Der neue BASF-Chef Dr. Markus Kamieth kündigte eine umfassende Umstrukturierung des Chemiekonzerns an, die bei den Mitarbeitenden für Verunsicherung sorgt. Die neue Strategie, die mit dem Motto „Schlanker, aber stärker“ beschrieben wird, zielt darauf ab, Kosten zu senken und die Effizienz zu steigern. Allerdings bleibt unklar, wie viele der 39.000 Arbeitsplätze am Hauptstandort Ludwigshafen betroffen sein werden. Der Betriebsrat äußert Bedenken, dass die vielen Sparmaßnahmen das Gefühl von Ohnmacht unter den Beschäftigten verstärken und fordert eine Ausweitung des Ausschlusses betriebsbedingter Kündigungen bis 2030.
Die Kritik am Vorgehen von BASF kommt nicht nur vom Betriebsrat, sondern auch von der Gewerkschaft IG BCE und der Landespolitik. Roland Strasser, Leiter des IG BCE-Landesbezirks Rheinland-Pfalz/Saarland, betont, dass die Angestellten sich nicht nur um ihre berufliche Zukunft sorgen, sondern auch um die Wirtschaftlichkeit in der Region. Die Angst vor Abwanderung von Arbeitsplätzen ist greifbar. Helmut Martin von der CDU-Landtagsfraktion warnte, dass die Rationalisierungsmaßnahmen des Unternehmens einen Beitrag zur bereits herrschenden Standortkrise in Deutschland leisten könnten.
Kritik aus verschiedenen Richtungen
Die Pläne von BASF, unter anderem die Dividende deutlich zu senken, haben die Wellen höher geschlagen. Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) sieht in diesen Entwicklungen einen weiteren Hinweis auf die bedrängte Lage der Industrie in Deutschland. VCI-Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup fordert die Bundesregierung auf, konkrete Maßnahmen zu ergreifen, um die Wettbewerbsfähigkeit der Branche zu sichern, wie die Senkung der Energiekosten und umfassende Steuerreformen.
Die Verunsicherung wird durch die Drohung, dass weitere Produktionsanlagen stillgelegt werden könnten, verstärkt. Standortleiterin Katja Scharpwinkel bestätigte, dass derzeit geprüft wird, wo weitere Anpassungen notwendig sein könnten. Die Zielsetzung für Ludwigshafen bleibt es, ein wettbewerbsfähiger Standort in Europa zu sein, jedoch bleibt unklar, wie dies angesichts der angestrebten Sparmaßnahmen erreicht werden soll.
Die bestehenden Maßnahmen, die bereits zur Schließung von Anlagen geführt haben, wie die für Adipinsäure und Cyclododecanon, lösen zusätzliche Sorgen aus. Die Ungewissheit über die Zukunft des Standorts und die Anzahl der potenziell betroffenen Stellen dominiert die Gespräche der Mitarbeiter.
BASF plant, seine Agrarsparte bis 2027 an die Börse zu bringen und den Fokus auf die eigenen Kernbereiche zu verstärken. Das Unternehmen verfolgt eine drastische Reduktion der Kosten und strebt Einsparungen von etwa 2,1 Milliarden Euro bis Ende 2026 an. Dies beinhaltet auch einen Stellenabbau von rund 2.600 Arbeitsplätzen, von denen 1.800 am Standort Ludwigshafen liegen.
Die Pläne der Unternehmensspitze, trotz aller Schwierigkeiten in den vergangenen Jahren, beinhalten eine erhebliche Steigerung des operativen Gewinns mittelfristig. Der bereinigte Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen soll bis 2028 zirka zehn bis zwölf Milliarden Euro erreichen. Ob diese ambitionierten Ziele ohne das Vertrauen und die Sorgen der Arbeitnehmer erreicht werden können, bleibt offen.
Berichten zufolge sind die Herausforderungen, vor denen BASF steht, auch ein Spiegelbild der allgemeinen wirtschaftlichen Lage der Chemieindustrie in Deutschland. Die Umstrukturierungen und der Druck auf die Kosten könnten langfristig die Innovationskraft des Unternehmens beeinträchtigen und damit die Zukunftsperspektiven gefährden. Damit ist auch die Frage nach der nachhaltigen Entwicklung der gesamten Branche und ihrer Wettbewerbsfähigkeit verbunden, die zunehmend Anstrengungen der Regierung verlangt.
Die besorgten Stimmen der Beschäftigten und der verschiedenen Interessensvertretungen zeigen, dass der Weg, den BASF eingeschlagen hat, nicht nur innenpolitische, sondern auch ökonomische Auswirkungen haben könnte.