Kaiserslautern

Bildungsgerechtigkeit in Kaiserslautern: Ein Kampf ums Überleben!

In Kaiserslautern kämpft Lehrerin Ingrid App für Bildungsgerechtigkeit und fordert von Eltern mehr Engagement, denn Studien belegen: Geld entscheidet über Chancen – und viele Kinder aus armen Verhältnissen stehen im Abseits!

Ein aktueller ARD-Film mit dem Titel „Ein Mann seiner Klasse“ wirft einen eindringlichen Blick auf die Herausforderungen, vor denen Kinder aus sozial benachteiligten Familien stehen. In dieser Doku wird die schwierige Kindheit von Christian Baron beleuchtet, der unter Armut, Gewalt und Perspektivlosigkeit litt. Aufgewachsen in Kaiserslautern, lebte er zusammen mit seinem alkoholkranken Vater und depressiven Mutter, während er die örtliche Grundschule besuchte.

Ingrid App, die damalige Lehrerin von Christian Baron, spricht offen über ihre Erfahrungen in der Klasse. Trotz der prekären Lebensumstände ihrer Schüler gab es während ihrer Schulzeit wenig Anzeichen für die familiären Probleme. „Man hat ihnen nicht angemerkt, dass es da zu Hause Geldnöte gab“, erklärt App. Die Kinder kamen fröhlich zur Schule, berichteten von ihren Wochenendausflügen und schienen die Schwierigkeiten zu verdrängen.

Bildungschancen und soziale Ungleichheit

Die Lehrerin stellte fest, dass viele Kinder aus ähnlichen Hintergründen stammten, jedoch oft nicht über ihre Probleme sprachen. In der Klasse gab es kein Kind, das offensichtlich wohlhabend war, sondern vielmehr eine Gruppe, die ähnliche soziale Herausforderungen hatte. „Wir hatten montags einen Morgenkreis, und die Kinder erzählten, was sie gemacht haben. Christian und sein Bruder waren immer glücklich, zur Schule zu kommen“, so App weiter.

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Erst als die Krankheitsgeschichte von Christians Mutter ans Licht kam, wurde die tatsächliche Situation der Kinder offensichtlich. Die Schule initiierte daraufhin eine Betreuung nach dem Unterricht und sorgte dafür, dass die Kinder ein warmes Mittagessen erhielten. Über die Tatsache, dass ärmere Kinder oft schlechtere Bildungschancen haben, sind sich auch viele Institutionen bewusst. Der Helferkreis Kalkofen e.V. in Kaiserslautern setzt sich aktiv dafür ein, diesen Benachteiligungen entgegenzuwirken.

Auf die Frage, wie gerecht das Bildungssystem in Kaiserslautern sei, antwortet App: „Die Grundschule, an der ich war, halte ich schon für recht bildungsgerecht.“ Es gibt zahlreiche Fördermittel, die Eltern in Anspruch nehmen können, und auch Nachhilfeangebote werden bereitgestellt. Doch die Verantwortung liege in erster Linie bei den Eltern. Sie müssen sich aktiv um die Ausbildung ihrer Kinder kümmern, um sicherzustellen, dass die Kinder die Chancen erhalten, die sie verdienen.

App erklärt, dass mangelhafte Unterstützung vonseiten der Eltern zu Lernlücken führen kann. „Ein Beispiel: Es gibt Eltern, die das Kind nicht rechtzeitig in die Schule schicken. Und wer muss darunter leiden? Das Kind.“ Dies führt oft dazu, dass die Kinder den Anschluss verlieren und sich von der Lernumgebung abgehängt fühlen. Um solche Situationen zu verbessern, kann auch das Jugendamt involviert werden, allerdings sei nicht jeder bereit, Hilfe anzunehmen.

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Herausforderungen für das Schulsystem

Die finanzielle Belastung, die mit der Einschulung und dem Schulmaterial einhergeht, ist für viele Eltern nicht zu unterschätzen. „Es gibt Lernmittelfreiheit, aber wie weit sich das auf das Material bezieht, kann ich gar nicht sagen“, so App. Die Unterstützung durch Lehrkräfte sei jedoch entscheidend, damit kein Kind benachteiligt wird.

Ingrid App macht darauf aufmerksam, dass es an den Schulen oft nicht genug Personal gibt, was die Situation zusätzlich erschwert. „Letzte Woche waren von acht Klassenlehrerinnen vier erkrankt. Da kam dann eine ganz junge Lehramtsstudentin, die den Unterricht übernommen hat“, beschreibt sie die Schwierigkeiten. Mehr Personal und Förderstunden seien unbedingt notwendig, um den Bedürfnissen der Schüler gerecht zu werden. Insbesondere Kinder mit besonderen Sprachbedürfnissen benötigen oft noch mehr Unterstützung, um im regulären Unterricht nicht auf der Strecke zu bleiben.

Die Bedeutung von Schulsozialarbeitern wird ebenfalls betont. Diese sind unerlässlich, um Schülern, die zusätzliche Unterstützung benötigen, zur Seite zu stehen. Doch in vielen Schulen gibt es nur einen Schulsozialarbeiter, was bedeutet, dass nicht genug Ressourcen zur Verfügung stehen, um den individuellen Bedürfnissen aller Kinder gerecht zu werden.

Abschließend wird deutlich, dass die Herausforderungen im Bildungssystem komplex sind und weitreichende Lösungen erfordern. Die Erfahrungen von Ingrid App und die Erlebnisse von Christian Baron zeigen, wie bedeutsam es ist, dass soziale Ungerechtigkeiten im Bildungssystem angesprochen werden. Der Dialog über Bildungsungerechtigkeit und die Rolle der Eltern ist entscheidend, um zukünftigen Generationen die gleichen Chancen auf Bildung und Entwicklung zu bieten. Für mehr Informationen zu diesem Thema kann der Artikel hier nachgelesen werden.

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