In Neustadt an der Weinstraße hat die Weinsaison eine aufregende Wendung genommen: Die Lese für den Federweißen hat offiziell begonnen. Winzer haben die ersten Trauben der schnell reifenden Sorte Solaris geerntet und gekeltert. Dies ist ein frühes Zeichen für die bevorstehende Weinlese, die allgemein für September angekündigt wird.
Ernst Büscher, Sprecher des Deutschen Weininstituts (DWI), äußerte sich optimistisch über den Reifegrad der Trauben, der zu diesem Zeitpunkt bereits gut sei. Der Federweiße, ein junger und noch gärender Wein, ist in verschiedenen Regionen Deutschlands auch bekannt als Rauscher. Diese Art von Wein hat in der Regel einen Alkoholgehalt von circa fünf Prozent, was ihn besonders prickelnd macht, da während der Gärung Kohlensäure entsteht.
Die Herausforderungen der Saison
Das Jahr 2024 gestaltet sich für die Winzer als besonders arbeitsintensiv. Die Wetterbedingungen im ersten Halbjahr, das von viel Regen geprägt war, sorgten für ein üppiges Wachstum der Reben. Dies erforderte von den Winzern zusätzliche Pflege, denn das Laub musste häufiger geschnitten werden als in anderen Jahren. Zusätzlich haben einige Betriebe mit der gefürchteten Pilzkrankheit Falscher Mehltau zu kämpfen gehabt. Doch die meisten Winzer konnten diese Herausforderungen gut meistern.
Die Witterung hat jedoch auch positive Effekte gezeigt: Der Sonnenschein der letzten Tage hat den Trauben einen weiteren Reifeschub gegeben. Dies hat Büscher zu der Erkenntnis geführt, dass trotz der Schwierigkeiten eine solide Qualität der Trauben zu erwarten ist. Die Hauptweinlese, die Traubensorten wie Müller-Thurgau umfassen wird, beginnt laut DWI Anfang September. Der berühmte Riesling, bekannt für seinen unverwechselbaren Charakter, wird etwas später, mitte bis Ende September geerntet.
Ertragsverluste in einigen Regionen
Trotz der positiven Entwicklungen in der Pfalz und Rheinhessen, wo die meisten Winzer glimpflich durch die späten Fröste im April gekommen sind, gibt es jedoch auch düstere Nachrichten aus anderen Anbaugebieten. Insbesondere in Regionen wie Franken, Württemberg, Baden sowie an der Mosel haben die Spätfröste erhebliche Schäden angerichtet. In Sachsen und dem Anbaugebiet Saale-Unstrut könnten die Ertragsverluste sogar bis zu 70 bis 80 Prozent betragen, wobei diese beiden Gebiete allerdings nur einen kleinen Teil der bundesweiten Weinernte ausmachen.
Dies wirft Fragen auf, wie sich die Ernteerträge auf die künftigen Weine auswirken werden, insbesondere da weniger als ein Prozent der deutschen Weinproduktion aus diesen besagten Gebieten stammt. Die Vorfreude auf den neuen Jahrgang bleibt jedoch spürbar, selbst wenn die Auswirkungen von Wetterextremen auf die Weinbauern nicht zu unterschätzen sind.
Federweißer steht als Symbol für die fröhliche Weinsaison und die bevorstehenden Feste des Herbstes. Die enge Verbindung zur Natur und das Wissen um die Herausforderungen, mit denen die Winzer konfrontiert sind, machen den Genuss dieses speziellen Weins zu einem noch intensiveren Erlebnis. Die Trauben sind nicht nur ein Produkt, sondern auch das Ergebnis harter Arbeit und Hingabe, die in jeder Flasche Federweißer zu spüren ist.
Die Lage der Weinproduktion in Deutschland wird nicht nur durch lokale Wetterbedingungen, sondern auch durch globale klimatische Veränderungen beeinflusst. Das Deutsche Weininstitut ist sich der Herausforderungen bewusst, die durch den Klimawandel entstehen, und betrachtet diese als langfristige Veränderungen, die die Weinlese und die Traubenreifung betreffen könnten. Höhere Temperaturen können beispielsweise zu einer schnelleren Reifung der Trauben führen, was den Charakter der Weine beeinflusst.
Klimatische Einflüsse auf die Weinproduktion
In den letzten Jahren hat sich gezeigt, dass Winzer zunehmend mit extremen Wetterereignissen zu kämpfen haben. Dazu gehören nicht nur Spätfröste, sondern auch Hitzewellen und unregelmäßige Niederschläge. Laut einer Studie des Geisenheimer Instituts ist der Einfluss des Klimawandels auf die Weinbauergebnisse gravierend. Es wird erwartet, dass sich die Anbauregionen nach Norden verschieben könnten, da viele traditionelle Weinbaugebiete bereits über die Temperaturgrenzen hinaus arbeiten. Dies könnte langfristige Auswirkungen auf die Qualität und Art der produzierten Weine haben.
Zudem ändern sich durch den Klimawandel die Arten von Rebsorten, die in bestimmten Gebieten gedeihen können. Zum Beispiel beginnen Winzer, neue, hitzetolerante Rebsorten einzuführen, um den zukünftigen Herausforderungen besser zu begegnen. Das DWI beobachtet diese Veränderungen und unterstützt die Winzer bei der Anpassung an veränderte klimatische Bedingungen.
Ertragszahlen und aktuelle Trends
Die Weinernte 2023 wird in Deutschland voraussichtlich eine interessante Entwicklung zeigen. Basierend auf Vorausschätzungen des DWI könnte die gesamte Weinproduktion in Deutschland im Jahr 2023 bei etwa 8,5 Millionen Hektolitern liegen. Dies liegt im Rahmen der letzten Jahre, nach einer Ernte von 8,9 Millionen Hektolitern im Jahr 2022, die als sehr gut galt. Regionale Unterschiede werden jedoch deutlich sichtbar, wobei einige Anbaugebiete aufgrund von Frostschäden signifikante Einbußen verzeichnen.
Eine Umfrage der Winzerkammer Punb konnte zudem aufzeigen, dass ein Drittel der Winzer angibt, mit steigenden Produktionskosten zu kämpfen. Der Anstieg der Kosten, insbesondere für Pflanzenschutzmittel und Energie, fordert viele Betriebe heraus. Dies könnte langfristig die Preisgestaltung im Weingeschäft beeinflussen.
Die Verbraucher zeigen jedoch zunehmend Interesse an nachhaltigen und lokal produzierten Weinen, was eine Chance für viele Winzer darstellt, ihre Produkte zu differenzieren und höhere Preise zu erzielen. Oliven wie weniger chemische Behandlungen oder Bio-Weine haben binnen der letzten Jahre an Beliebtheit gewonnen.
Im Jahr 2022 waren über 30 % der in Deutschland produzierten Weine biologisch zertifiziert, und diese Zahl könnte in den kommenden Jahren weiter steigen, da immer mehr Winzer auf umweltfreundliche Praktiken umsteigen. Dieser Trend spiegelt die wachsende Nachfrage der Konsumenten nach Qualität und Nachhaltigkeit wieder, und könnte so einen positiven Effekt auf die gesamte Branche haben.
– NAG