In der Stadt Ibbenbüren zeigt sich ein besorgniserregendes Bild des finanziellen Drucks, den viele Bürgerinnen und Bürger erleben. Die Schuldnerberatung des Sozialdienstes der katholischen Frauen (SkF) hat im vergangenen Jahr eine signifikante Zunahme der Anfragen verzeichnet. Laut Bernadette Kleine, der verantwortlichen Beratungsexpertin, stehen viele Ratsuchende am Rande ihrer Existenz, oft ausgelöst durch persönliche Krisen wie Krankheit, Trennung oder Sucht. Diese Herausforderungen führen nicht selten zur Überschuldung und verursachen enormen emotionalen Stress.
Der erste Schritt zur Hilfe beginnt direkt in der Beratungsstelle des SkF. Oft teilen die Ratsuchenden ihre finanzielle Last in Form von Plastiktüten, in denen ungeöffnete Rechnungen und Mahnungen gelagert sind. Viele haben aufgrund von Angst und Überforderung Hemmungen, sich dieser Dunkelheit zu stellen. Kleine erklärt, dass es wichtig sei, dass die Klienten ihre finanziellen Angelegenheiten selbst sortieren, bevor sie zur Beratung kommen. „Erst wenn sie dieser Herausforderung begegnen und die Situation annehmen, können wir gemeinsam an einer Lösung arbeiten,“ so Kleine.
Der Weg zur finanziellen Stabilität
Die Schuldnerberatung bietet ein breites Spektrum an Lösungsansätzen. Neben der finanziellen Beratung gehört auch die Unterstützung beim Kontakt zu Gläubigern sowie die Suche nach möglichen Beihilfen zu den Kernaufgaben der Beratenden. Klein betont: „Es gibt viele Wege aus der Überschuldung. Wichtiger als alles andere ist der Wille zur Veränderung.“ Die eigenen finanziellen Verstrickungen aktiv zu thematisieren, ist der erste entscheidende Schritt, den Klienten bereit sein müssen zu gehen.
Die steigenden Anfragen an die Beratungsstelle, die im letzten Jahr insgesamt 657 laufende Beratungen gezählt hat, sind auch ein Spiegelbild gesellschaftlicher Veränderungen. „Die wirtschaftliche Belastung wird für viele spürbar höher. Zudem trägt das neue Kaufverhalten, z. B. die Möglichkeit, jetzt zu kaufen und später zu zahlen, zur Verwirrung bei,“ erläutert Kleine. Diese Veränderungen führen dazu, dass die Wartezeiten für Erstgespräche mittlerweile etwa acht Wochen betragen. Die Beratenden sind also gefordert, kreative und individuelle Lösungen für die komplexen Probleme ihrer Klienten zu finden.
Zudem ist die psychische Unterstützung während des Beratungsprozesses von zentraler Bedeutung. Oftmals bringt das bloße Gespräch über die finanzielle Lage eine Erleichterung für die Ratsuchenden. „Nicht selten hören wir einen befreienden Seufzer, wenn die Leute merken, dass sie nicht allein sind und es Hilfe gibt,“ ergänzt Kleine. Dieser ganzheitliche Ansatz unterscheidet die Arbeit des SkF deutlich von anderen Beratungsstellen, die sich meist nur auf die Zahlen und die Einleitung eines Insolvenzverfahrens konzentrieren.
Doch nicht nur die Beratungsstelle kämpft um den Erhalt ihrer Dienstleistungen. In weiteren Bereichen zeigen sich die Bemühungen der Caritas im Bistum Münster, welche umfassende Hilfe für Menschen in Notlagen anbieten möchte – unabhängig von deren Lebenssituation oder Herkunft. Das Netzwerk umfasst über 80.000 hauptamtliche und 30.000 ehrenamtliche Mitarbeiter. Unter dem Motto „Not sehen und handeln“ wird die Hilfe kontinuierlich bereitgestellt und die Menschen werden ermutigt, sich bei finanziellen Fragen an die Fachleute zu wenden.
Die Schuldnerberatung des SkF in Ibbenbüren ist für alle zugänglich, die ihre finanzielle Situation verbessern möchten. Die Beratenden stehen rund um die Uhr zur Verfügung, um Menschen erneut auf den Weg zu einem selbstbestimmten Leben zu führen. Wer Unterstützung benötigt, kann sich telefonisch oder per E-Mail an die Beratungsstelle wenden.
© Michael Bönte/Caritas für das Bistum Münster