Oberhausen/Emmerich. An der Bahnstrecke zwischen Oberhausen und Emmerich gehen die Bauarbeiten in die heiße Phase. Nachdem die Aktivitäten in den letzten sieben Jahren bereits intensiv waren, stehen ab November umfangreiche Umstellungen an. Die Bahn hat ehrgeizige Pläne, die weitreichende Auswirkungen auf die Reisenden am Niederrhein haben werden.
Ab November sieht sich die Region für etwa 80 Wochen mit gravierenden Änderungen im Bahnverkehr konfrontiert. Während dieser Zeit wird die Strecke vorübergehend zu einer eingleisigen Verbindung, was bedeutet, dass etwa ein Drittel dieser Periode die Bahnstrecke sogar komplett gesperrt sein wird. Ziel dieser massive Bauarbeiten ist es, auf etwa 8 der insgesamt 72 Kilometer ein drittes Gleis zu schaffen, was langfristig die Effizienz des Bahnbetriebs verbessern soll.
Bauarbeiten und neue Brücken
Der Schwerpunkt der Bauarbeiten liegt zwischen Friedrichsfeld und Wesel, wo es zu umfassenden Veränderungen kommen wird. „Dort bleibt kein Stein auf dem anderen“, betont Projektleiter Stefan Ventzke. An dieser Stelle sollen zwei neue Gleise über neu errichtete Brücken gespannt werden, die über den Wesel-Datteln-Kanal und die Lippe führen. Diese Brücken werden höher gebaut als ihre Vorgänger, um größeren Schiffen die Durchfahrt zu ermöglichen. Die gesamte Bahnstrecke wird auf rund drei Kilometern neu errichtet, was einen erheblichen Eingriff in die bestehende Infrastruktur darstellt.
Für die Fahrgäste am Niederrhein wird dies besonders herausfordernd sein, da die Vollsperrungen und die eingleisige Befahrbarkeit bedeutende Änderungen im Reiseverlauf zur Folge haben. In Phasen der Vollsperrung müssen die Fahrgäste auf Busse umsteigen, und auch während der eingleisigen Abschnitte wird es zwangsläufig zu Einschränkungen kommen.
Neue Endhaltestelle und Umleitungen
Die Züge der Linien RE5 (Koblenz-Köln-Wesel) und RE 49 (Wuppertal-Essen-Wesel) enden in einem provisorischen Bahnhof in Friedrichsfeld, der sich etwa 500 Meter vom bisherigen Haltepunkt entfernt befindet. Während die Linie RE 19 in den eingleisigen Bauphasen weiterhin verkehrt, wird sie jedoch nicht am neuen provisorischen Bahnhof halten. Für Reisende, die von südlich von Düsseldorf oder von Mülheim und Essen in die Niederlande reisen, stehen Alternativen bereit. Entweder können sie in Friedrichsfeld in den Ersatzbus nach Wesel steigen oder bereits vorher in Dinslaken oder Oberhausen den Zug wechseln.
Insgesamt wird es während dieser Bauarbeiten mehrere Vollsperrungszeiträume geben. Diese umfassen beispielsweise Zeiträume bis zum 24. November 2024, und weitere Unterbrechungen im Februar und März 2025 während der Krokusferien in den Niederlanden sowie während der Sommerferien in NRW. Die Bahn wird die genauen Zeitpläne für die Ersatzbusse im Oktober bekannt geben, jedoch zeigte die letzte Vollsperrung im Mai, dass der Ersatzverkehr insgesamt gut geklappt hat, so Projektleiter Ventzke.
Die Bauarbeiten sind durch eine umfangreiche Investition von mehr als einer halben Milliarde Euro gekennzeichnet. Dazu gehören 52 Kilometer neu oder umgebaute Gleise, 63 neue Weichen, 12 Kilometer Schallschutzwände und die Ersetzung von 45 Brücken sowie Bahnübergängen. Zudem werden drei Stationen, darunter Haldern, Friedrichsfeld und Dinslaken, mit barrierefreien Bahnsteigen ausgestattet.
Perspektivisch rechnet die Bahn damit, dass die Arbeiten auch über 2026 hinaus fortgesetzt werden. Baurechte sind für die gesamte Strecke von Oberhausen bis Wesel und darüber hinaus beantragt. Dennoch wird es weiterhin Einschränkungen geben, die sich auf den Reiseverkehr auswirken könnten. Ungeachtet der schon geplanten Maßnahmen, so Projektleiter Ventzke, sei man erst am Anfang einer langen Bauphase.
Die Situation am Niederrhein bleibt also angespannt, da die kommenden Jahre zahlreiche Herausforderungen und Umstellungen für die Bahnkunden bereithalten werden. Die Sicht auf Fortschritt und Modernisierung muss jedoch geduldig ertragen werden, während die Bahnstrecke ihren neuen, zukunftsweisenden Status erhält.
– NAG