Im Herzen von Germersheim, einer Stadt mit reicher Geschichte, spielte sich einmal ein ganz besonderes Szene am Rhein ab. In der Vergangenheit war es nicht ungewöhnlich, dass sich die Menschen in den erfrischenden Gewässern des Flusses erholten und badeten. Zu dieser Zeit war die Militärschwimmschule ein wichtiger Bestandteil der Sommerfreuden, sogar in der Nähe des heutigen Anlegestegs des Rudervereins Rhenania. Doch die Realität war oft gefährlich, wie die Berichte aus den alten Befehlsbüchern zeigen.
Im Juni 1855 wurde dokumentiert, dass Soldaten trotz strenger Abmahnungen versucht hatten, in unerlaubten Bereichen zu baden. Diese Warnungen vor den Gefahren des Badens im Rhein waren nicht unbegründet. Bereits 1860 mussten zwei Soldaten, die beim Baden verunglückt waren, beerdigt werden. Es folgte die Entscheidung, eine sicherere Badegelegenheit in der Queich einzurichten, die den Soldaten als sichere Alternative diente.
Entwicklung der Badeanstalten
Mit der Gründung der „Bergdolt’schen Badeanstalt“ um 1863 nahm die Situation für die Zivilbevölkerung eine neue Wendung. Diese Einrichtung war zuvor als unregelmäßiges Rheinbad bekannt, wurde jedoch offiziell als Badeanstalt anerkannt. Der Betreiber, Bergdolt, hatte Schwierigkeiten, das Bad zu regelmäßigen Zeiten zu öffnen, was zu Verwirrung bei den Badegästen führte. Ein Regelwerk, die „Bade-Ordnung für das Bergdolt’sche Rheinbad in Germersheim“, stellte sicher, dass die Einrichtung täglich von 7 Uhr morgens bis 8 Uhr abends zugänglich war. Die Badegäste mussten für eine Stunde Baden und eine Dusche 40 Pfennige zahlen.
Die Badeordnung stellte auch sicher, dass auch diejenigen mit weniger finanziellen Mitteln Zugang zum Wasser hatten. Es gab Rabatte für Kinder und Soldaten. Bergdolt bot zudem Handtücher kostenlos an. Doch auch Begrenzungen wie eine 30-minütige Badezeit wurden eingeführt. Die strengen Regeln sorgten dafür, dass das Baden nicht nur ein Freizeitvergnügen war, sondern auch gut organisiert werden musste.
Die Bedeutung des Badens für die Zivilbevölkerung
Um 1900 wurde die Militärschwimmschule auch für Zivilisten geöffnet, jedoch nur zu einer Zeit, die für viele aufgrund von beruflichen Verpflichtungen unpraktisch war. Frauen war der Zutritt verwehrt, was eine zusätzliche Einschränkung darstellte. Diese Nachteile führten dazu, dass viele in den Rhein selbst baden gingen, oft ohne die notwendigen Sicherheitsvorkehrungen, was bedauerlicherweise auch zu schweren Unfällen führte.
Josef Sellinger, ein Zeitzeuge, beschreibt die Badehütte, die während des Ersten Weltkriegs betrieben wurde und in der nur eine geringe Fläche zum Baden zur Verfügung stand. Trotz der ungünstigen Bedingungen, die durch die starke Strömung erschwert wurden, war das Wasser klar und einladend. Die Badeaufsicht, die von der freundlichen Frau Wettengel geleitet wurde, sorgte dafür, dass die Gäste sicher und freundlich behandelt wurden. Ihre Aufgaben umfassten nicht nur die entgegengenommene Handtücher, sondern auch darauf zu achten, dass die Badegäste nicht zu lange im Wasser verweilten.
Die Erinnerungen an diese charmante Ära des Badens im Rhein spiegeln eine tief verwurzelte Tradition wider, die auch heute noch eine Quelle für Geschichten und nostalgische Rückblicke bietet. Die Entwicklungen der Badegewohnheiten und -einrichtungen in Germersheim sind ein eindrucksvolles Beispiel für den Wandel der Freizeitkultur im Laufe der Jahre. Entgegen aller Gefahren, die das Baden im Fluss mit sich brachte, blieb es für viele Bürger ein unverzichtbarer Teil des Sommers, eine Möglichkeit, sich zu erfrischen und Gemeinschaft zu erleben.