Im beschaulichen Roscheid, einem kleinen Dorf in der Eifel mit nur 50 Einwohnern, hat eine 19-Jährige die Verantwortung als Bürgermeisterin übernommen. Caroline Candels trat Anfang September ihr Amt an und macht damit Schlagzeilen, denn sie ist die jüngste Bürgermeisterin Deutschlands. Trotz ihrer Jugend zeigt sie große Entschlossenheit und Engagement für die Dorfgemeinschaft, in der sie aufgewachsen ist.
Die neue Ortschefin ist überzeugt davon, dass das Dorf für sie wie eine zweite Familie ist. „Man will für die anderen da sein, genauso wie die für einen da sind“, erklärt sie, während sie sich in die Herausforderungen des Amtes einarbeitet. Unterstützung erhält sie von ihrem Vorgänger Günter Nickels, der sie in ihren neuen Pflichten anleitet. Nickels setzte sich erfolgreich dafür ein, dass Candels, die bereits den örtlichen Förderverein leitete, als seine Nachfolgerin nominated wurde.
Die Wahlen und die Suche nach Kandidaten
Die Gemeinde hatte lange Zeit Schwierigkeiten, einen geeigneten Kandidaten zu finden. Bei den Kommunalwahlen im Juni gab es anfangs kaum Bewerber, als es darum ging, Nickels nach 20 Jahren im Amt abzulösen. Dank seiner Initiative und der Überzeugungsarbeit konnte er Candels gewinnen, die sich schließlich bereit erklärte, das Amt zu übernehmen, nachdem sie einige Zeit über die Verantwortung nachgedacht hatte.
Nun steht sie einem Gemeinderat vor, der ausschließlich aus Männern besteht, darunter auch ihr Vater. Trotz der von Natur aus kleineren finanziellen Mittel und begrenzten Handlungsspielräume, die für ein so kleines Dorf typisch sind, bleibt sie optimistisch. „Wir arbeiten ja mit dem Gemeinderat immer eng zusammen“, erklärt Walter Ballmann, der Erste Beigeordnete, und weist darauf hin, dass die Mitgliedschaft im Team bei Entscheidungen von großer Bedeutung ist.
Die Aufgaben, die vor ihr liegen, sind überschaubar, aber herausfordernd. Caroline Candels plant unter anderem ein Kartoffelfest im Oktober und möchte das Gemeindehaus renovieren. Ihre Zeit wird sie voraussichtlich wöchentlich sechs Stunden für das Ehrenamt aufbringen müssen, was eine Herausforderung angesichts ihrer Ausbildung als Pflegefachkraft im benachbarten Prüm darstellt.
Finanzielle Herausforderungen und Zukunftsperspektiven
Ein zentrales Problem für Candels ist die finanzielle Situation der Gemeinde. Die Einnahmen von rund 70.000 Euro stehen Ausgaben von 75.000 Euro gegenüber, was bedeutet, dass die Gemeinde einen engen Spielraum hat. Besonders auffällig ist der hohe Anteil, der an den Kreis und die Verbandsgemeinde gezahlt werden muss. Fast 45.000 Euro werden damit abgezogen, wodurch nur wenig Geld für Projekte bleibt.
Obwohl Candels visionäre Ideen hat, um das Dorf für jüngere Einwohner attraktiver zu machen, ist sie sich der begrenzten finanziellen Mittel bewusst. „Ich habe mit meinen 19 Jahren viele andere Ansichten, aber man muss realistisch bleiben“, sagt sie. Das Wohl älterer Mitbürger wird daher für sie prioritär – „dann mache ich eher was für die Älteren, dass die was davon haben“, fügt sie hinzu.
Im dörflichen Alltag ist ebenfalls der gemeinschaftliche Zusammenhalt spürbar. Nach den Sitzungen treffen sich die Gemeinderäte oft zu einem Bierchen, was die familiäre Atmosphäre in Roscheid unterstreicht. Caroline Candels hat sich gut eingelebt und sieht der Zukunft mit einem gewissen Optimismus entgegen, auch wenn die Herausforderungen zahlreich sind. Der Alltag in einem kleinen Dorf mag einfach erscheinen, bringt jedoch zahlreiche Entscheidungen und Verantwortungen mit sich, die die junge Bürgermeisterin umso mehr schätzt.
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