Die Blauzungenkrankheit hat in Rheinland-Pfalz alarmierende Ausmaße angenommen. Seit dem ersten nachgewiesenen Fall im Mai breitet sich die Seuche rasend schnell unter Rindern und Schafen aus. Bislang sind mehr als 450 Betriebe von erkrankten Tieren betroffen, und die Zukunft der Tierhalter sieht düster aus. Diese Krankheit, die für Menschen ungefährlich ist, bringt einen enormen Stress für die betroffenen Landwirte mit sich.
Der Ausbruch des Virus hat dazu geführt, dass bestimmte Einschränkungen im Tiertransport verhängt wurden. Vor diesem Ereignis galt Rheinland-Pfalz drei Jahre lang als virusfrei, doch dieser Stand gehört nun der Vergangenheit an. Bereits im August meldeten die Behörden, dass über 380 Betriebe vom Virus betroffen sind, und Experten warnen vor einem fortgesetzten Anstieg. Die Lage beschreibt ein ernstes Bild, das die Tierhaltung in der Region zunehmend belastet.
Der Schutz gegen die Krankheit
Ein entscheidender Schritt im Kampf gegen die Blauzungenkrankheit ist die Impfung. Dennoch gibt es ein großes Problem: Die bisherigen Impfstoffe zeigen keine Wirkung gegen die momentan vorherrschende Variante des Virus. Drei neue Impfstoffe sind seit Juni verfügbar, allerdings bislang nur mit Notzulassung. Das Umweltministerium von Rheinland-Pfalz empfiehlt den Landwirten, ihre Tiere – Rinder, Schafe und Ziegen – impfen zu lassen. Der Hintergrund sind die schweren Verläufe der Krankheit und der drohenden finanziellen Einbußen für die Tierhalter.
Zur Unterstützung der Impfungen erhalten Tierhalter Beihilfen, die anteilig von der Tierseuchenkasse Rheinland-Pfalz sowie vom Land übernommen werden. Dies könnte eine wichtige Maßnahme sein, um das Ausbreiten der Seuche einzudämmen und die Landwirtschaft in der Region zu stabilisieren.
Bei der Blauzungenkrankheit handelt es sich um eine durch Viren ausgelöste Tierseuche, die vor allem Wiederkäuer betrifft. Übertragungsweg sind stechende Mücken, oft bei feuchtwarmem Wetter. Die Symptome sind vielfältig und äußerst alarmierend: Tiere zeigen Fieber, Apathie, Nasenausfluss, und die Zunge kann sich blau verfärben, was auf eine erhebliche Durchblutungsstörung hinweist. Schädigungen der Maulschleimhaut und Atemprobleme machen die Lage noch kritischer.
Die Schwere der Krankheit ist nicht zu unterschätzen: Bei akuten Verläufen kann die Erkrankung für die Tiere tödlich enden. Dennoch bleibt für Menschen kein Grund zur Sorge, denn die Blauzungenkrankheit ist nicht übertragbar. Der Verzehr von Fleisch- und Milchprodukten von erkrankten Tieren stellt kein Risiko dar, solange diese nicht in den Handel gelangen.
Ein landesweites Problem
Die Epidemie hat sich innerhalb weniger Monate über ganz Deutschland ausgebreitet. Der neue Serotyp BTV-3 des Erregers hat sich als besonders virulent erwiesen. Laut Informationen des Friedrich-Loeffler-Instituts gab es im Juni 13 Fälle, doch nur einen Monat später stieg die Zahl auf über 1.200. Bis zum 23. August wurden bereits mehr als 4.800 Infektionen gemeldet – und die Zahl könnte weiter ansteigen.
Ein bedeutender Unterschied zur Asiatischen Schweinpest ist, dass bei der Blauzungenkrankheit nicht ganze Tierbestände getötet werden müssen. Die Übertragung erfolgt nicht durch direkten Kontakt zwischen den Tieren, was die Situation für die Tierhalter zwar erleichtert, dennoch müssen strenge handelstechnische Einschränkungen beim Transport und Handel beachtet werden. Tiere müssen zwingend negativ getestet werden, und die Restriktionen können bis zu zwei Jahre andauern.
Diese Entwicklungen stellen nicht nur eine Herausforderung für die betroffenen Betriebe dar, sondern zeigen auch, wie schnell sich solche Krankheiten ausbreiten und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern und die Landwirtschaft zu schützen.
– NAG