In der brandenburgischen Grenzregion zur Polen wird die Hochwasserlage an der Oder zunehmend komplizierter. Die Pegelstände steigen weiter an, und es sind bereits erste Straßen überflutet worden. In Eisenhüttenstadt hat das Wasser einige Häuser erreicht und steht auch in Gärten und Garagen, was die Anwohner in Alarmbereitschaft versetzt hat. Besonders betroffen ist der Stadtteil Fürstenberg, wo das Wasser Gehwege und Garagen unter Wasser setzt. Aktuell werden Sandsäcke befüllt, um die Situation zu stabilisieren. Die Prognosen deuten darauf hin, dass die Wasserstände weiter steigen werden.
In Ratzdorf, etwa 15 Kilometer von Eisenhüttenstadt entfernt, wird für Dienstagabend das Erreichen der höchsten Hochwasseralarmstufe erwartet. Das Wasser hat große Teile der Natur überflutet, aber bisher sind keine größeren Schäden gemeldet worden. In Frankfurt (Oder) bleibt die Lage aufgrund stabiler Deiche entspannt. Der Vize-Bürgermeister von Slubice, Tomasz Stefanski, gab Entwarnung für seine Stadt und die angrenzenden Dörfer, da man gut auf die möglicherweise bevorstehende Hochwasserwelle vorbereitet sei.
Alarmstufen und Prognosen
Witterungsbedingt hat der Landkreis Oder-Spree bereits die höchste Alarmstufe für einen Deichabschnitt ausgerufen. Landrat Frank Steffen (SPD) betonte die Wichtigkeit, stets vorbereitet zu sein und kündigte Alarmstufe 4 an, obwohl der Grenzwert erst später am Tag erwartet wurde. Dies geschah aufgrund der steigenden Pegel, denn die Oder hat sich stark angeschwollen und Schilder für die Schifffahrt sind kaum noch sichtbar.
Eine Prognose des Hochwasser-Portals Brandenburg rechnet damit, dass der Pegel in Ratzdorf den offiziellen Richtwert für die höchste Alarmstufe – 5,90 Meter – am Dienstagabend erreichen könnte. Normalerweise liegt der Wasserstand dort bei etwa 2,60 Metern. Zum Mittwochabend wird sogar mit einem Höchststand von über 6 Metern gerechnet. Im Vergleich zu den katastrophalen Hochwasserereignissen von 1997, bei denen das Wasser auf 6,90 Meter anstieg, bleibt die Situation bisher jedoch besser im Griff, da die Hochwasserschutzmaßnahmen seither verbessert wurden.
Maßnahmen am Oderdeich
Ein besorgniserregendes Thema sind die Biber, die an den Oderdeichen gesichtet werden. Um die Stabilität der Dämme zu gewährleisten, wurden in den letzten Tagen 25 Biber erlegt. Diese Maßnahmen sind notwendig, da die Tiere bei Hochwasser versuchen, sich in die Deiche zu retten, wobei sie durch ihre Grabungen tiefe Löcher erzeugen können. Die Reisenden auf den Deichen sind angehalten, auf etwaige Schäden durch Biber zu achten.
Im östlichen Rand des Kreises Märkisch-Oderland gilt bereits seit Dienstag Alarmstufe 3 von 4 für zwei Deichabschnitte. Diese Abschnitte erstrecken sich über etwa 33 Kilometer durch die Landschaft des Oderbruchs, die sich zwischen Bad Freienwalde und Lebus, direkt an der polnischen Grenze, befindet. Die Kreisverwaltung informiert regelmäßig über die Lage und ergreift Maßnahmen zur Sicherung der Deiche.
Die gefühlte Dringlichkeit dieser Situation hat zu einem aktiven Einsatz der Krisenstäbe geführt, die sich auf alle Eventualitäten vorbereiten. Trotz der Unsicherheit bleibt die Hoffnung, dass die Schutzmaßnahmen effektiv sein werden und größere Schäden vermieden werden können.