In der kleinen Gemeinde Bruttig an der Mosel wurde ein neuartiges Geocaching-Projekt ins Leben gerufen, das nicht nur Geschichtsinteressierte, sondern insbesondere jüngere Menschen ansprechen soll. Die GPS-geführte Tour thematisiert das frühere KZ-Außenlager Cochem und erinnert an die Zwangsarbeiter, die dort unter unmenschlichen Bedingungen leiden mussten. Diese Initiative verdeutlicht, wie wichtig es ist, aus der Geschichte zu lernen und das Gedenken an die Opfer lebendig zu halten.
Ein interaktives Erinnerungserlebnis
Dieses innovative Gedenkprojekt, das von Manfred Ostermann, einem ehemaligen Ortsbürgermeister, und dem erfahrenen Geocacher Jens Dlugaiczyk ins Leben gerufen wurde, führt die Teilnehmer an verschiedene historische Stätten in Bruttig. An fünf markierten Punkten können sie QR-Codes scannen, die sie zu weiteren Informationen über die schrecklichen Ereignisse im Jahr 1944 führen. Über 1.500 Zwangsarbeiter aus dem KZ Natzweiler wurden damals hierher gebracht, um an einem stillgelegten Eisenbahntunnel zu arbeiten – eine perfide Praxis, die die Naziherrschaft als „Vernichtung durch Arbeit“ bezeichnete.
Geschichte greifbar machen
Geocaching, eine moderne Form der Schnitzeljagd, bietet den Teilnehmern die Möglichkeit, durch das Lösen von Aufgaben und das Finden versteckter Behälter spielerisch in die Geschichte einzutauchen. Dabei ist es Ostermann ein großes Anliegen, das Wissen über das Lager an die jüngeren Generationen weiterzugeben, um die Erlebnisse der Überlebenden nicht in Vergessenheit geraten zu lassen. Viele dieser Zeitzeugen haben eindrückliche Geschichten von den Traumata erzählt, die sie im Lager erlitten haben, was Ostermann tief berührt hat.
Ein Gedenkstein als Mahnmal
Ein wichtiger Halt auf der Geocaching-Route führt zu einem Gedenkstein auf dem Friedhof in Bruttig. Hier sind sieben der insgesamt 49 dokumentierten Opfer beerdigt, die in dem Lager ihr Leben verloren. Dies zeigt, dass jede Station der Route nicht nur Teil einer Erkundungstour ist, sondern auch eine Gelegenheit, den Opfern Respekt zu zollen und über die Schrecken der Vergangenheit nachzudenken.
Ein Appell an die Gegenwart
Die Geocaching-Tour führt die Teilnehmer entlang der Spuren des Lageralltags und endet am ehemaligen Eingang des Eisenbahntunnels. Hier sind noch bauliche Überreste sichtbar, die eindrucksvoll von den grausamen Machenschaften der Nationalsozialisten zeugen. Ostermann hebt hervor, wie wichtig es ist, dass die Menschen aus der Vergangenheit lernen: “Wir sehen, wo politische Entwicklungen hinführen können. Das haben wir alles schon erlebt!“
Fazit: Bildung durch Erleben
Mit diesem einzigartigen Ansatz hofft der Förderverein der Gedenkstätte, die Erinnerung an die Geschehnisse im KZ-Außenlager Cochem wachzuhalten und ein Bewusstsein für die Gefahren von Extremismus und Intoleranz zu schaffen. Jeder Einzelne hat die Möglichkeit, durch die Teilnahme an dieser Geocaching-Tour nicht nur Wissen zu erlangen, sondern auch aktiv am Gedenken der Opfer teilzuhaben.
– NAG