Am 10. September öffnete das Fraunhofer Institut für Techno- und Wirtschaftsmathematik (ITWM) in Kaiserslautern seine Türen unter dem Motto „Mathe öffnet Türen“. Bei dieser Veranstaltung wurde die zentrale Rolle der Mathematik in der heutigen Wirtschaft und Technik deutlich gemacht, nachdem die Disziplin über Jahre in ihrer Bedeutung unterschätzt wurde. Professor Anita Schöbel, die Leiterin des Instituts, hob in ihrer Eröffnungsrede hervor, dass Mathematik mittlerweile unverzichtbar für viele Bereiche ist, besonders für die Entwicklung von Computersimulationen und virtuellen Welten.
Besucher hatten die Möglichkeit, in die faszinierenden Anwendungen der Mathematik einzutauchen, die auf verschiedene Standorte verteilt waren, darunter spannende Projekte zur Optimierung von Reifen und Batteriezellen, sowie Ansätze zur Planung von Photovoltaikanlagen.
Innovationen in der Reifen- und Batterietechnologie
An einem der ersten Stände erzählte Axel Gallrein von CDTire, wie Reifen virtuell modelliert werden, um deren Verhalten während der Nutzung vorherzusagen. Die Herausforderung besteht darin, verschiedene Faktoren wie Abrieb und Fahrverhalten in Einklang zu bringen, was ohne die mathematische Analyse kaum möglich wäre. „Wir stehen in Kontakt mit der Autoindustrie und Reifenherstellern, um die optimale Lösung für alle zu finden“, erklärte Gallrein.
Jochen Zausch präsentierte derweil das Thema der virtuellen Batteriezwillinge. Dabei wird untersucht, wie Batteriezellen designt werden können, um optimale Leistung zu erzielen. Die Anforderungen sind hoch und vielfältig: Wie schnell können sie geladen werden? Wie lange halten sie? Zausch verwies auf die Wichtigkeit der Materialien und der Form der Batteriezellen, die sich nicht nur in mikroskopischen, sondern auch in makroskopischen Tests bewähren müssen.
Ein weiterer faszinierender Bereich war die Anwendung von Mathematik in der Planung von Freiland-Photovoltaikanlagen. Michael Moos schilderte, dass bei der Anordnung der Solarpanels viele Faktoren berücksichtigt werden müssen: Größe, Lage, Wetterbedingungen und mehr, um Maximierung der Sonnenausbeute zu erreichen. Dabei wird auch die Frage der Speicherkapazität angesprochen, da Batteriespeicher mittlerweile preisgünstig geworden sind. „Das ist sicher ein Grund, warum wir jetzt verstärkt darauf zurückgreifen“, fügte Moos hinzu.
Mathematik trifft auf Kriminalistik
Ein besonders spannender Stand war der, an dem neuronale Netze zur Analyse von kriminellen Netzwerken vorgestellt wurden. Florian Schirra erklärte, wie diese Software die grafische Darstellung von E-Mail-Verkehren aufbereiten kann. „Wir helfen Ermittlern, Kontaktmuster zu erkennen“, erläuterte er. Besonders amüsant war eine Anekdote, in der durch die Analyse ans Licht kam, dass der Hausmeister eines Unternehmens über viele Kontakte verfügte – ein Hinweis auf potenzielle kriminelle Aktivitäten.
Die innovative Software ist in der Lage, wiederkehrende Schreibstile zu erkennen, was sie bei der Identifizierung verdächtiger Personen unterstützt. Erfreulicherweise ist das Team motiviert, diese Programme weiter zu entwickeln, wobei die Mathematiker oft nicht für die benutzerfreundliche Verpackung zuständig sind, was jedoch für die Anwendung entscheidend ist.
Bei den verschiedenen Ständen des Fraunhofer ITWM wurde einmal mehr deutlich, wie sehr Mathematik in der heutigen Welt verankert ist. Die Methoden und Technologien, die zur Anwendung kommen, helfen nicht nur, praktische Probleme zu lösen, sie eröffnen auch neue Perspektiven in Wissenschaft und Industrie. Die Veranstaltung setzte somit ein starkes Zeichen für die Bedeutung der Mathematik in der modernen Technologiewelt. Mehr Informationen dazu finden Sie in einem ausführlichen Bericht auf www.wochenblatt-reporter.de.