Am Bezirkspolizeikommando Lilienfeld gibt es bemerkenswerte Fortschritte in der Gleichstellung der Geschlechter. Natascha Tüchler, eine 32-jährige gebürtige Waldviertlerin, hat sich als erste Frau in die Reihen der Offiziersanwärter eingereiht. Dieses Ereignis wird nicht nur als persönlicher Meilenstein für Tüchler gesehen, sondern auch als wichtiger Schritt in der Förderung von Frauen im Polizeidienst.
Tüchler hat eine umfangreiche Ausbildung hinter sich. Sie begann ihre Karriere mit der Polizeigrundausbildung im Jahr 2014 in Ybbs an der Donau. Nach ihrer Ausbildung arbeitete sie in verschiedenen Funktionen, unter anderem auf der Polizeiinspektion Mödling und in St. Pölten. Dort übernahm sie nicht nur Aufgaben im täglichen Dienst, sondern fand auch ihre Leidenschaft für Führungsrollen und Teamarbeit. „Die offene Kommunikation mit Kollegen und die Aufgaben in der Organisation waren mir immer wichtig“, sagt sie. Das ermutigte sie, die spezielle Ausbildung zur „E2a-Beamtin“ zu absolvieren.
Zukunftsvisionen und Herausforderungen
Ein bedeutender Teil von Tüchlers Ausbildung findet an der Fachhochschule Wiener Neustadt statt, wo sie die Qualifikationen zur „polizeilichen Führungskraft“ erwirbt. Ihr Interesse erstreckt sich auch auf die Themen Ethik und Berufsethik, da diese Aspekte ihrer Meinung nach eine zentrale Rolle in der täglichen Polizeiarbeit spielen. „Ich möchte Transparenz im öffentlichen Dienst fördern und lernen, wie ich als Polizistin ethisch korrekt handeln kann“, betont sie.
Der Bezirkspolizeikommandant Michael Hochgerner schätzt Tüchlers Engagement und die Herausforderungen, die das ländliche Umfeld mit sich bringt. „Hier in Lilienfeld ist die Vielfalt der Aufgaben groß; vom Verkehr über alpine Einsätze bis hin zu kriminalpolizeilichenBelangen. Die Ausbildung unserer Offiziersanwärter hat einen sehr guten Ruf“, sagt Hochgerner. Tüchler wird die angehenden Offiziere während ihres Praktikums begleiten, was für sie eine große Freude darstellt. Sie sieht es als Chance und Herausforderung zugleich, junge Menschen in ihrer Polizeikarriere zu unterstützen.
Balancieren zwischen Karriere und Familie
Ein zusätzliches Element in Tüchlers Leben ist die bevorstehende Geburt ihres ersten Kindes im Dezember. Neben ihrem Bestreben, eine Karriere im Polizeidienst zu verfolgen, hat sie auch klare Vorstellungen davon, wie sie Familie und Beruf miteinander verbinden möchte. „Es wird eine Herausforderung, aber ich glaube fest daran, dass man beides haben kann, wenn die Voraussetzungen stimmen“, erklärt sie. Ihr Partner wird sie bei dieser Balance unterstützen und helfen, die berufliche Weiterentwicklung fortzusetzen.
Mit ihrem Engagement und ihrem Werdegang zeigt Tüchler, dass Frauen im Polizei- und Sicherheitssektor nicht nur willkommen sind, sondern auch Führungsrollen übernehmen können. Ihr Beispiel könnte nicht nur andere Frauen ermutigen, ähnliche Wege einzuschlagen, sondern auch dazu beitragen, das Bild vom Polizeidienst als einem Bereich, der durch Vielfalt und Gleichstellung geprägt ist, zu fördern.
Ein Hoffnungsträger für die Zukunft
Natascha Tüchler steht als vorbildliche Offiziersanwärterin symbolisch für den Wandel innerhalb der Polizei. Ihr Erfolg könnte dazu beitragen, dass mehr Frauen im Polizeidienst die gleichen Chancen erhalten und dass der Weg für eine diversere Zukunft geebnet wird. In diesem Sinne ist Tüchler nicht nur Anwärterin, sondern auch eine Inspiration für viele, die ebenfalls ihre beruflichen Träume realisieren möchten.
Die Rolle von Frauen in der Polizei hat sich in den letzten Jahrzehnten stark gewandelt. Während Frauen in der Polizei lange Zeit unterrepräsentiert waren, zeigen aktuelle Statistiken einen positiven Trend. Laut Berichten des Innenministeriums sind mittlerweile über ein Drittel der Polizeibeamten in Österreich Frauen. Diese Entwicklung wird durch Programme und Initiativen gefördert, die darauf abzielen, weibliche Talente in der Polizei zu ermutigen und zu unterstützen.
Ein Beispiel für solche Initiativen ist das Mentoring-Programm für weibliche Polizisten, das darauf abzielt, Frauen in Führungspositionen zu unterstützen und ihnen die nötigen Ressourcen und Netzwerke zur Verfügung zu stellen. Die Einstellungspolitik der Polizei hat sich ebenfalls geändert, um gendergerechter zu werden. In vielen Ausbildungsprogrammen wird Wert auf Diversität gelegt, um ein ausgewogenes Geschlechterverhältnis zu erreichen und die gesamte Dienststelle zu bereichern.
Berufsleben und Herausforderungen
Natascha Tüchler beschreibt den Polizeidienst, insbesondere in ländlichen Gebieten wie Lilienfeld, als herausfordernd und abwechslungsreich. Ländliche Polizeiarbeit unterscheidet sich oft erheblich von urbanen Umfeldern, wo die Kriminalität möglicherweise höher ist, jedoch auch die Ressourcen zahlreicher sind. Tüchler nennt die Herausforderungen im Verkehr, in der alpinen Einsätze und im kriminalpolizeilichen Bereich. Solche Aufgaben verlangen nicht nur ein hohes Maß an Fachwissen, sondern auch an Kommunikations- und Organisationstalent.
Eine wichtige Komponente der polizeilichen Arbeit ist auch die Ethik und der Umgang mit der Öffentlichkeit. Die Polizei ist das Bindeglied zwischen der Gesellschaft und dem Rechtssystem. Tüchlers Interesse an „Ethik und Berufsethik“ zeigt, wie wichtig diese Themen für die Ausbildung zukünftiger Führungskräfte sind. In der Gemeinschaft wird von der Polizei ein hohes Maß an Vertrauen und Integrität erwartet.
Ein Aktuelles Beispiel für Polizeiarbeit
Die COVID-19-Pandemie hat auch die Polizeiarbeit in Österreich und weltweit beeinflusst. Polizeikräfte mussten sich an neue Herausforderungen anpassen, insbesondere im Hinblick auf die Durchsetzung von Gesundheitsschutzmaßnahmen und die Aufrechterhaltung der öffentlichen Ordnung. In vielen Fällen wurden die Polizeikräfte in der Rolle von Vermittlern zwischen der Bevölkerung und den geltenden Vorschriften betrachtet. Dies verdeutlicht ein weiteres Beispiel dafür, wie wichtig eine fundierte ethische Ausbildung und kommunikative Fähigkeiten im Polizeidienst sind.
– NAG