Den Haag (dpa) – In einem packenden Finale, das von der Kraftanstrengung der vergangenen Wochen geprägt war, mussten Nils Ehlers und Clemens Wickler erneut eine bittere Niederlage hinnehmen. Nur einen Tag nach dem Triumph von Svenja Müller und Cinja Tillmann im Damenfinale der Beach-Volleyball-Europameisterschaft mussten die beiden Olympiateilnehmer am Samstagabend in Den Haag gegen die Letten Martins Plavins und Kristians Fokerots das Spielfeld mit einem 21:17, 20:22, 5:15 verlassen. Damit bleibt der erste EM-Titel für die deutschen Männer seit 2012 weiterhin in der Ferne und sie müssen sich erneut mit dem zweiten Platz begnügen.
Der Termindruck, unter dem Ehlers und Wickler stehen, könnte ausschlaggebend für deren Leistung im Endspiel gewesen sein. Nach dem Hochspannungsspiel der Olympischen Spiele in Paris, wo sie gegen die Schweden David Åhman und Jonatan Hellvig verloren hatten, wählten die beiden Deutschen den herausfordernden Weg, direkt zur kontinentalen Meisterschaft in Den Haag weiterzuspielen. Dies stellte sich als gewaltige Herausforderung heraus, besonders, als man knapp fünf Stunden vor dem Finale in einem intensiven Halbfinalspiel seine Kräfte mobilisieren musste.
Bittere Niederlage für Ehlers/Wickler
Im Halbfinale lieferten sich Ehlers und Wickler einen überaus spannenden Kampf gegen die Italiener Samuele Cottava und Paolo Nicolai. Das Match endete mit 18:21, 21:17, 16:14 – eine wahre Achterbahnfahrt der Gefühle. Wickler beschreibt nach dem Spiel: „Das war ein megaknappes Spiel. Die beiden haben extrem viel Druck gemacht. Es hätte so und so ausgehen können.“ Doch diese Anspannung und die körperliche Belastung hinterließen letztendlich Spuren im Endspiel. „Ich bin jetzt megahappy, dass wir uns mit einem anderen Finale belohnen können“, kommentierte Wickler nach dem Halbfinale.
Die fehlende Frische war im Endspiel klar zu spüren, da die Letten auf dem Höhepunkt ihrer Form spielten und Ehlers/Wickler keinen Zugriff auf die entscheidenden Punkte fanden. Trotz dieser Enttäuschung behielten beide Athleten ihre professionelle Haltung und sind entschlossen, ihre Leistung zu steigern.
Im Kontrast zu ihrer Niederlage feierten Svenja Müller und Cinja Tillmann einen historischen Erfolg. Das Duo sorgte für den ersten deutschen EM-Titel bei den Frauen seit sieben Jahren, nachdem sie im Finale die Italienerinnen Valentina Gottardi und Marta Menegatti mit 21:17, 21:18 besiegten. „Es ist großartig, ich könnte nicht glücklicher sein“, strahlte die 23-jährige Müller. Ihre Partnerin, Cinja Tillmann, die fast ein Jahrzehnt älter ist, lobte die beeindruckende Leistung ihrer Teamkollegin und die Fähigkeit, dem Druck standzuhalten.
Müller und Tillmann zeigten während des gesamten Turniers eine dominante Leistung und gaben nur einen Satz ab. Besonders ihre Revanche gegen die lettischen Doppelmeisterinnen Tina Graudina und Anastaija Samoilova im Viertelfinale nach dem enttäuschenden Aus bei den Olympischen Spielen war ein schlüsselmoment für ihren Titelgewinn. Mithilfe dieser starken Leistung konnten sie den ersten Platz auf dem Podium für Deutschland bei den Frauen sichern und jubelten über ihren Erfolg.
Ausblick auf kommende Herausforderungen
Nach diesem spannenden Turnier bleibt den deutschen Teams wenig Zeit zur Erholung. Bereits von Donnerstag an steht ihnen das Elite-Turnier der Beach Pro Tour in Hamburg bevor. Eine Woche später folgt die Deutsche Meisterschaft am Timmendorfer Strand, bei der sowohl Ehlers/Wickler als auch Müller/Tillmann angesichts ihres Titelverteidigungsstatus stark gefordert sind.
Der Wettkampfgeist ist jedoch ungebrochen, und die Leistungen erst recht ein Ansporn für die kommenden Herausforderungen auf nationaler und internationaler Ebene. Die Athleten sind gewillt, die Lehren aus ihren Erfahrungen zu ziehen und in den nächsten Spielen noch stärker zurückzukommen.
Die vergangenen Fälle von Sportpsychologie haben gezeigt, wie entscheidend mentale Stärke und Stressbewältigung im Hochleistungssport sind. Besonders im Beachvolleyball, wo Athleten häufig an nahtlos aufeinanderfolgende Turniere teilnehmen müssen, ist der richtige Umgang mit Druck und Stress überlebenswichtig. Die gegenwärtigen Erfahrungen von Ehlers und Wickler können mit den Herausforderungen verglichen werden, die andere Teams in ähnlichen Hochdrucksituationen durchlebt haben. Beispielsweise hatte das deutsche Team Brink/Reckermann im Vorfeld ihrer goldenen Olympiade 2012 auch mehrere herausfordernde Turniere gemeistert, bevor sie letztlich triumphierten.
Diese Form von psychologischer Belastung könnte erklären, warum Ehlers und Wickler nach dem Kraftaufwand bei den Olympischen Spielen nicht den erhofften EM-Titel erringen konnten, während Müller und Tillmann in der Lage waren, ihre mentale Stärke zu demonstrieren und sich mit einem Titel zu belohnen. Der Unterschied in den Ergebnissen könnte auch auf die individuelle Vorbereitung, den Erfahrungshorizont und die jeweilige Teamdynamik zurückzuführen sein.
Die Herausforderungen, die deutsche Teams im internationalen Beachvolleyball erleben, sind nicht neu. Der Beachvolleyball erfreut sich seit seiner Einführung in die Olympischen Spiele großer Beliebtheit. Die deutschen Teams, seit den 2000er Jahren aktiv, haben Höhen und Tiefen erlebt. Es ist notwendig, auch die wirtschaftliche und soziale Umwelt zu berücksichtigen, in der diese Sportler tätig sind. Nachwuchsförderung, Sponsoring und die Sichtbarkeit von Beachvolleyball in den Medien spielen eine große Rolle für die Karriereentwicklung der Athleten.
Insbesondere in Deutschland wird Beachvolleyball zunehmend professioneller, mit zunehmend besseren Trainingsbedingungen und finanzieller Unterstützung. Die Sicht auf sportliche Wettbewerbe hat sich mit den Medienentwicklungen gewandelt, wobei digitale Plattformen und soziale Medien eine entscheidende Rolle beim Erreichen eines breiteren Publikums und bei der Förderung junger Talente spielen.
Die kommenden Herausforderungen für deutsche Volleyballteams
Die erfolgreiche Teilnahme an internationalen Wettbewerben ist für die oben genannten Teams von äußerster Wichtigkeit. Beide Teams stehen nun vor einer engen Zeitlinie, die sie beim Elite-Turnier in Hamburg und den deutschen Meisterschaften in Timmendorfer Strand verpflichtet. Diese anstehenden Turniere geben sowohl Ehlers/Wickler als auch Müller/Tillmann die Möglichkeit, den Druck unter Wettkampfbedingungen erneut zu testen.
Besonders für Ehlers und Wickler besteht die Herausforderung darin, sich von der Enttäuschung des EM-Finales schnell zu erholen. Wenn sie die mentale Stärke finden, um wertvolle Energie zu tanken und ihre Erfahrungen zu nutzen, könnten sie klären, welche Strategien am besten funktionieren, um kommende Herausforderungen zu meistern. Beachvolleyball ist nicht nur eine Frage des körperlichen Geschicks, sondern auch der psychologischen Beherrschung, und die nächsten Wettbewerbe werden zeigen, wie diese Athleten mit dem Erfolgsdruck umgehen.
Die jungen Spielerinnen Müller und Tillmann hingegen können sich auf ihrem jüngsten Erfolg aufbauen. Die Gratwanderung zwischen dem Druck, den Erfolg zu wiederholen, und dem nächsten großen Ziel zu erreichen, wird hier besonders spannend. Wie sie jedoch betont haben, ist die konstante Verbesserung und das Lernen aus jeder Begebenheit der Schlüssel zu ihrem Erfolg.
– NAG