Die Mundenheimer Kerwe, eine der bedeutendsten Veranstaltungen in der Region, hat in diesem Jahr mit frischen Ideen aufgewartet, während sie gleichzeitig bewährte Traditionen aufrecht hielt. Vor den zahlreich versammelten Festbesuchern kamen nicht nur die Verantwortlichen zu Wort, sondern es gab auch einen Moment des Innehaltens nach einem Vorfall, der die Vorfreude auf das Fest überschattete.
Ortsvorsteher Raymond Höptner (CDU) und Oberbürgermeisterin Jutta Steinruck (parteilos) eröffnete das Fest feierlich, während Höptner nach einem körperlichen Übergriff von Müllsündern in der Vorwoche sowohl Applaus als auch Solidarität erntete. „Wir als Stadtvorstand sind von diesem Vorfall tief betroffen“, teilte Steinruck mit und lobte Höptners Entschluss, das Fest trotz der Vorkommnisse fortzuführen. Beim Fassanstich des Ortsvorstehers, der es mit vier Schlägen schaffte, war schnell wieder die gute Stimmung zurück, als er die Zuschauer mit einem Zitat des legendären CSU-Politikers Franz Josef Strauß erfreute: „Geräusche, die von einem Volksfest ausgehen sind kein Lärm, sondern ein Ausdruck der Lebensfreude.“
Erfolgreiches Sicherheitskonzept
Zufriedenheit herrschte nach dem ersten Festwochenende bei den Organisatoren. Marco Schüssler, seit einem Jahrzehnt für den Ausschank am Festplatz verantwortlich, berichtete von einem hervorragenden Besuch: „Wir waren ab Freitag gut besucht und das war das erste Jahr ohne Zwischenfälle.“ Das neu implementierte Sicherheitskonzept, das auf eine erhöhte Präsenz von Polizei und einem privaten Sicherheitsdienst setzte, wurde von allen Beteiligten als Erfolg gewertet. Es zeigte sich auch, dass der Festplatz unter der Verantwortung von Schausteller Andreas Göbel an Attraktivität gewonnen hatte. „Es war ein voller Erfolg“, so Schüssler, der sich bereits vor den letzten Festtagen begeistert äußerte.
Das merklich verbesserte Sicherheitskonzept kam bei den Besuchern gut an. Es trug dazu bei, dass sich jeder sicherer fühlte und das Fest mit mehr Freude und weniger Sorgen genießen konnte. Besonders die große Präsenz der Ordnungskräfte vermittelte ein Gefühl der Geborgenheit, was für eine Feier dieser Größenordnung unerlässlich ist.
Vielfalt und Zusammenhalt bei der Kerwe
Die Munnemer Göckel, verantwortlich für die Organisation des Festes, konnten sich in diesem Jahr ganz auf die Rolle des gastgebenden Vereines konzentrieren. Trotz einer misslichen Lage – es gelang nicht, eine Kerweprinzessin zu finden – machte sich dies nicht negativ bemerkbar. Der Vorsitzende Andreas Mack erklärte: „Normalerweise waren wir freitags immer mit viel Personal bei der Inthronisation auf dem Kerweplatz. Dieses Jahr konnten wir dafür unsere Gockelsklause schon am Freitag öffnen.“ Zwar hatte sich das noch nicht bei allen Gästen herumgesprochen, aber die Besucherzahlen am Samstag waren überwältigend.
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Solidarität, die die Veranstaltung mit sich bringt. Joachim Sommer vom „Treff am Turm“ berichtete von einem „sehr guten Besuch“ und meinte, dass die Einnahmen aus dem Vorjahr wieder erreicht werden konnten. Im vergangenen Jahr erwirtschaftete der Verein an den fünf Festtagen 6300 Euro, die in diesem Jahr, wie gewohnt, an soziale Einrichtungen in Mundenheim und der Umgebung gespendet werden. „Die unterschiedlichen Standorte machen den Charme der Munnemer Kerwe aus“, so Höptner. Diese Vielfalt trägt also nicht nur zur Unterhaltung der Gäste bei, sondern tut auch Gutes.
Am Montag stehen weitere Feierlichkeiten an. Sowohl „Treff am Turm“ als auch die Göckel laden zu einem gemeinsamen Mittagessen. Am Nachmittag sind die Kinder des Annastifts eingeladen, um die Attraktionen im Vergnügungspark zu genießen. Am Dienstag folgt ein Seniorennachmittag, organisiert von Höptner, bevor das Fest nach einem bunten Treiben für ein weiteres Jahr zur Ruhe kommt. Es war ein aufregendes Wochenende, das trotz kleiner Stolpersteine durchweg positive Resonanz erhielt.
Ein gelungener Auftakt mit traditionsreicher Atmosphäre
Insgesamt lässt sich sagen, dass die Mundenheimer Kerwe nicht nur ein Fest der Freude und des Zusammentreffens ist, sondern auch ein Symbol für Zusammenhalt und den gelungenen Umgang mit Herausforderungen darstellt. Die Freude der Besucher und die positive Resonanz aller Beteiligten zeigen, dass die Vorfreude auf das nächste Jahr bereits jetzt spürbar ist. Ein Event, das nicht nur den Ruf einer regionalen Tragödie anzuprangern weiß, sondern auch feierlich die Lebensfreude der Menschen hebt und ihre Gemeinschaft stärkt.
Historische Bedeutung der Mundenheimer Kerwe
Die Mundenheimer Kerwe hat eine lange Tradition, die bis ins 19. Jahrhundert reicht. Ursprünglich als Erntedankfest gegründet, entwickelte sie sich im Laufe der Jahre zu einem wichtigen sozialen und kulturellen Ereignis für die Gemeinde Mundenheim und darüber hinaus. Die Kerwe ist nicht nur ein Ort des Feierns, sondern auch ein bedeutendes Treffen für die Dorfgemeinschaft. Verglichen mit anderen regionalen Festen, wie der Ludwigshafener Maifeld Kerwe, konnte die Mundenheimer Kerwe auch in schwierigen Zeiten, wie während der Weltkriege, ihre Bedeutung bewahren. Damals wurden viele Feste stark eingeschränkt oder ganz abgesagt, doch nach Kriegsende erlebten sie oft eine noch größere Rückkehr zu den Feierlichkeiten.
Im Gegensatz zu diesen historischen Herausforderungen, zeigt die Mundenheimer Kerwe in der heutigen Zeit, dass sie sich anpassen und modernisieren kann, während die kulturellen Traditionen weiterhin im Vordergrund stehen. Dies zeigt sich beispielsweise in den neuen Sicherheitskonzepten und dem Bemühen, das Fest für alle Generationen attraktiv zu gestalten. Solche Anpassungen sind notwendig, um zeitgenössischen Anforderungen gerecht zu werden, ohne die Wurzeln und die Gemeinschaftsbindung des Festes aus den Augen zu verlieren.
Die Rolle von Freiwilligen und lokalen Organisationen
Freiwillige und lokale Organisationen spielen eine entscheidende Rolle in der Durchführung der Mundenheimer Kerwe. Jedes Jahr sind zahlreiche Ehrenamtliche aktiv beteiligt, um das Fest zu gestalten und durchzuführen. Diese Menschen bringen nicht nur ihre Zeit und Energie ein, sondern auch eine tiefe Leidenschaft für ihre Gemeinschaft. Der „Treff am Turm“ und die Mundenheimer Göckel sind hervorragende Beispiele, wie lokale Vereine eine Plattform bieten, um soziale Initiativen zu unterstützen und das Zusammengehörigkeitsgefühl der Region zu stärken.
Die Einnahmen aus den Aktivitäten dieser Gruppen fließen häufig in soziale Projekte. Im Jahr 2022 wurden beispielsweise über 6000 Euro an lokale Einrichtungen gespendet, was die soziale Verantwortung der Organisatoren unterstreicht. Solche Initiativen tragen zur Stärkung der Gemeinschaft bei und fördern den sozialen Zusammenhalt, was in der heutigen Zeit von besonderer Bedeutung ist. Indem sie solche Aktivitäten unterstützen, zeigen die Vereine, dass die Kerwe mehr ist als nur ein Fest; sie ist ein wichtiger Bestandteil des sozialen Lebens in Mundenheim.
– NAG