Die geheimnisvollen Freimaurer ziehen oft die Blicke der Neugierigen auf sich. Häufig werden sie in einem Nebel aus Misstrauen und Fantasie wahrgenommen. Jedoch, im Herzen von Pirmasens, sucht die Freimaurerloge „Zur Treue am Berge Horeb“ aktiv den Dialog und bietet einen Spielautomaten der Realität. Unter der Leitung von Uwe Scheid, Zeremonienmeister und stellvertretender Meister vom Stuhl, haben die Brüder der Loge beschlossen, ihren Vorurteilen entgegenzutreten und den Menschen einen Einblick in ihre Praktiken zu geben.
Das unscheinbare Gebäude an der Beckenhofer Straße beherbergt die Loge, die derzeit 22 Brüder zählt, Altersspanne von Anfang 50 bis Mitte 70. Scheid bemerkt, dass viele Männer in der Lebensmitte stehen und sich fragen: „Was kommt jetzt?“, weshalb sie sich kreativ über persönliche Weiterentwicklung und gemeinschaftliche Unterstützung austauschen. Während viele Menschen nach Klischeebildern wie etwa aus „Illuminati“ greifen, ist die Realität der Freimaurer eine andere: „Wir sind kein Geheimbund“, betont Scheid. „Wir trinken kein Blut aus dem Totenschädel!“
Ein Ort der Brüderlichkeit und des Austauschs
Die Freimaurer setzen sich für Humanität, Brüderlichkeit und Toleranz ein. Ihre Zusammenkünfte dienen nicht nur dem Austausch von Gedanken, sondern auch der Selbstoptimierung. Im Tempel, einem besonderen Raum, der nur den Brüdern zugänglich ist, wird intensive Arbeit an persönlicher Entwicklung geleistet. Trotz aller Mühen wissen sie, dass Fehler und Rückschläge menschlich sind. „Es ist ein mühsamer Weg, aber die Unterstützung der Brüder gibt Kraft“, hebt Scheid hervor. In der Loge gibt es keine Hierarchien – egal, ob erfolgreich in der Geschäftswelt oder nicht, jeder hat denselben Stellenwert.
Ein wichtiger Aspekt der Freimaurerei sind die Rituale, die eine lange Tradition haben. Die Aufnahme eines neuen Mitglieds erfolgt durch ein mehrstündiges Ritual, bei dem Musik und Licht eine bedeutende Rolle spielen. Genaueres bleibt jedoch aufgrund des Arkanprinzips verborgen, das besagt, dass gewisse Aspekte nur den Eingeweihten zugänglich sind. Scheid erklärt, dass diese Erfahrungen für Außenstehende oft schwer zu begreifen sind. „Es ist etwas, das man fühlen muss“, sagt er.
Pirmasens kann auf eine lange Geschichte Freimaurerei zurückblicken. Bere bereits 1778 wurde die Loge „Zur brennenden Granate“ gegründet, was ein bedeutendes kulturelles Erbe darstellt. Ursprünglich entstanden aus den Steinmetzbruderschaften des Mittelalters, entwickelte sich die Freimaurerei im 17. Jahrhundert weiter, als auch Nicht-Steinmetze aufgenommen wurden. Hierbei spielten die Logen eine wichtige Rolle als Orte für den Austausch revolutionärer Ideen, die nicht nach außen gelangen durften.
Obwohl Freimaurerlogen traditionell Männerbünde sind, existieren mittlerweile auch Frauenlogen, die die gleichen Werte vertreten. Diese unterscheiden sich zwar in der Anerkennung durch die „Vereinigte Großloge von England“, dennoch ist die Freimaurerei nicht mehr ausschließlich eine Männerangelegenheit.
Am 29. August um 19 Uhr veranstaltet die Pirmasenser Loge einen offenen Gästeabend. Interessierte sind eingeladen, mehr über die Freimaurerei zu erfahren und die Brüder kennenzulernen.
– NAG