Märkischer Kreis

Verpackungsmüll in Lüdenscheid: Auszubildende decken Missstände im Handel auf

Auszubildende der Kreisverwaltung haben bei einem Marktcheck in Städten des Märkischen Kreises festgestellt, dass bei Obst und Gemüse über 40% der Ware verpackt ist, wobei dieser hohe Verpackungsmüll nicht nur die Umwelt belastet, sondern auch die Verbraucher zwingt, mehr Abfall zu erzeugen.

Eine Gruppe von Auszubildenden der Kreisverwaltung hat bei einem kürzlich durchgeführten Marktcheck in mehreren Städten im Märkischen Kreis alarmierende Ergebnisse bezüglich des Verpackungsmülls ermittelt. Die Auszubildenden, die sich in ihrem zweiten Lehrjahr zur Verwaltungsfachangestellten befinden, besuchten neun verschiedene Märkte in den Städten Lüdenscheid, Meinerzhagen, Kierspe, Halver, Schalksmühle und Altena. Ihr Fokus lag dabei auf dem Obst- und Gemüsesortiment, und die Resultate waren ernüchternd.

Vor allem die Erkenntnis, dass selbst in Bio-Märkten ein beträchtlicher Teil des angebotenen Obstes und Gemüses verpackt ist, sticht heraus. So betrug der Anteil verpackter Waren in einem Bio-Markt fast 40 Prozent. Diese Zahlen sind besorgniserregend, da eine Schätzung besagt, dass Verbraucher nach jedem Einkauf etwa ein halbes Kilogramm Verpackungsmaterial entsorgen. In Deutschland ist der pro Kopf anfallende Verpackungsmüll mit 237 Kilogramm im Jahr über dem europäischen Durchschnitt von 190 Kilogramm und könnte bis 2030 um weitere 19 Prozent ansteigen, wenn keine Maßnahmen zur Reduzierung der Verpackungen ergriffen werden.

Ergebnisse des Verpackungschecks

Die Auszubildenden, namentlich Alina Banica, Iulia Banica, Sophie Ammelung, Jetlire Jakupaj, Franziska Frey und Michelle Bartocha, führten ihren Verpackungscheck gründlich durch. Dabei analysierten sie die Verpackungsarten für diverse Früchte und Gemüse, darunter Gurken, Karotten, Tomaten und Äpfel. Die Überraschung: Gurken waren am häufigsten unverpackt erhältlich. Bei Obst war es vor allem bei Bananen möglich, diese ohne Folie zu kaufen, während Pilze und Zitronen praktisch nur verpackt angeboten wurden.

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Die Auszubildenden stellten fest, dass die Discounter und Vollsortimenter den Großteil ihres Angebots als vorverpackte Produkte vermarkten. Ein besonderer Lichtblick war ein Vollsortimenter in Altena, der eine Verpackungsquote von nur 54 Prozent aufwies, was vergleichbar mit einem Bio-Markt ist. Die Mehrheit der Märkte jedoch überschreitet leicht die 85-Prozent-Marke für Verpackungsmüll – ein Zeichen dafür, dass es noch viel Spielraum für Verbesserungen gibt.

Wege zur Reduzierung von Verpackungsmüll

Dr. Johannes Osing, Leiter des Fachdienstes Umwelt beim Märkischen Kreis, betont, dass es für Verbraucher nicht schwer ist, Verpackungsmüll zu vermeiden. Er empfiehlt, unverpackte Produkte gezielt auszuwählen, insbesondere bei frischem Obst und Gemüse, das regelmäßig gekauft wird. Robuste Sorten können problemlos in Mehrwegnetzen transportiert werden. Der Verzicht auf unnötige Verpackungen könnte zudem Lebensmittelverschwendung bekämpfen, die sowohl ökologisch als auch ökonomisch schädlich ist. Oft kauft man mehr, als man benötigt, und wirft bestimmte Lebensmittel am Ende weg, was zusätzliche Kosten verursacht.

Als praktikable Lösung empfiehlt Osing die Nutzung von wiederverwendbaren Stoffbeuteln oder kompakten Taschen aus Polyester. Diese lassen sich leicht transportieren und tragen zur Müllvermeidung bei. Zudem warnt er vor der Nutzung von dünnen Plastiktüten, die auch aus ökologischer Sicht problematisch sind.

Schlussfolgerungen für die Zukunft

Die Ergebnisse des Verpackungschecks verdeutlichen, dass es an der Zeit ist, die Strukturen im Lebensmittelverkauf zu überdenken. Neben dem individuellen Einsatz der Verbraucher sind auch die Handelsbetriebe gefordert, effizientere und nachhaltigere Lösungen zu finden. Anhand dieser frühen Erhebungen könnte ein Umdenken innerhalb der Branche angestoßen werden, um einen regen Austausch über innovative Konzepte zur Reduzierung von Verpackungsmüll zu fördern. Mit dem Fokus auf unverpackte Produkte zeigt sich, dass Veränderungen möglich sind – sowohl für die Umwelt als auch für den Geldbeutel der Verbraucher.

Verpackungsmüll in Deutschland und Europa

Die Problematik des Verpackungsmülls ist nicht nur lokal, sondern hat auch weitreichende europäische Dimensionen. Die aktuelle EU-Gesetzgebung zielt darauf ab, die Nutzung von Einwegkunststoffen bis zum Jahr 2025 deutlich zu reduzieren. Dies ist Teil des umfassenderen Plans der EU, die Kreislaufwirtschaft zu fördern und Abfall zu minimieren. Trotz dieser Bemühungen bleibt Deutschland mit seinen 237 kg pro Kopf an Verpackungsmüll im europäischen Vergleich weiterhin ein Spitzenreiter.

Ein weiterer wichtiger Aspekt sind die Recyclingquoten. In Deutschland liegt die Recyclingquote für Verpackungen aktuell bei etwa 68,5 Prozent. Diese Zahl zeigt, dass ein erheblicher Teil des Verpackungsmaterials zwar wiederverwertet wird; jedoch bleibt ein Drittel als Abfall übrig, der nicht recycelt werden kann oder verloren geht. Die Einführung von Pfandsystemen hat dabei einen positiven Einfluss auf die Einsparung von Ressourcen und die Erhöhung der Recyclingquoten.

Reaktionen der Verbraucher und des Handels

Die Ergebnisse des Verpackungschecks zeigen nicht nur das Problem der Verpackungen auf, sondern rufen auch unterschiedliche Reaktionen bei Verbrauchern und Handelsunternehmen hervor. Verbraucher werden zunehmend umweltbewusster und wünschen sich nachhaltige Einkaufsmöglichkeiten. Eine Studie des Marktforschungsinstituts Nielsen hat gezeigt, dass 66 Prozent der Weltbevölkerung bereit sind, mehr für nachhaltige Produkte zu bezahlen. Dies hat einige Einzelhändler dazu veranlasst, ihre Produktlinien zu überdenken und umweltfreundlichere Optionen anzubieten.

Ein Beispiel für ein Unternehmen, das auf die wachsende Nachfrage nach unverpackten Produkten reagiert, ist der Discounter Lidl, der im Jahr 2021 angekündigt hat, bis 2025 alle Einwegplastikverpackungen für Obst und Gemüse abzuschaffen. Dieses Engagement für Nachhaltigkeit könnte den Markt für unverpackte Produkte in Deutschland erheblich verändern und den Weg für andere Einzelhändler ebnen.

– NAG

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