New York, eine Stadt, die nie schläft, hat eine bemerkenswerte Facette, die oft im Schatten ihrer berühmten Sehenswürdigkeiten steht. Die Rede ist von einem unsichtbaren Netz, das das Leben von vielen jüdischen Familien erheblich erleichtert – dem Eruv. Diese besondere Schnur zieht sich über große Teile Manhattans und ermöglicht es den Gläubigen, alltägliche Aktivitäten am Sabbat auszuüben, die sonst untersagt wären.
Die Bedeutung des Eruvs am Sabbat
Juden in Manhattan befolgen während des Sabbats bestimmte Regeln, die das Tragen von Objekten außerhalb der eigenen vier Wände verbieten. Diese Vorschrift umfasst alltägliche Handlungen wie das Schieben von Kinderwagen oder das Spielen mit einem Ball. Um dieses Dilemma zu lösen, entwickelte sich vor fast 2000 Jahren die Idee, durch eine Schnur, die ein bestimmtes Gebiet einrahmt, eine private Zone zu schaffen, in der das Tragen von Gegenständen erlaubt ist. Historisch gesehen wurden dazu echte Mauern errichtet, doch die moderne Umsetzung erfolgt mit Nylonschnur und Straßenpfosten.
Von Monsey nach Manhattan – Ein wöchentlicher Einsatz
Ein Mann, der eine zentrale Rolle in der Aufrechterhaltung des Eruvs spielt, ist Moshe Tauber. Er ist nicht nur ein engagierter Rabbiner, sondern auch ein Vater von zwölf Kindern und Betreiber einer Kindertagesstätte. Seit 25 Jahren fährt Tauber jeden Donnerstag von seinem Wohnort Monsey nach Manhattan, um diesen wichtigen Teil des jüdischen Lebens zu kontrollieren. Immer um halb fünf in der Früh beginnt er seine routinemäßige Fahrt, um sicherzustellen, dass die Schnur intakt ist. „Siehst du diese Angelschnur da oben? Die geht jetzt auf der 145th Street bis rüber zur Madison Avenue“, erklärt Tauber und nimmt seine Verantwortung ernst.
Ein globales Phänomen
Der Eruv in Manhattan ist der größte seiner Art weltweit. Im Vergleich dazu haben andere Städte mit größeren jüdischen Gemeinschaften, wie Antwerpen, London oder Toronto, ebenfalls ihre eigenen Eruvs. Leider gibt es in Deutschland derzeit keinen permanenten Eruv. Dies verdeutlicht die Bedeutung des Eruvs für die jüdische Gemeinschaft in Manhattan, wo mehr als eine Million Menschen jüdischen Glaubens leben.
Die Herausforderungen der Erhaltung
Trotz der Wichtigkeit der Schnur ist die Aufrechterhaltung eine Herausforderung. Moshe Tauber berichtet, dass Baustellen oder Naturereignisse, wie die Schnee- und Regenstürme New Yorks, die größten Gefahren für den Eruv darstellen können. „Ich musste nach dem Wirbelsturm Sandy im Jahr 2012 mehrere Tage lang mit Handwerkern zusammenarbeiten, um den Eruv rechtzeitig zum Sabbat zu reparieren“, erzählt Tauber. Doch Applaus erhielt er für seine Mühe – es gab noch nie Vandalismus oder mutwillige Schäden am Eruv.
Ein wenig bekanntes Netz in der Stadt
Während Fahrradfahrer und Jogger in der Morgensonne von Manhattan ihren Weg finden, ist das zahlreiche Engagement für den Eruv vielen nicht bewusst. Rabbiner Adam Mintz, der als Präsident des Eruvs fungiert, beschreibt es als faszinierend, wie zwei so unterschiedliche Welten nebeneinander existieren können. „Es ist einfach schön zu sehen, dass der Eruv auch in der modernen Welt weiterhin Bestand hat“, erklärt er. „Viele Menschen wissen wahrscheinlich nichts von der Angelschnur, die hoch über ihren Köpfen gespannt ist.“
Ein einfacher Bericht über die Kontrolle
Nachdem Tauber seine Kontrollfahrt abgeschlossen hat und sicherstellt, dass die Schnur unbeschädigt ist, meldet er die Ergebnisse über sein vertikal blockiertes Handgerät an die Verantwortlichen in der Gemeinde. „Der Eruv steht“, hebt er hervor, unterstreicht damit den Erfolg seiner wöchentlichen Pflicht und das Gespür für die spirituellen Bedürfnisse der Gemeinschaft.
– NAG