Die westlichen Sanktionen, die darauf abzielen, Russlands wirtschaftliche Stabilität zu untergraben, stoßen auf zunehmende Schwierigkeiten. Speziell beim Ölverkauf hat der Kreml mit der sogenannten Schattenflotte reagiert. Diese Gruppe von Tankschiffen spielt eine entscheidende Rolle, um die Sanktionen zu umgehen und Russlands Wirtschaft weiterhin zu stützen. Aber wie effektiv ist diese Taktik, und was bedeutet das konkret für den europäischen Markt?
Artikel von Report Mainz enthüllen, dass verschiedene Tankschiffe, die mutmaßlich mit russischem Rohöl beladen sind, aktiv in europäische Häfen fahren. Diese Schiffe starten häufig von russischen Häfen in der Ostsee und steuern direkt die Ziele in der Europäischen Union an, um dort ihre Ladungen zu entladen. Angesichts der strengen EU-Sanktionen sind solche Transaktionen jedoch streng verboten, was die Untersuchung dieser Schattenflotte umso brisanter macht.
Transport und Betrug in der EU
Ein konkretes Beispiel umfasst den Tanker „Calida“, der am 23. August von Ust-Luga in Russland ablegte und am 11. September in Augusta, Italien, ankam. Nach Berichten schien es, als hätte das Schiff seine Ladung entweder völlig oder teilweise abgeladen, was auf eine etwas versteckte Transaktion hindeutet. Das deutet darauf hin, dass solche Aktivitäten zunehmen, und das zeigt sich auch in den Daten der Umweltorganisation Greenpeace, die ein vermehrtes Auftreten alter Tanker in der Ostsee festgestellt hat. Russland investiert in die Aufrüstung dieser Schattenflotte, indem es überwiegend in ältere Schiffe investiert, die weniger reguliert werden können.
Doch was bedeutet die Schattenflotte konkret? Sie wird genutzt, um gewisse Import- und Exportbeschränkungen zu umgehen. Die G7-Staaten hatten im Zuge des Ukraine-Kriegs eine Preisobergrenze für russisches Öl eingeführt. Nun müssen Schiffe, die an diesem Transport beteiligt sind, nachweisen, dass die Ladung nicht mehr als 60 US-Dollar pro Barrel kostet. Fehlt dieser Nachweis, können diese Schiffe ihre Dienstleistungen nicht anbieten. Putin hat jedoch einen Weg gefunden, dieses System zu umgehen, indem er die Identität der zum Transport verwendeten Schiffe und den Ursprung ihrer Ladung verschleiert. Diese Taktik ermöglicht es, weiterhin Geschäfte mit westlichen Ländern abzuwickeln.
Reaktionen des Westens auf die Schattenflotte
Die westlichen Nationen reagieren auf diese Entwicklung, indem sie direkte Sanktionen gegen die involvierten Schiffe verhängen. Ein markantes Beispiel ist das Vereinigte Königreich, das am 11. September zehn Tanker sanktioniert hat, die im Verdacht stehen, Teil der Schattenflotte zu sein. Das britische Außenministerium betonte, dass die Einnahmen aus dem Ölverkauf eine der wichtigsten Finanzierungsquellen für den Ukraine-Krieg sind. Dabei stammt ein Viertel des russischen Budgets für 2023 aus diesen Verkäufen.
David Lammy, der britische Außenminister, erklärte, dass Russland in den Aufbau dieser Schattenflotte mehr als acht Milliarden Dollar investiert hat. Das Ziel der westlichen Staaten ist, dieses Investment als teuren Fehler darzustellen, indem sie dafür sorgen, dass sanktionierte Tanker nicht in der Lage sind, ihre Lasten zu transportieren. Ein solcher Ansatz könnte die Versuche Russlands, wirtschaftliche Sanktionen zu umgehen, erheblich untergraben.
Zusätzlich informierten EU-Behörden über ein 14. Sanktionspaket, das sich speziell gegen einzelne Schiffe richtet, die Teil dieser Schattenflotte sein können. Laut Informationen von Report Mainz befinden sich die zuständigen Stellen in enger Abstimmung mit G7- und EU-Partnern, um weitere Sanktionen zu erlassen. Damit wird deutlich, dass die westlichen Regierungen diese neue Methode Russlands ernst nehmen und alles daran setzen, deren Effektivität zu minimieren.
Aktuelle Entwicklungen zeigen, dass die Schattenflotte zwar kurzfristig Russlands Ölverkäufe sichern kann, jedoch die Länder des Westens verstärkt gegen diese Taktiken vorgehen, um die russische Wirtschaft weiter zu schwächen. Die tatsächlichen Langzeitfolgen dieser Maßnahmen werden sich in den kommenden Monaten und Jahren zeigen und könnten entscheidend für den weiteren Verlauf des Ukraine-Kriegs sein.