Lübbecker Land. Der Diplom-Meteorologe Friedrich Föst aus Lübbecke hat den vergangenen Sommer detailliert analysiert und dabei spannende Ergebnisse präsentiert. Der meteorologische Herbst begann am 1. September, ein guter Zeitpunkt, um das Wettergeschehen der letzten Monate zu reflektieren und wichtige Trends zu erkennen, die auf einen sich wandelnden Klimazustand hindeuten.
Nach Fösts Analyse war der Sommer 2024 im Mühlenkreis alles andere als ein typischer ostwestfälischer Sommer. Mit einer Durchschnittstemperatur von 18,2 Grad lag die Temperatur zwei Grad über dem Referenzwert aus den Jahren 1961 bis 1990 und verzeichnete auch im Vergleich zur moderneren Periode 1991 bis 2020 ein Plus von 0,5 Grad. Diese Abweichungen sind nicht nur Zahlen, sondern eine deutliche Indikation für die ständig steigenden Temperaturen, die mit der globalen Erwärmung in Zusammenhang stehen.
Temperaturverlauf und wärmende Nächte
Der August sticht besonders heraus: Er war geprägt von langen, hochsommerlichen Phasen und wurde in der 74-jährigen Messreihe der Wetterstation Rahden auf den 8. Platz in der Kategorie Wärme eingeordnet. Sowohl der Juni als auch der Juli hielten sich relativ an die Durchschnittstemperaturen der neuen Klimareferenzperiode, lagen jedoch über dem kühleren Standard von 1961 bis 1990. Die Hitzetage, an denen die Temperaturen 30 Grad und mehr erreichen, betrugen lediglich sechs und waren damit ein Plus von zwei Tagen im Vergleich zum alten Klimamittel, aber vier Tage weniger als in der wärmeren Zeitspanne 1991 bis 2020.
Der heißeste Tag des Sommers wurde am 13. August mit bemerkenswerten 33,8 Grad aufgezeichnet. Diese Temperatur liegt jedoch weit entfernt von dem Rekordhoch von 39,1 Grad, das im Sommer 2019 erreicht wurde. Ein weiteres interessantes Phänomen ist die Anzahl der Sommertage, die mit 29 Tagen im Vergleich zu den 25 Grad, ebenfalls leicht unter dem Wert der neuen Referenzperiode lag, jedoch über dem Wert von 1961 bis 1990. Ein wesentlicher Faktor für die positiven Temperaturabweichungen in diesem Sommer waren vor allem die vergleichsweise warmen Nächte, die oft durch Tiefdruckgebiete verursacht wurden.
Diese Tiefdruckgebiete führten nicht nur zu höheren Nächten, sondern brachten auch eine gesteigerte Luftfeuchtigkeit mit sich, die für unangenehme Schwüle sorgte. So registrierte die Wetterstation in Rahden die fünfhöchste Luftfeuchtigkeit seit Beginn der Messungen im Jahr 1951. Diese Entwicklung ist nicht zu vernachlässigen, denn die hohe Luftfeuchtigkeit hat Einfluss auf die Lebensqualität und das Wohngefühl.
Niederschlagsmengen und Wetterereignisse
Im Vergleich zur Temperatur fiel der Niederschlag im Kreisgebiet ausgeprägt überdurchschnittlich aus. Die Regenmengen in den Sommermonaten lagen signifikant über den Werten beider Klimareferenzperioden. Mit 280,6 l/m² reiht sich der Sommer 2024 auf den 6. Platz in der Messreihe ein und setzt damit die seit einem Jahr andauernde Serie feuchter Sommer fort. Regionale Unterschiede sind klar erkennbar: Während Bereiche wie Stemwede und Südhügel des Wiehengebirges erhöhte Gewitteraktivität zeigten, waren andere Gebiete von weniger Niederschlag betroffen.
Die Region um Levern, Dielingen und Wehdem erlebte die höchsten Niederschlagsmengen mit 360 l/m², gefolgt von anderen Gebieten mit beträchtlichen 300 bis 330 l/m². Dies stellt im Vergleich einen Anstieg von 35 bis 85 Prozent dar, was auf ein überdurchschnittlich nasses Jahr hindeutet. Starkregenereignisse hinterließen auch 2024 ihre Spuren: Am 29. Juni entluden sich bei Gewittern im Bereich Bad Oeynhausen erhebliche Regenmengen, und auch am 14. August führten lokale Gewitter zu intensiven Regenfällen.
Bis Ende August kam es bereits zu 600 l/m² Niederschlag im Kreis, was nahelegt, dass die Jahresniederschlagsmenge über dem Durchschnitt liegen wird. Zum Vergleich: Im sehr trockenen Jahr 2018 wurden lediglich 415 l/m² verzeichnet.
Jetzt zur Sonnenscheindauer: Während der Juni gerade so sein Sonnenstunden-Soll erfüllte, zeigte sich der Juli zunehmend besser. Insgesamt wurde eine Sonnenscheindauer zwischen 640 und 660 Stunden erreicht, was einem Anstieg von 10 bis 15 Prozent im Vergleich zum Klimamittelwert entspricht.
Insgesamt zeigt die Bilanz des Sommers 2024, dass temporäre Wetterextreme, veränderte Temperaturmuster und überdurchschnittliche Niederschlagsmengen das Gesicht des Mühlenkreises geprägt haben. Diese Entwicklungen könnten umfassende Auswirkungen auf die landwirtschaftliche Produktion, die lokale Biodiversität und den Alltag der Menschen in der Region haben. Die Frage, ob dies der „neue Normalzustand“ für die nächsten Jahre wird, bleibt offen und bedarf weiterer Beobachtungen und Analysen.
– NAG