Klara Rietz, eine engagierte Besucherin der Herbstmesse in Kusel, hat lebhafte Erinnerungen an die prägenden Momente dieser traditionsreichen Veranstaltung. Zwei besondere Ereignisse aus ihrer Vergangenheit sind es, die sie gerne teilt. Die Kuseler Herbstmesse hat für sie nicht nur einen nostalgischen Wert, sondern auch eine Verbindung zu bedeutenden Persönlichkeiten der Musikgeschichte.
In den 1950er Jahren, als Klara noch frisch verheiratet war, passierte etwas Unvergessliches. Auf dem Weg zum Messegelände hörten sie und ihr Mann einen aufregenden Gesang. „Es klang so schön“, berichtet sie. Die beiden konnten der Melodie nicht widerstehen und begaben sich zu einer nahegelegenen Halle. Dort stiegen die Klänge eines unbekannten Sängers empor. Es war Fritz Wunderlich, der bald darauf in internationalen Städten wie Berlin, Venedig und London berühmt werden sollte. Der Besuch der Halle sollte für die Rietz‘ zu einem eindrucksvollen Erlebnis werden, auch wenn sie sich nicht die Tickets leisten konnten. Doch die Stimme des Opernsängers, die sich durch die Lüfte schwang, blieb ihnen im Gedächtnis.
Ein Rettungsakt für die Jacob Sisters
Fast drei Jahrzehnte später, in den 1980er Jahren, führt Klara eine andere denkwürdige Begegnung an. Ihre Tochter, ihr Schwiegersohn und ein Freund sind mit dem Auto zur Messe gefahren. Damals war es noch möglich, direkt in der Nähe des Messegeländes zu parken. Beim Aussteigen trafen sie auf eine verzweifelte Situation. Vier Frauen, die Jacob Sisters, steckten in einer misslichen Lage. Die berühmte Girlgroup, bekannt für ihre Pudel und ihren mitreißenden Schlager, hatte sich in der Hektik ihres Auftritts ausgesperrt, während die gesamte Garderobe im Wagen blieb.
Klara Rietz erinnert sich an den Moment: „Mein Schwiegersohn hatte einen alten Drahtkleiderbügel im Auto“, erzählt sie. Mit einem geschickten Handgriff gelang es ihm, die Verriegelung des Fahrzeugs von innen zu lösen – eine Aktion, die eher an die alten Filme über Autodiebe erinnert. Es war ein Glücksfall, der den Tag der Jacob Sisters rettete und sie kurz darauf in die Garderobe eilten, frisch und bereit für ihr Konzert.
Die Künstlerin Zuwendung zeigte sich nicht nur in den unvergesslichen Erlebnissen, die die Messe ihren Besuchern bot, sondern auch in der Fähigkeit der Menschen, einander zu helfen. Klara Rietz ist ein Beispiel dafür, wie die Herbstmesse in Kusel nicht nur ein Ort für Unterhaltung und Musik ist, sondern auch für Verbindung und Unterstützung.
Erinnerungen, die bleiben
Hier geht es zur vorherigen Folge der Messeerinnerungen: Der reiche Onkel aus Amerika
Der historische Kontext der Kuseler Herbstmesse
Die Kuseler Herbstmesse ist eine traditionelle Veranstaltung, die auf eine lange Geschichte zurückblickt und tief in der Kultur der Region verwurzelt ist. Ursprünglich wurde sie im 19. Jahrhundert als landwirtschaftlicher Markt gegründet, um die regionalen Produkte zu präsentieren und den Austausch zwischen Landwirten und Käufern zu fördern. Im Laufe der Jahre entwickelte sich die Messe zu einem kulturellen Event, das nicht nur lokale Produkte, sondern auch musikalische und soziale Darbietungen anbot.
Diese Entwicklung reflektiert den wirtschaftlichen Wandel in Deutschland, insbesondere im ländlichen Raum. Mit dem Übertritt von einer agrarischen Gesellschaft zu einem stärkeren Fokus auf Dienstleistungen und Industrialisierung bekamen Messen wie die Kuseler Herbstmesse eine neue Bedeutung. Sie dienten nicht mehr nur dem Handel, sondern auch der Gemeinschaftsbildung und dem Austausch von Ideen und Kulturen.
Einfluss auf die musikalische Szene
Die Kuseler Herbstmesse hat über die Jahre zahlreiche Künstler und Musiker angezogen, die dort auftraten und somit zur kulturellen Vielfalt des Events beitrugen. Die Auftritte von berühmten Künstlern wie Fritz Wunderlich oder den Jacob Sisters schufen nicht nur unvergessliche Erinnerungen für die Besucher, sondern beförderten auch die karitative Karriere der Künstler. Beispielsweise ist Fritz Wunderlich, der als einer der größten Tenöre des 20. Jahrhunderts gilt, insbesondere in der klassischen Musikszene weltweit bekannt geworden.
Die Einbindung von Musikern in solche lokalen Veranstaltungen trägt auch zur Förderung junger Talente bei, da zahlreiche Nachwuchskünstler die Gelegenheit nutzen, sich einem breiteren Publikum zu präsentieren. Diese Schnittstelle zwischen regionalem Brauchtum und professioneller Musik bietet einen wertvollen Raum für kulturelle Begegnungen.
– NAG