In einer aktuellen Sitzung des Jugendhilfeausschusses im Lüdenscheider Kreishaus wurden bedeutende Neuerungen in der Arbeit des Kreisjugendamtes vorgestellt. Ein zentrales Thema war die neue Richtlinie zur finanziellen Unterstützung für inklusive Kinderbetreuung in der Kindertagespflege, die befürwortet wurde. Zukünftig gibt es auch einen Mietkostenzuschuss für Tagespflegepersonen, die entsprechende Räumlichkeiten anmieten. Diese Veränderungen sind besonders wichtig, da sie die Unterstützung von Kindern mit besonderen Bedürfnissen verbessern sollen.
Die Einführung dieser neuen Regelungen erfolgt im Rahmen der inklusiven Betreuung, die ab dem Betreuungsjahr 2024/2025 in drei ausgewählten Städten des Märkischen Kreises – Balve, Neuenrade und Meinerzhagen-Valbert – startet. Um den individuellen Bedürfnissen dieser Kinder gerecht zu werden, ist eine spezielle Qualifikation der Kindertagespflegepersonen erforderlich. Diese müssen entweder bereits über eine zusätzliche Qualifizierung verfügen oder diese beginnen, wenn sie die Betreuung übernehmen. Für die Betreuung von Kindern mit besonderem Förderbedarf wird den Fachkräften ein Stundensatz in doppelter Höhe ihrer Qualifikationsstufe gezahlt. Das Jugendamt rechnet mit einer wachsenden Nachfrage nach solchen Plätzen.
Studie zu Meldungen von Kindeswohlgefährdung
Ein weiterer Schwerpunkt der Sitzung war der Kinderschutzbericht, der von Kinderschutzfachkraft Kim Heinzer präsentiert wurde. Im Jahr 2023 sind beim Kreisjugendamt insgesamt 501 Verdachtsmeldungen eingegangen, was einem besorgniserregenden Trend steigender Zahlen entspricht. Heinzer merkt an, dass bei etwa einem Drittel dieser Meldungen tatsächlich Gefährdungen festgestellt wurden. Das Jugendamt sieht dies als Zeichen dafür, dass die Gesellschaft zunehmend sensitiver für das Thema Kindeswohlgefährdung wird. Bei den festgestellten Risiken war Vernachlässigung in 109 Fällen das häufigste Problem, gefolgt von psychischer Misshandlung (69), körperlicher Misshandlung (37) und sexueller Gewalt (4).
Ein Teil der Meldungen erfolgte anonym, wobei 94 Meldungen an das Jugendamt anonym eingereicht wurden, gefolgt von Hinweisen durch Polizei, Gericht oder Staatsanwalt (75 Meldungen). In 184 Fällen wurde eine tatsächliche Kindeswohlgefährdung festgestellt, und in 106 Fällen wurde ein Hilfebedarf erkannt. Dies führte in vielen Fällen zu spezifischen Unterstützungsmaßnahmen, die zur Verbesserung der Lebenssituation der betroffenen Kinder beitragen sollen.
Zusätzlich wurden 80 Kinder im Jahr 2023 in Obhut genommen, was ebenfalls auf die Dringlichkeit der Problematik hinweist. Um die Situation weiter zu verbessern, plant das Jugendamt verschiedene präventive Maßnahmen, darunter Schulungen und engere Kooperationen mit Kitas, Schulen und anderen Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit.
Neuer Ansatz in der Adoptionsvermittlung
Im Rahmen der Sitzung wurden ebenfalls wichtige Informationen zur Adoptionsvermittlung präsentiert. Patrycja Chyb und Manuela Behle aus dem Fachdienst Soziale Dienste berichteten über die Rolle der Adoptionsvermittlungsstelle des Kreises, die eine wesentliche Lotsenfunktion einnimmt. Diese Stelle unterstützt die Beteiligten – abgebende Eltern, das Kind und aufnehmende Eltern – während des gesamten Adoptionsprozesses.
Das Einholen der Zustimmung aller Beteiligten ist dabei eine zentrale Aufgabe. Während bei der Fremd- und Pflegekindadoption eine verpflichtende Beratung stattfindet, besteht in anderen Fällen ein Rechtsanspruch auf diese Dienstleistung. Die Adoptionsvermittlungsstelle übernimmt auch Eignungsprüfungen für Inlands- und Auslandsadoptionen, wobei die Auslandsadoptionen mittlerweile überwiegend durch zentrale Stellen der Landesjugendämter durchgeführt werden.
Für die Beteiligten wichtig ist auch das Recht des Kindes auf Aufklärung über seine Herkunft. Die abgebenden Eltern haben zudem einen Rechtsanspruch darauf, über die Entwicklung des adoptierten Kindes informiert zu werden. Diese Informationen sind von großer Bedeutung für alle Betroffenen und sollen dazu beitragen, die Komplexität eines Adoptionsverfahrens zu verstehen und zu erleichtern.
Die Neuigkeiten aus dem Kreisjugendamt wecken großes Interesse und die kommenden Maßnahmen könnten die Lebensqualität vieler Kinder im Märkischen Kreis entscheidend verbessern. Die aktuelle Situation vermittelt ein klares Bild über die Herausforderungen, die in der Kinder- und Jugendhilfe bestehen, und unterstreicht die Notwendigkeit einer kontinuierlichen Sensibilisierung der Gesellschaft für Kindeswohlgefährdungen, wie sie lokaldirekt.de berichtet.