Die Erfahrungen, die Thorsten Kabitz, Chefredakteur und Morgenmoderator von Radio RSG, in der Justizvollzugsanstalt (JVA) Remscheid gesammelt hat, sind einzigartig. Um ungefilterte Einblicke ins Gefängnisleben zu erhalten, ließ sich der Journalist freiwillig einsperren. Was mit einer einfachen Reportage-Idee begann, entwickelte sich schnell zu einer umfangreichen Wochenserie im Radio und einem erfolgreichen Podcast mit dem Titel „Knast live“, der inzwischen über 30 spannende Folgen umfasst. Seine Arbeit wurde nun mit einer Nominierung für den Audiopreis der Medienanstalt NRW in der Kategorie „Recherche“ gewürdigt. Die Preisverleihung findet am 27. September in Düsseldorf statt.
Kabitz schildert seine Erlebnisse als fesselnd und herausfordernd. Die Hörerinnen und Hörer können ihn hautnah erleben, wenn er die Anstalt betritt, in Gefangenenkleidung umkleidet wird und seine Tage in der alten Anstalt verbringt. Während seines Aufenthalts spricht er mit anderen Insassen und den JVA-Bediensteten, was ihm tiefgreifende Einblicke in den Alltag hinter Gittern gewährt. Die JVA Remscheid-Lüttringhausen ist eine Männeranstalt, in der bis zu 550 Inhaftierte untergebracht sind. Kabitz’ authentische Erfahrungen werfen ein neues Licht auf das Gefängnisleben und die Hintergründe der Haftbedingungen.
Einblicke in die Gefängnisrealität
Die Resonanz auf Kabitz’ Projekt hat ihn überrascht. „Ich habe schon einiges im und fürs Radio gemacht, aber die Resonanz auf meine ‚Inhaftierung‘ toppt alles“, erklärt er. Seine Tage in der JVA sind vielseitig und abwechslungsreich; von der Arbeit in der Wäscherei bis hin zu Gesprächen über das Leben in der „Liebeszelle“ stehen viele Facetten des Knastlebens im Mittelpunkt. Mehr als zehn Tage hat Kabitz mittlerweile im Gefängnis verbracht. Diese intensiven Erlebnisse umfassen nicht nur persönliche Geschichten, sondern auch gesellschaftliche Fragen, die er zusammen mit seinen Zuhörern erörtert.
Kabitz hebt hervor, dass es Zeit gebraucht hat, um das Vertrauen der Insassen und Bediensteten zu gewinnen. „Natürlich musste bei allen Beteiligten erstmal Vertrauen wachsen“, fügt er hinzu. Doch diese Hürde hat sich ausgezahlt, denn sie ermöglichten ihm, in eine Welt einzutauchen, die für viele ein unerreichter Teil der Realität bleibt. In den über 30 Podcast-Folgen, die auch auf Plattformen wie Spotify und Apple Podcasts verfügbar sind, hat der Moderator alles von der Aufnahme bis zur Produktion in Eigenregie betreut.
Ein weiterer bemerkenswerter Aspekt seines Projekts ist die Erweiterung um Social-Media-Kanäle. Unter dem Namen „Knast live“ ist es Kabitz gelungen, auch auf Instagram und YouTube präsent zu sein. Sein TikTok-Kanal erfreut sich großer Beliebtheit und hat mittlerweile über 10.000 Follower, was auf das große Interesse an seinem Thema hinweist.
Doch woher kommt diese Faszination für das Gefängnisleben? Kabitz hat sich viele Gedanken dazu gemacht. „Zum einen ist es der Blick in eine verborgene Welt, von der die meisten von uns sonst – zum Glück – nichts sehen und die bei manchen eine gewisse Neugier auslöst“, erklärt er. Es ist ein Thema, das oft ignoriert oder tabuisiert wird, was viele Menschen dennoch anzieht.
Zusätzlich berührt der Podcast auch ethisch-moralische Dimensionen. „Die Frage, wie hart oder abschreckend Gefängnis sein sollte und wie effektiv Haftstrafen sind, polarisiert gesellschaftlich in einer Art und Weise, wie ich es vorher nicht für möglich gehalten hätte.“ Diese Fragen finden sich nicht nur in den Themen seiner Podcasts, sondern kommen auch in Hörermails und Kommentaren zur Sprache. Die Auseinandersetzung mit diesen Themen zeigt, wie wichtig und aktuell die Diskussion über das Gefängniswesen ist.
Für weitere Informationen zu diesem faszinierenden Projekt und den Hintergründen empfiehlt es sich, die Berichterstattung auf www.radioszene.de zu verfolgen, wo auch weitere Details und Perspektiven zu finden sind.