Flutopfer sitzt die Entscheidung wie ein starker Schlag ins Gesicht. Christian Hecken, der Anwalt vieler Opfer, bezeichnet die Einstellung der Ermittlungen als „Skandal“. Die schockierenden Geschichten der Verstorbenen, insbesondere der jungen Konditormeisterin Johanna Orth, deren Tod durch fehlende Warnungen hätte verhindert werden können, treiben die Hinterbliebenen zu Wut und Widerstand.
Staatsversagen oder Unverständnis?
Die Staatsanwaltschaft steht hart in der Kritik. Kritiker wie die Strafrechtsprofessorin Ingeborg Puppe werfen ihr „Denkfehler“ vor, gepaart mit einem gefährlichen Zynismus. Sie macht deutlich, dass die Menschen im Ahrtal keine Chance hatten, adäquat auf die drohende Gefahr zu reagieren, weil sie gar nicht gewarnt wurden. „Die Warnungen waren irreführend“, sagt Puppe und fordert eine erneute Prüfung der Entscheidungen rund um Pföhler, da dieser als Verantwortlicher für den Katastrophenalarm gilt.
Die Situation wird noch komplizierter: Auch Ministerpräsident Alexander Schweitzer (SPD) steht unter Druck, sich zur Thematik zu äußern, begegnet jedoch den Anfragen mit einem „Wir können uns nicht einmischen“-Argument. Rechtsanwalt Hecken hat bereits Beschwerde eingelegt, während Pföhler sich auf ein Disziplinarverfahren einrichten muss, das eventuelle Dienstvergehen beziffern soll. Die Bürger des Ahrtals wollen Gerechtigkeit und fordern, dass sowohl Pföhler als auch die Staatsanwaltschaft für ihr Versagen zur Rechenschaft gezogen werden.