In der heutigen digitalen Ära hat sich die Partnersuche stark gewandelt. Millionen von Menschen in Deutschland nutzen Dating-Apps wie Tinder, Parship und Bumble, um potenzielle Partner zu finden. Laut einer Umfrage des IT-Branchenverbands Bitkom aus dem Jahr 2022 haben etwa 20 Millionen Deutsche solche Plattformen ausprobiert. Beeindruckende 60 Prozent berichteten, über diese Wege bereits feste Beziehungen gefunden zu haben.
Doch was auf den ersten Blick als modernes, aufregendes Dating-Abenteuer erscheint, kann auch negative Seiten haben. Insbesondere junge Menschen stehen vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die das Online-Dating mit sich bringt. Eine jüngste Studie aus Indien, präsentiert auf einer Konferenz in Prag, zeigte, dass mehr als die Hälfte der Teilnehmer im Alter zwischen 18 und 30 Jahren sich bei der Partnersuche unsicher fühlt. Die Ursachen dafür sind vielfältig und reichen von bearbeiteten Fotos bis hin zu den zahlreichen Möglichkeiten, die das Internet bietet.
Kampf gegen Erschöpfung
Wera Aretz, eine erfahrene Paartherapeutin aus Köln, warnt vor einem sogenannten „Dating-Burnout“. Dabei handelt es sich um eine emotionale Erschöpfung, die aus dem ständigen Frust und Stress des Online-Datings resultiert. Obwohl Dating-Burnout keine medizinisch anerkannte Krankheit ist, haben Betroffene oft mit emotionaler Müdigkeit und einer allgemeinen Leistungsminderung zu kämpfen. Schätzungen zufolge sind etwa 14 Prozent der Nutzer von Dating-Plattformen betroffen.
Monotonie kann ein besonders gefährlicher Faktor sein. Das wiederholte Durchsehen von Profilen und das Schreiben der gleichen Nachrichten, ohne echte Fortschritte zu erzielen, führt oft zu einer hohen Frustration. Auch das Phänomen des „Ghosting“, bei dem ein Gesprächspartner plötzlich die Kommunikation abbricht, trägt zur emotionalen Belastung bei und kann zu einem signifikanten Risiko für Dating-Burnout werden. Vor allem Menschen mit geringem Selbstwertgefühl oder Bindungsängsten sind besonders anfällig.
Selbstpräsentation und Erwartungen
Ein weiteres Problem, das mit Online-Dating verbunden ist, ist die Tendenz zur Selbstoptimierung. Sozialpsychologin Johanna Degen erklärt, dass viele Nutzer versuchen, sich auf ihren Profilen bestmöglich darzustellen, was zusätzlichen Druck erzeugt. Diese ständige Optimierung kann dazu führen, dass Nutzer unrealistische Erwartungen an sich selbst und ihre Partner entwickeln. So kommt es vor, dass Männer sowohl bei der Körpergröße als auch beim Bildungsniveau schummeln, während Frauen oft darauf abzielen, jünger auszusehen.
Zusätzlich zeigen Studien, dass viele Menschen, die bereits in festen Beziehungen sind, sich ebenfalls in Dating-Apps umsehen. Dies kann sowohl positive als auch negative Auswirkungen haben, abhängig von der Art der Beziehung. Wenn beide Partner sich auf die Erkundung ihrer Sexualität mit Dritten einlassen, kann dies zu bereichernden Erfahrungen führen. Ohne Wissen des Partner hingegen, kann dies unweigerlich zu Konflikten und Missverständnissen führen.
Virtuelle Welt – globale Chancen
Dennoch bietet das Online-Dating auch viele Vorteile. Ein klarer Pluspunkt ist die Möglichkeit, Partner über große Distanzen hinweg zu treffen. Wera Aretz hebt hervor, dass die virtuelle Partnersuche nicht nur kulturelle Barrieren abbaut, sondern auch verschiedene gesellschaftliche Schichten zusammenbringt. Es wird möglich, Menschen aus verschiedenen Ländern und Kulturen kennenzulernen, die man im Alltag vielleicht niemals treffen würde.
Gleichzeitig gibt es eine weit verbreitete Annahme, dass Dating-Apps hauptsächlich für einmalige sexuelle Begegnungen genutzt werden. Doch laut der Bitkom-Umfrage, die lediglich sechs Prozent der Nutzer mit dem Ziel von One-Night-Stands identifizierte, sind die meisten Menschen tatsächlich auf der Suche nach festen Beziehungen.
Erfolgreiches Dating: Tipps und Tricks
Um die gewünschte Person zu finden, muss man oft auch einen gewissen Mut aufbringen und die eigene Komfortzone verlassen. Schließlich sind es nicht die besten Oberflächlichkeiten, die die wahre Verbindung formen, sondern Ehrlichkeit und das echte Interesse an einer Person.
– NAG
