Ein neues Seelsorgeangebot namens „Mitten im Leben“ hat am Zentralfriedhof begonnen und bietet Montags, Mittwochs und Freitags Seelsorgegespräche an. Die Initiative wird von einem Team aus hauptberuflichen und ehrenamtlichen Seelsorgerinnen und Seelsorgern, sowohl katholischer als auch evangelischer Prägung, bereitgestellt. Margarete Schylek, eine der Organisatorinnen, erklärt, dass die Vielfalt der Seelsorgerinnen und Seelsorger bewusst gewählt wurde, um ein breites Spektrum an Gesprächsangeboten bereitzustellen. Diese Gespräche finden von 15 bis 17 Uhr am Domgrabfeld statt, und die Bürger werden durch einen Aufsteller auf dem Hauptweg des Friedhofs auf diese Möglichkeit hingewiesen.
Markus Kortewille, Geschäftsführer des Zentralfriedhofs, hebt hervor, warum der Friedhof nicht nur als Ort der Trauer, sondern auch als lebendiger Teil der Stadt betrachtet werden sollte. „Wir sind mitten im Leben“, sagt er und betont, dass der Friedhof mehr sei als nur ein abgeschiedener Raum. Diese Sichtweise ist besonders relevant, da viele Menschen den Friedhof als Abkürzung zum nahegelegenen Aasee nutzen oder einfach eine Pause auf einer der Bänke einlegen.
Seelsorgeangebot und Begegnung im Alltag
Das neue Angebot versteht sich nicht nur als Hilfe für Trauernde. Kortewille zählt eine Vielzahl von Menschen auf, die sich auf dem Friedhof aufhalten, sei es beim Spaziergang mit dem Hund oder zur Entspannung während der Mittagspause. Es wird betont, dass alle Besucher eingeladen sind, mit den Seelsorgerinnen und Seelsorgern ins Gespräch zu kommen. „Ich erlebe oft, dass man gemeinsam mit Trauernden voller Dankbarkeit an die Verstorbenen erinnert wird. Hoffnung und Lachen haben auch auf einem Friedhof ihren Platz“, fügt Kortewille hinzu.
Besonders hervorzuheben ist das „Pfarr-Rad“, das als mobiler Treffpunkt fungiert. Dieses Fahrzeug auf drei Rädern ist mit einer Kiste ausgestattet, in der unter anderem eine Kaffeemaschine Platz findet. Schylek erklärt, dass es sich als gelungen erweist, den Menschen bei einer Tasse Kaffee ein Gesprächsangebot zu machen. Das Pfarr-Rad wird an Orten eingesetzt, wo der Kontakt zur Kirche oft nicht besteht. Neben Kaffee sind auch Kerzen in Form von „Hoffnungslichtern“ und kleine Gebetskärtchen verfügbar, die den Menschen zusätzlichen Anlass zur Reflexion und zum persönlichen Austausch bieten.
Der offizielle Startschuss für dieses innovative Seelsorgeangebot fiel am Sonntag, dem 7. September, in einem feierlichen Gottesdienst an der Grabkapelle von Schwester Euthymia auf dem Zentralfriedhof. Diese Einweihungsveranstaltung setzte einen hoffnungsvollen Rahmen für die bevorstehenden Gespräche und Begegnungen. Die Organisatoren hoffen, dass durch diese Initiative der Kontakt zur Gemeinschaft gestärkt wird und Menschen in schwierigen Lebenslagen Unterstützung finden.
Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass die Initiative „Mitten im Leben“ ein bemerkenswerter Ansatz ist, der die traditionellen Vorstellungen von Seelsorge auf dem Friedhof hinterfragt und Raum für lebendige, hoffnungsvolle Gespräche eröffnet. In einem oft unterschätzten Setting werden Menschen und ihre Anliegen in den Mittelpunkt gerückt, und das nicht nur in Zeiten der Trauer. Es wird ein Raum geschaffen, der sowohl Begegnungen als auch Verständnis fördert und Menschen dazu einlädt, auch in der Stille und dem Nachdenken über den Tod ein Stück Leben und Hoffnung zu finden.
– NAG