Der neue CEO von BASF, Dr. Markus Kamieth, hat mit seiner Strategie für den Chemieriesen für große Aufregung gesorgt. Die Ankündigungen zur Unternehmensumstrukturierung haben nicht nur die Aktionäre betroffen, sondern verunsichern auch zehntausende Mitarbeiter am Hauptstandort in Ludwigshafen. Diese "schlanke, aber starke" Neuausrichtung geht einher mit der drastischen Senkung der Dividende, was viele Arbeitnehmer als bedrohlich empfinden. Der Betriebsrat und die Gewerkschaften äußern sich in scharfer Kritik und heben hervor, dass anstelle von zukunftssicheren Konzepten vor allem die Kostenreduktion im Vordergrund steht.
„Die ständigen Sparprogramme lassen die Beschäftigten ohnmächtig erscheinen. Es ist eine Zeit der großen Ungewissheit für sie“, erklärt Sinischa Horvat, der Vorsitzende des Betriebsrats. Er fordert eine Ausweitung der bestehenden Vereinbarungen zum Kündigungsschutz bis 2030. Der Fokus liegt nun auf der Verlängerung der Standortvereinbarung, die betriebsbedingte Kündigungen bis Ende 2025 ausschließt. Horvat befürchtet, dass diese Unsicherheiten die Motivation und das Vertrauen der Beschäftigten erheblich beeinträchtigen könnten.
Kritik an der Unternehmensstrategie
Die neue Unternehmensstrategie findet nicht nur unter den Mitarbeitern, sondern auch in der Politik und Gewerkschaften wenig Anklang. Roland Strasser, der Leiter des IG BCE-Landesbezirks Rheinland-Pfalz/Saarland, stellt fest, dass die Sorgen nicht nur um die persönliche Zukunft der Beschäftigten kreisen, sondern auch um die regionalen Effekte. Diese Unsicherheiten in einem Schlüsselunternehmen wie BASF könnten weitreichende Folgen für die gesamte Wertschöpfungskette haben. Strasser fordert einen mutigen Plan, der über ständige Sparmaßnahmen hinausgeht.
Der Verband der Chemischen Industrie (VCI) hat die Situation ebenfalls scharf kritisiert. Hauptgeschäftsführer Wolfgang Große Entrup beschreibt die Entwicklungen als Zeichen einer anhaltenden industriellen Talfahrt und fordert von der Bundesregierung, zügig Maßnahmen zur Senkung der Energiekosten und zur Steuerreform in die Tat umzusetzen. Auch in der Landespolitik alarmiert die Lage die Verantwortlichen. Helmut Martin, wirtschaftspolitischer Sprecher der CDU-Landtagsfraktion, warnt vor den Folgen von Produktionsverlagerungen, die Arbeitsplätze in Deutschland kosten könnten.
Die Sorgen wurden am 26. September weiter angeheizt, als BASF während seines Kapitalmarkttages bestätigte, dass das Unternehmen nicht ausschließt, weitere Anlagen am Standort Ludwigshafen stillzulegen. Katja Scharpwinkel, die Standortleiterin, erklärte, dass Maßnahmen zur Anpassung der Anlagen geprüft würden. Dabei ist die genaue Zahl der potenziell betroffenen 39.000 Arbeitsplätze in Ludwigshafen zur Zeit unklar.
Zu den bereits umgesetzten Maßnahmen zählen unter anderem die Schließung von Produktionsanlagen für Adipinsäure, Cyclododecanon (CDon) und Cyclopentanon (CPon). Diese Entscheidungen stehen im Rahmen der Bestrebungen, Ludwigshafen als führenden und nachhaltigen Chemiestandort in Europa zu etablieren. Kamieth betont, dass BASF ohne die starken und vielfältigen Chemiegeschäfte nicht konkurrenzfähig sein könnte.
Langfristige Pläne und Kosteneinsparungen
Ein weiterer Aspekt der neuen Strategie ist die geplante Ausgliederung der Agrarsparte, um einen mittelfristigen Börsengang zu ermöglichen. Der Konzern strebt in den kommenden Jahren an, seine Kerngeschäfte zu konsolidieren und profitorientiert zu wachsen. Der Fokus liegt dabei auf Kosteneinsparungen, um den operativen Gewinn bis 2028 auf zwischen zehn und zwölf Milliarden Euro zu steigern, während der Gewinn 2023 bei nur 7,7 Milliarden Euro lag.
Ein straffer Sparkurs, der auch den Abbau von 2.600 Stellen umfasst, darunter wohl 1.800 am Standort Ludwigshafen, wurde angekündigt. Dies führt zu weiteren Spannungen und Fragen innerhalb der Belegschaft, die sich angesichts der anhaltenden Entwicklungen und der Unsicherheiten zur Zukunft von BASF und den Arbeitsplätzen in Ludwigshafen zunehmend besorgt zeigt.
Die Änderungen bei BASF verdeutlichen die tiefgreifenden Herausforderungen, vor denen die Chemiebranche in Deutschland steht. Vor dem Hintergrund dieser Umstrukturierungen bleibt abzuwarten, wie die verschiedenen Interessengruppen reagieren werden, und welche Maßnahmen ergriffen werden, um den Standort Ludwigshafen in einer zunehmend wettbewerbsintensiven Umgebung abzusichern. Die Situation wird weiter beobachtet, da die Unsicherheiten für die Beschäftigten in den kommenden Wochen und Monaten zunehmen könnten.
Für detaillierte Informationen über die Hintergründe und aktuelle Entwicklungen lohnt es sich, die Berichterstattung auf www.ludwigshafen24.de zu verfolgen.
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