In der KZ-Gedenkstätte Mörfelden-Walldorf kam es kürzlich zu einem besorgniserregenden Vorfall, bei dem eine junge Muslima verbal angegriffen wurde. Khalila B., 22 Jahre alt und studentische Mitarbeiterin der Gedenkstätte, führte eine Gruppe von 20 Gewerkschaftsmitgliedern durch das Gelände, als sie von einem Mann angegriffen wurde. Dieser zeigte sich nicht nur herablassend, sondern stellte auch zahlreiche provokante Fragen zu ihrem Kopftuch.
Mörfelden-Walldorf ist ein Ort mit schwerem geschichtlichen Hintergrund, und doch wird hier die Gegenwart in besorgniserregender Weise von wachsendem antimuslimischen Rassismus geprägt. Laut Berichten der Allianz gegen Islam- und Muslimfeindlichkeit ist ein Anstieg solcher Vorfälle um 114 Prozent im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen. Die Stimmen von Betroffenen und Fachleuten warnen, dass dieser Trend gefährliche Züge annehmen könnte.
Verbaler Angriff in der Gedenkstätte
Khalila B. meldete, dass der anschließende Angriff des Mannes sie in eine bedrohliche Lage brachte. Mit einer Hand an der Brüstung versperrte er ihr den Weg und machte abfällige Bemerkungen zu ihrem Kopftuch. Während sie ihm erklärte, dass sie das Kopftuch aus Glaubensüberzeugung trägt, wich er ihren Erklärungen aus, was bei ihr ein Gefühl der Ohnmacht auslöste. Auch die mangelnde Unterstützung durch die Gruppe machte sie betroffen. Nur eine Frau hatte sich versucht, schützend an ihre Seite zu stellen, wurde jedoch sofort vom Angreifer weggeschickt.
Die emotionalen Belastungen solcher Übergriffe sind immens. Khalila B. beschreibt, dass sie häufig mit abfälligen Bemerkungen konfrontiert wird, aber dieser Vorfall kam für sie besonders schmerzhaft, da er an ihrem Arbeitsplatz stattfand.
Mangelnde Einsicht des Angreifers
Die Reaktion der Verantwortlichen auf diesen Vorfall war gemischt. Cornelia Rühlig, Vorsitzende der Stiftung und Leiterin des Horváth-Zentrums, ist über die Situation empört und hat sich an die Antidiskriminierungsstelle gewandt. Bei einem Folgetreffen hätten die Verantwortlichen der Gewerkschaft zwar um Entschuldigung gebeten, doch der betreffende Herr zeigte keinerlei Einsicht und stellte sogar in Frage, ob eine Muslima überhaupt gegen die Verbrechen des Nationalsozialismus arbeiten dürfe.
Dieser Vorfall ist nicht isoliert zu betrachten. Khalila B. hatte das Glück, Unterstützung in ihrer schwierigen Situation zu erhalten, was nicht immer der Fall ist. Berichte des Integrationsbüros dokumentieren ähnliche Vorfälle, bei denen Betroffenen oft nicht ausreichend geholfen wird. Ein Beispiel aus einem Mehrfamilienhaus in Groß-Gerau zeigt, dass rassistische Beleidigungen und Drohungen oft einfach als bloße Nachbarschaftsstreitigkeiten abgetan werden.
Die Fachstelle gegen Rassismus und Rechtsextremismus in Groß-Gerau, vertreten durch Sedef Yildiz und Nilüfer Aldmeri, setzt sich aktiv dafür ein, antimuslimischen Rassismus sichtbarer zu machen und auf die Probleme hinzuweisen. Die beiden betonen, dass es wichtig ist, die Diskriminierung aufgrund äußerer Merkmale ernst zu nehmen, da diese oft zu weiteren negativen Zuschreibungen führt.
Das Thema antimuslimischer Rassismus ist also ein drängendes, und es bleibt abzuwarten, wie sich die gesellschaftliche Debatte darum entwickeln wird. Khalila B.s Erfahrungen sind eine eindringliche Erinnerung an die Herausforderungen, die viele Menschen täglich erleben, und an die Notwendigkeit eines gemeinschaftlichen Umdenkens im Umgang mit Diversität und Toleranz. Für weitere Informationen und Unterstützung für Betroffene von Rassismus steht die Website der Fachstelle zur Verfügung: www.NoRa-GG.de.
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