In einer aktuellen Veranstaltung im Jugendhaus Don Bosco in Mainz hat Bischof Kohlgraf eindringlich auf die Grenzen militärischer Lösungen in Konflikten hingewiesen. Sein Aufruf war klar: „Frieden ist immer mehr als das Schweigen der Waffen. Die Kriegsparteien müssen auch miteinander reden.“ Kohlgraf betonte, dass der Hass in den Herzen der Menschen auch nach militärischen Konflikten bestehen bleibt oder sich gar verstärkt. Daher sei es unabdingbar, nach alternativen Lösungen zu suchen, auch wenn diese nur kleine Schritte in Richtung Frieden sind.
Der Bischof gab einen Überblick über das Friedenswort der deutschen Bischöfe und erläuterte die Entstehung des umfassenden, 175-seitigen Dokuments, das als Grundlage für weitere Diskussionen dienen soll. Diese Veranstaltung, die unter dem Titel „Gerechter Friede in kriegerischen Zeiten? Kritische Würdigung des Friedenswortes der deutschen Bischöfe“ stand, war im Rahmen der Zusammenarbeit des Bischöflichen Ordinariats Mainz mit Pax Christi Rhein-Main und der Akademie des Bistums organisiert worden.
Friedensbotschaften und politische Ansätze
Elisabeth Freise, eine Vertreterin des ökumenischen Netzes „Church and Peace“, wies auf die 2017 veröffentlichten Leitlinien der Bundesregierung hin, die sich mit Krisenprävention und dem Friedenförderung beschäftigen. Diese Wechselwirkungen zwischen politischen Richtlinien und konkreten Handlungen waren Thema ihrer Ausführungen. Sie erklärte, dass die Leitlinien einen „anspruchsvollen Instrument“ darstellen, das in der politischen Arbeit Berücksichtigung finden sollte. Doch bis jetzt seien die Ansätze auf der großen politischen Bühne noch nicht angekommen.
Der Vorsitzende der Gemeinschaft Katholischer Soldaten (GKS), Oberstleutnant Ulrich Schäffer, würdigte das Friedenswort als eine wertvolle Inspirationsquelle für die Arbeit der GKS. Er äußerte sich besorgt über die Möglichkeit einer militärischen Lösung im Ukraine-Krieg. Zusammen mit Michael Gahler, Mitglied des Europäischen Parlaments und CDU-Abgeordneten aus Groß-Gerau, diskutierte er über die Fragen der Waffenlieferungen an die Ukraine. Während Gahler die Lieferung von Taurus-Raketen unterstützte, äußerte Schäffer klare Bedenken. Diese unterschiedlichen Ansichten verdeutlichten die Herausforderungen, vor denen die Politik steht, wenn es um militärische Unterstützung in Krisensituationen geht.
Die Moderation des Abends übernahm die Journalistin Elisa Rheinheimer, die die Diskussion zwischen den verschiedenen Teilnehmern aktiv gestaltete. Die Anwesenden hatten die Möglichkeit, sich über die unterschiedlichen Perspektiven auszutauschen und über den Umgang mit Frieden in kriegerischen Zeiten nachzudenken.
Insgesamt zeigte die Veranstaltung den unbequemen, aber nötigen Dialog über Frieden und Konflikte auf. Die Teilnahme von hochrangigen Vertretern der Kirche sowie Politikern verdeutlicht, dass diese Themen im Mittelpunkt der öffentlichen Diskussion stehen sollten. Kohlgraf verdeutlichte, dass es eine gemeinsame Verantwortung gibt, Gespräche nicht abreißen zu lassen und aktiv nach Lösungen zu suchen, die über militärische Interventionen hinausgehen.
Für vertiefte Einblicke und weitere Informationen zu diesen Themen können Interessierte die aktuelle Berichterstattung auf bistummainz.de besuchen.