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Oben ohne im Freibad: Frauenexperiment in Berlins Sommerhitze

In einem Experiment im Humboldthain Sommerbad in Berlin-Wedding am 17. August 2024 wollte die Autorin Felicitas Breschendorf herausfinden, wie es sich anfühlt, als Frau oberkörperfrei zu baden, und beleuchtet die gesellschaftlichen Herausforderungen und Ängste, die mit diesem Thema verbunden sind.

In Deutschland ist das oberkörperfreie Baden für Frauen in einer wachsenden Zahl von Städten seit einiger Zeit legal. Ein Blick auf die neuesten Entwicklungen zeigt jedoch, dass trotz der neu gewonnenen Freiheit viele Frauen weiterhin zu traditionellen Badeanzügen oder Bikinis greifen. Ein besonderes Ereignis im Freibad Humboldthain in Berlin-Wedding verdeutlicht die Herausforderungen, die mit dieser neuen Regelung einhergehen.

Die neue Regelung in Berliner Bädern

Die Diskussion um das oberkörperfreie Schwimmen für Frauen nahm nach einem Vorfall im Hallenbad in Berlin-Kaulsdorf im Dezember 2022 Fahrt auf. Eine Frau wurde beim Versuch, ohne Oberteil zu schwimmen, von der Aufsicht aufgefordert, sich zu bedecken, woraufhin sie des Bades verwiesen wurde. Sie legte eine Beschwerde ein, die zur Überarbeitung der Regeln führte. Seitdem dürfen Frauen in Berliner Bädern offiziell „oben ohne“ schwimmen, was auch in Städten wie Göttingen, Siegen, Köln und Frankfurt inzwischen erlaubt ist.

Das Experiment im Freibad

Eine Journalistin wagte den Versuch, die Erfahrung des oberkörperfreien Badens selbst zu erkunden. Am Mittwochnachmittag, bei schönem Wetter, betrat sie das Sommerbad Humboldthain, um herauszufinden, wie es tatsächlich ist, als Frau ohne Oberteil in einem öffentlichen Freibad zu sein. Zuerst stellte sie fest, dass die Mehrheit der Badenden nach wie vor klassische Badekleidung bevorzugte. Das Gefühl der Beobachtung und die Angst vor unerwünschten Blicken waren jedoch sofort zu spüren.

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Gesellschaftliche Normen und Herausforderungen

Trotz der neuen Gesetze blieb der Großteil der Frauen in Freibädern dennoch skeptisch. Eine Umfrage ergab, dass mehr Männer als Frauen ein geschlechterübergreifendes „Oben ohne“-Schwimmen befürworten, wobei die Sorge vor sexueller Belästigung von Frauen ein häufig genannter Grund ist, warum sie sich nicht trauen, die neuen Regeln zu nutzen. Die Autorin fühlte ebenfalls die psychologischen Barrieren: Während ihrer Zeit im Freibad beobachtete sie, wie Männer sie anstarrten, was ihr ein mulmiges Gefühl gab und den Prozess des oberkörperfreien Badens erschwerte.

Erfahrungen und Rückschlüsse

Im Laufe ihres Aufenthalts stellte die Journalistin schließlich fest, dass das Gefühl von Freiheit beim „Oben ohne“-Bad nicht immer von Freude begleitet war. Die Angst vor Belästigungen bleibt eine große Hürde. Trotz der rechtlichen Erlaubnis ist das Engagement für diese Form des Badens in der Öffentlichkeit begrenzt. Viele Frauen entscheiden sich, ihre Oberkörper zu bedecken, um ein höheres Maß an Komfort und Sicherheit zu empfinden. Dies zeigt eine Diskrepanz zwischen dem Wunsch nach Gleichheit und den bestehenden gesellschaftlichen Normen.

Fazit: Der Weg zur Gleichstellung bleibt steinig

Die neue Regelung in mehreren deutschen Städten könnte ein Zeichen für Fortschritt und Gleichberechtigung sein, jedoch bleibt der Inklusionsprozess für viele Frauen eine Herausforderung. Der Mut, diesen Schritt zu wagen, wird oft durch tief verwurzelte Ängste und gesellschaftliche Stigmata gehemmt. Die Ermutigung von Frauen zu einem selbstbewussten Umgang mit ihrem Körper ist entscheidend. Für viele bleibt das Oberteil auch weiterhin der vertrautere Begleiter beim Baden.

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– NAG

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