Oberhausen

Seidenraupen und Nazis: Ein düsteres Theaterstück in Oberhausen!

1. November 2024. Auf der Bühne des Theaters Oberhausen erlebte das Publikum am 31. Oktober die mit Spannung erwartete Uraufführung von „Grabeland“, dem ersten Stück der renommierten Autorin Nora Bossong. Die Inszenierung von Kathrin Mädler zieht die Zuschauer in die düstere Zeit des Jahres 1936, als sich zwei Bergbaukumpel, Schorsch (David Lau) und Gustav (Philipp Quest), in die Seidenraupenzucht stürzen, um dem tristen Leben unter Tage zu entkommen. Doch während sie in ihrer naiven Hoffnung auf ein besseres Leben schwelgen, wird die misshandelte Lotte (Simin Soraya) von düsteren Vorahnungen geplagt. Ihre schmerzhafte Realität steht im scharfen Kontrast zu den optimistischen Träumen ihrer männlichen Begleiter.

Ein historisches Drama mit Symbolkraft

Die Seidenraupen, die auf der Videoleinwand zu sehen sind, symbolisieren nicht nur die Gier nach Luxus, sondern auch die Jämmerlichkeit des menschlichen Daseins. Dieses Stück, das auf der wahren Geschichte der Seidenproduktion im Ruhrgebiet basiert, zeigt, wie die Nazis die Seidenraupenzucht als Teil ihrer Kriegswirtschaft förderten. In Gelsenkirchen, nur 20 Kilometer von Oberhausen entfernt, wurde in den 30er Jahren Seide produziert, um die Arbeitslosigkeit zu bekämpfen und die Kriegsanstrengungen zu unterstützen. Bossong nutzt diese historische Kulisse, um die Zuschauer mit der Frage zu konfrontieren, wie eine Gesellschaft in den Abgrund stürzen konnte.

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Die eindringliche Regie von Kathrin Mädler kombiniert eindrucksvolle visuelle Elemente mit packenden schauspielerischen Leistungen. Die Bühne, gestaltet von Franziska Isensee, wird zum multifunktionalen Raum, der die Charaktere in ihre beengte Realität zwingt. Die Darsteller agieren mit einer Intensität, die die Zuschauer in den Bann zieht, während sie die Propaganda der Nazis wiedergeben und ihren rücksichtslosen Aufstieg feiern. Doch die drohende Apokalypse des Zweiten Weltkriegs schwebt über ihnen, und der Chor, verkörpert von Daniel Rothaug, verstärkt die bedrückende Atmosphäre mit historischen Verweisen und schockierenden Sterbezahlen aus den Kriegsjahren.

Grabeland von Nora Bossong, Regie: Kathrin Mädler, Bühne und Kostüme: Franziska Isensee, Musik, Sound und Video: Cico Beck. Mit: David Lau, Daniel Rothaug, Simin Soraya, Philipp Quest. Premiere am 31. Oktober 2024, Dauer: 1 Stunde 45 Minuten, keine Pause.

Quelle/Referenz
nachtkritik.de

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