Im Kreis Olpe, wo die Arbeitsrealität oft von einem geringen Verdienst geprägt ist, stehen rund 4.800 Beschäftigte vor der Herausforderung, mit dem gesetzlichen Mindestlohn zurechtzukommen. Der aktuelle Mindestlohn von 12,41 Euro pro Stunde lässt kein pralles Portemonnaie zurück, was in einer neuen Untersuchung des Pestel-Instituts deutlich wird.
Die Studie zeigt, dass eine Erhöhung des Mindestlohns auf 14 Euro pro Stunde erhebliche Auswirkungen auf die Einkommenssituation der Arbeitnehmer im Kreis Olpe haben könnte. Laut Matthias Günther, dem Leiter des Pestel-Instituts, könnten hierbei rund 10.000 Arbeitsplätze von einer Erhöhung profitieren. Dies entspräche etwa 13 Prozent aller Beschäftigungen, bei denen derzeit weniger als 14 Euro gezahlt werden.
Bedeutung eines höheren Mindestlohns
Die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) hat eine klare Botschaft: Der derzeitige staatlich garantierte Mindestlohn ist nicht ausreichend, um ein würdevolles Leben zu ermöglichen. Isabell Mura, die Geschäftsführerin der NGG Südwestfalen, betont die Dringlichkeit dieser Thematik. „Zu viele Menschen verdienen einfach zu wenig. Der Mindestlohn muss die unterste Schicht darstellen, die für einen angemessenen Lebensstandard sorgt“, sagt sie.
Besonders unterstützend wirkt sich die Haltung von Bundeskanzler Olaf Scholz aus. Er hat sich dafür ausgesprochen, den Mindestlohn in mehreren Phasen zu erhöhen, zunächst auf 14 Euro und dann möglicherweise sogar auf 15 Euro. Diese Schritte werden von der NGG als notwendiges Signal für mehr Lohngerechtigkeit angesehen.
Die NGG argumentiert, dass der gesetzliche Mindestlohn nicht nur darauf abzielen sollte, das Existenzminimum zu sichern, sondern vielmehr darauf, ein Leben ohne staatliche Unterstützung wie Bürgergeld zu ermöglichen. Mura weist darauf hin, dass, um diesen Standard zu erreichen, der Mindestlohn entsprechend den EU-Vorgaben auf etwa 14 Euro angehoben werden müsste. „Das ist nicht nur unsere Vorstellung – das müssen wir auch rechtlich erfüllen“, sagt sie.
Nach Angaben der NGG wird der Mindestlohn ab Januar 2024 lediglich um 41 Cent auf 12,82 Euro steigen. Dies geschah gegen den Widerstand der Gewerkschaften in der Mindestlohnkommission, die bereits im Sommer 2023 die Entscheidung getroffen hat. „Das ist ein unzureichender Schritt“, teilt Mura mit. „Wir sehen, dass die aktuelle Entwicklung mit den Forderungen aus Brüssel nicht übereinstimmt.“ Die EU-Richtlinien sehen vor, dass der Mindestlohn zeitnah auf mindestens 15 Euro angehoben werden muss.
Ein weiterer zentraler Punkt ist die Tarifbindung. Mura fordert auch, dass die Bundesregierung die Schaffung von Arbeitsverhältnissen, die unter Tarifverträge fallen, vorantreibt. Sie betont, dass ohne diese Maßnahmen viele Arbeitnehmer weiterhin im Niedriglohnsektor gefangen bleiben werden. „Es ist höchste Zeit, dass diese Themen in der politischen Agenda ganz oben stehen“, schlussfolgert Mura.
Diese Überlegungen und Forderungen von Gewerkschaften und Wissenschaftlern machen deutlich, dass der Mindestlohn nicht nur eine finanzielle Kennzahl ist, sondern ein entscheidendes Element für die Lebensqualität vieler Menschen im Kreis Olpe darstellt. Der Druck auf die politische Ebene ist enorm, um ernsthafte Reformen einzuleiten und die Löhne an die Lebensrealitäten der Beschäftigten anzupassen.
Für weitere Informationen zu dieser Thematik und den aktuellen Trends können Sie den Bericht über www.lokalplus.nrw konsultieren.