In Duisburg erlebte die Kunstszene einen bemerkenswerten Moment mit der Uraufführung von Kirill Serebrennikows neuem Werk «Legende» im Rahmen der Ruhrtriennale. Der Theaterregisseur, der im Exil lebt, schuf eine eindrucksvolle Inszenierung, die auf den Werken des legendären sowjetischen Filmregisseurs Sergej Paradschanow basiert. Diese Darbietung erregte nicht nur Aufsehen, sondern brachte auch ein bedeutendes gesellschaftliches Thema zur Sprache.
Ein Aufruf zur politischen Solidarität
Am Ende der vierstündigen Aufführung wurde das Publikum Zeuge eines eindringlichen politischen Appells. Auf einer Leinwand hinter dem Ensemble forderte die große Schrift «Free All Political Prisoners» (Freilassung aller politischen Gefangenen) dazu auf, über die aktuellen politischen Missstände nachzudenken. Dies verbindet die Aufführung mit dem Schicksal vieler Künstler, die unter repressiven Regierungen leiden.
Das Erbe eines revolutionären Filmemachers
Der 100. Geburtstag von Sergej Paradschanow wäre in diesem Jahr ein Anstoß für die Auseinandersetzung mit seinem Erbe. Paradschanow, geboren in Tbilisi, Armenien, war bekannt für seine exzentrischen Leben und seine kreative Rebellion gegen die Normen des sowjetischen Regimes. Seine Filmmethoden, die oft träumerische und märchenhafte Elemente enthielten, widersprachen den offiziellen Kulturrichtlinien und führten zu seiner Inhaftierung und Isolation.
Kritik an gegenwärtigen Verhältnissen
Serebrennikow nutzte Paradschanows Leben, um Parallelen zur Gegenwart, insbesondere zur politischen Lage in Russland unter Präsident Wladimir Putin, zu ziehen. Besondere Aufmerksamkeit erregte eine Szene, die als Anspielung auf die Herrschaft Putins interpretiert wurde, während gleichzeitig die Grausamkeiten des Krieges in der Ukraine thematisiert wurden. Das Publikum reagierte begeistert mit Szenenapplaus und signalisiert damit die Relevanz der dargestellten Themen.
Ein Höhepunkt der Ruhrtriennale
Die Premiere von «Legende» markiert den Auftakt zu einem vierwöchigen Fest der experimentellen Kunst, das mit der Aufführung von «I want absolute Beauty» mit der oscarnominierten Sandra Hüller begann. Geplant sind bis zum 15. September insgesamt 32 Produktionen, die in verschiedenen Städten der Region aufgeführt werden. Das bemerkenswerte Festival, das Musik, Theater und Tanz vereint, widmet sich der Entfaltung kreativer Ausdrucksformen in der zeitgenössischen Kunstlandschaft.
Insgesamt zeigt die Ruhrtriennale ein starkes Engagement für politische und gesellschaftliche Themen. Die Darbietung von Serebrennikow ist nicht nur ein Tribut an Paradschanows außergewöhnliches Schaffen, sondern öffnet auch den Raum für Diskussionen über Freiheit, Kreativität und die Herausforderungen des Ausdrucks in repressiven Kontexten.
– NAG