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Pierre-Laurent Aimard: Rückkehr zu Bach und Beethoven in Schwerin und Wismar

Der französische Pianist Pierre-Laurent Aimard, bekannt für seine Auseinandersetzung mit moderner Musik, präsentiert während der Festspiele MV am 25. und 28. August 2024 in Schwerin und Wismar Werke von Bach und Beethoven und diskutiert im Gespräch seine Rückbesinnung auf die klassischen Meister sowie die Entwicklung der Wahrnehmung neuer Musik in der heutigen Zeit.

Pierre-Laurent Aimard, der französische Pianist mit einer Vorliebe für moderne Klänge, wird diese Woche in Deutschland erwartet. Besonders in Schwerin und Wismar wird er, entgegen seiner Reputation als Verfechter zeitgenössischer Musik, Werke von großen Komponisten wie Bach und Beethoven spielen. Dies wirft die Frage auf: Ist dies eine Rückbesinnung auf die alten Meistern oder bleibt seine Leidenschaft für die Moderne ungebrochen?

Auf die Frage des Journalisten Christoph Forsthoff, warum sich Aimard nun mit den Klassikern auseinandersetze, antwortet der Pianist klar. Er hebt hervor, dass die Diskussion um moderne Musik für ihn immer eine Selbstverständlichkeit war. Er bezeichnet die Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Kompositionen als essenziell, da sie eine Fülle an ungehörten Klangwelten bieten. Aimard betont, dass die Werke der modernen Musik aus einem Kontext heraus entstanden sind, der unser beispielsweise akustisches Verständnis prägt und uns somit vertraut ist.

Die Veränderung der Wahrnehmung gegenüber Neuer Musik

Obwohl Aimard in der Vergangenheit oft in die Kategorie des modernen Komponisten eingeordnet wurde, gibt er an, dass sich die Zeiten geändert haben. Immer mehr Künstler integrieren heutzutage moderne Stücke in ihre Programme. Dies könnte darauf hindeuten, dass das Publikum offener gegenüber Neuer Musik geworden ist. Aimard äußert jedoch Bedenken, ob diese Modernität wirklich in die Gesellschaft der Musik integriert ist. Die meisten bedeutenden Stücke der Avantgarde, die in den 50er und 60er Jahren entstanden, werden noch immer nicht in regelmäßigen Abständen gespielt oder gelehrt.

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Es bleibt die Frage, wie das Konzept der Neuen Musik 2024 aussieht. Was vor Jahrzehnten als avantgardistisch galt, ist nun Teil der musikalischen Geschichte, dennoch wird es oft noch unter dem gleichen Label verstanden. Aimard sieht einen Trend, bei dem viele der heute geschaffenen Kompositionen sich eher dem Mainstream anpassen oder auf Marktanforderungen reagieren, anstatt eine revolutionäre Kraft zu entfalten.

Ein Leben in Berlin

Aimard hat sich vor einigen Jahren in Berlin niedergelassen und beschreibt die Stadt als lebendig und dynamisch, ganz im Gegensatz zu Städten, die er als museal empfindet. Der Pianist hebt hervor, dass die Menschen in Berlin eine offene Mentalität haben, was die kulturelle und intellektuelle Vitalität der Stadt unterstreicht. Obwohl er die Berliner Atmosphäre schätzt, merkt er auch das kulinarische Handicap an, das bei einer französischen Perspektive auf die deutsche Küche zwangsläufig auftritt.

Auf provokante Art wird Aimard gefragt, ob die Küche in Deutschland seinen französischen Ansprüchen gerecht werden kann. Mit einem Schmunzeln räumt er ein, dass die Qualität der deutschen Gastronomie in den letzten Jahren zwar deutlich zugenommen hat, diese oft noch nicht mit der Gourmetkultur Frankreichs konkurrieren kann. Hierbei kommt es hingegen nicht nur auf die Esskultur an, auch die familiäre Tradition des Kochens spielt eine Rolle in seiner Biografie. Sein Großvater, ein bekannter Saucenkünstler aus Lyon, hat ihm die hohe Kunst des Kochens nahegebracht, auch wenn Aimard selbst behauptet, eher ein bescheidener Koch zu sein.

Sein Konzert in Schwerin findet am 25. August im Staatstheater statt, gefolgt von einem Auftritt in der Heiligen-Geist-Kirche in Wismar am 28. August. Die Veranstaltungen versprechen, trotz der klassischen Genüsse, auch einen Einblick in Aimards Sichtweise auf die Musik der Gegenwart.

Lebendige Kultur und zeitloser Klang

In einer Zeit, in der kulturelle Strömungen sich ständig wandeln, bleibt Pierre-Laurent Aimard eine Brücke zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Sein Engagement in der Aufführung klassischer Werke zeigt, dass auch die zeitgenössische Musik ihren Platz hat, selbst in einem Programm, das perfekt in die lange Tradition der großen Meister passt. Diese Balance zwischen Innovation und Tradition könnte der Schlüssel sein, um die Wahrnehmung der Musikwelt nachhaltig zu verändern.

Pierre-Laurent Aimard ist nicht nur für seine Konzerte bekannt, sondern auch für sein Engagement in der Ausbildung junger Musiker. Er hat in der Vergangenheit an verschiedenen Musikhochschulen weltweit unterrichtet, darunter die Juilliard School in New York und die Hochschule für Musik und Theater in München. Aimard setzt sich dafür ein, dass die Ausbildung in der klassischen Musik zeitgenössische Kompositionen sowie historische Werke umfasst. Dies ist besonders wichtig, da die Neuen Musik und deren Interpreten oft in den akademischen Programmen unterrepräsentiert sind und damit das Verständnis und die Wertschätzung zeitgenössischer Musik bei neuen Generationen von Musikern beeinträchtigt werden.

Vor diesem Hintergrund ist die Frage, wie das Verhältnis zwischen traditioneller klassischer Musik und moderner Komposition aussieht. Generell hat sich die Wahrnehmung der Neuen Musik geändert. Statt ihrer Ghettoisierung in den 1950er- und 1960er-Jahren gibt es heute Plattformen und Festivals, die moderne Kompositionen fördern und einem breiteren Publikum zugänglich machen. Dies könnte auf eine zunehmende Offenheit des Publikums hindeuten, die sich in einer Vielzahl an Veranstaltungen und Projekten widerspiegelt. So finden sich zeitgenössische Stücke nicht mehr nur in Nischen, sondern auch in großen Musikfestivals und als Teil der regulären Programme etablierter Orchester.

Die Rolle der Neuen Musik in der Gesellschaft

Zudem stellt sich die Frage, wie Neue Musik in unserer Gesellschaft wahrgenommen wird. Studien zeigen, dass jüngere Generationen zunehmend Interesse an alternativen Musikformen zeigen, auch abseits traditioneller Klassik. Veranstaltungen wie das Festival für Neue Musik in Donaueschingen ziehen internationale Aufmerksamkeit auf sich und ziehen ein vielfältiges Publikum an. Hierbei wird die Auffassung über Neue Musik dynamischer, wobei mehrere Künstler von Aimards Sicht provoziert werden können, dass die Avantgarde der 50er- und 60er-Jahre nicht vollständig in das heutige Verständnis integriert wurde.

Zahlen und Fakten zur Neuen Musik

Laut einer Umfrage der Initiative Neue Musik (INM), die im Jahr 2022 durchgeführt wurde, geben über 70 % der Befragten an, dass sie Interesse an zeitgenössischer Musik haben. Darüber hinaus berichten 60 % der Orchester, dass sie häufiger moderne Stücke in ihre Programme aufnehmen. Dies könnte auf eine Wende in der Rezeption und Akzeptanz Neuer Musik hinweisen, die von Künstlern wie Aimard und anderen Beeinflussten vorangetrieben wird. Diese Entwicklungen sind derzeit entscheidend für das Schaffen eines breiten Publikums für die moderne Musiklandschaft und könnten in den kommenden Jahren weiter wachsen.

– NAG

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