In Wanne-Eickel im Erzbistum Paderborn stellen sich die Gläubigen und Verantwortlichen einer tiefgreifenden Veränderung. Der schleichende Rückgang der Kirchenbesucher führt zur Schließung von vier von insgesamt neun Gotteshäusern der Pfarrei „Hl. Christophorus“. Diese Entscheidung ist nicht nur ein Verlust für die Gemeinschaft, sondern könnte auch als Signal für die Notwendigkeit von Wandel und Anpassung in der modernen Kirche interpretiert werden.
Bereits im Jahr 2016 wurde der erste Schritt in Richtung der Bildung einer Großpfarrei vollzogen. Die fusionierenden Gemeinden brachten unterschiedliche Profile und soziale Hintergründe mit, was die Herausforderung verstärkte. „Wir mussten uns von Anfang an auf die veränderte Situation einstellen“, erklärt das Mitglied des Bauausschusses Wolfgang Stummbillig. Für die Gemeinden war es wichtig, eine Bestandsaufnahme der ihre Gebäude und deren Zustand vorzunehmen.
Die Wende kam 2019, als die übergreifende Finanzlage der neuen Pfarrei deutlich wurde. Mit einem Defizit von 150.000 bis 200.000 Euro sah sich die Gemeinde gedrängt, eine Liste von Kosten-Nutzen-Analysen der bestehenden Kirchen und Gemeindezentren aufzustellen. Diese Analyse sollte Klarheit bringen, welche Gebäude tatsächlich benötigt wurden und wo Einsparungen möglich waren. Christina Beckmann, die Vorsitzende des Pfarrgemeinderats, betont die Wichtigkeit transparenter Entscheidungen: „Es war entscheidend, die Menschen in den Prozess einzubeziehen.”
Die Schließungen stoßen auf gemischte Reaktionen und sorgten für Unruhe. Sogar Schmierereien an einer der betroffenen Kirchen zeugen von der Enttäuschung mancher Gemeindemitglieder. Lindert man jedoch den Schmerz des Verlusts, können neue Möglichkeiten entstehen. So werden beispielsweise in der zentral gelegenen Pfarrkirche zur Adventszeit abwechselnd Krippen von den geschlossenen Kirchen ausgestellt, um das Gemeinschaftsgefühl zu stärken.
Die vorangegangenen Änderungen zeigen, dass die Kirche nicht nur als Ort des Gottesdienstes, sondern auch als sozialer Treffpunkt verstanden werden kann. Initiativen, die in Kleingartenanlagen stattfinden, haben das Ziel, die Kirche dort zu sein, wo die Menschen sind. Pfarrer Ludger Plümpe erläutert die Philosophie dahinter: „Wir engagieren uns da, wo die Leute bereits sind.“ Durch innovative Projekte wird die Kirche neu gedacht und erhält somit eine wichtige soziale Rolle in der Gemeinde.
Die Schließungen sind jedoch nicht der endgültige Schluss. Viele der betroffenen Gebäude werden nun auf neue Nutzungsmöglichkeiten überprüft. Das Erzbistum Paderborn hat ein Immobilienkonzept initiiert, um die Zukunft der Immobilien nachhaltig zu gestalten. Die Verantwortungsträger hoffen, durch diese Maßnahmen den Erhalt der Gebäude für soziale oder karitative Zwecke zu fördern. Ein Abriss sei stets als letzte Option zu betrachten, so Beckmann.
Insgesamt wird die Veränderung in Wanne-Eickel als ein Schritt zur langfristigen Stabilität der Kirche gesehen. Die Verantwortlichen betonen die Notwendigkeit, Menschen zu ermutigen, neue Wege zu gehen und alte Strukturen hinter sich zu lassen. Der Weg zur Erneuerung ist beschwerlich, jedoch eröffnet er auch die Möglichkeit, den Dialog innerhalb der kirchlichen Gemeinschaft zu stärken. „Wir müssen die Menschen ermutigen, sich aktiv einzubringen“, so Beckmann. „Das ist unsere große Aufgabe, wenn wir die Kirche fit für die Zukunft machen wollen.“
Die Entwicklungen in Wanne-Eickel bieten nicht nur einen Einblick in die aktuellen Herausforderungen der katholischen Kirche, sondern auch in die Kraft der Gemeinschaft, die trotz aller Widerstände zusammenhalten kann.
– NAG