In Köln, einem der buntesten und lebhaftesten Städte Deutschlands, wird die Tradition des Gebärens an einem ganz besonderen Ort fortgeführt: dem Severinsklösterchen. Hier, im Herzen der Südstadt, werden seit nunmehr 101 Jahren neue Kölner das Licht der Welt erblicken. Dieses Krankenhaus hat sich im Laufe der Jahre nicht nur als Geburtsstätte, sondern auch als kulturelles Symbol der Stadt etabliert.
Die Geschichte des Severinsklösterchens reicht bis zur Eröffnung der Geburtsstation im Jahr 1923 zurück. Der erste Säugling, der hier geboren wurde, war Hans Becker, der später Präsident der Prinzen-Garde wurde. Im diesem Jahr Folgeabschließend erblickte Oskar, der jüngste „Neuanfänger“ im fünften Stock, als Nummer 91.000 das Licht der Welt. Die legende geht, dass Oskar, obwohl er vielleicht noch die Welt nicht richtig sehen konnte, einen Blick auf das majestätische Wahrzeichen Kölns, den Dom, werfen konnte.
Eine Institution mit Tradition
Das Severinsklösterchen, ein Hospital mit einer 150-jährigen Historie, hat seine Wurzeln in den ehemaligen Räumlichkeiten einer katholischen Gemeinschaft. Die Ordensschwestern der Cellitinnen gründeten hier 1869 ein Mutterhaus, das sich schnell zu einer Institution mit gutem Ruf entwickelte. Die medizinische Qualität wurde kontinuierlich sichergestellt und trug maßgeblich zur hohen Anzahl von Geburten in den letzten Jahrzehnten bei. Ulrich S. Soénius, Direktor des Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchivs, beschreibt die Wahrnehmung des Krankenhauses unter den Kölnern als tief verwurzelt: „Das ist eine tradierte Volksmeinung, die sich verselbstständigt hat.“
Das Krankenhaus hat sich über die Jahre hinweg gewandelt, und obwohl die Ordensschwestern fast vollständig aus dem Alltag des Severinsklösterchens zurückgezogen haben, bleibt der christliche Geist ein integraler Bestandteil der Hauskultur. Der Chefarzt der Gynäkologie und Geburtshilfe, Prof. Jan Schmolling, stellt fest: „Der Tod des alten Modells der Geburtshilfe wurde durch ein Konzept ersetzt, das eher auf emotionale Zuwendung abzielt.“ Dies zeigt sich beispielsweise daran, dass die Gebärenden jetzt in einem angenehmen und einladenden Umfeld untergebracht werden, im Gegensatz zu den früheren, oft eher kühlen Kreißsälen.
Ein medizinischer Begriff wird lebendig
Jährlich finden im Severinsklösterchen etwa 2000 Geburten statt, was ungefähr fünf bis sechs Geburten pro Tag entspricht. Die Ausstattung mit modernen Kreißsälen sorgt dafür, dass sowohl geplante als auch Notfall-Kaiserschnitte in einer optimalen Umgebung durchgeführt werden können, etwas, das in Köln einzigartig ist. Auch wenn die medizinische Professionalisierung stets im Vordergrund steht, wird keinesfalls die menschliche Komponente vernachlässigt. „Persönliche Fürsorge und Empathie haben einen hohen Stellenwert,“ sagt Schmolling.
Das Severinsklösterchen blickt auf eine wechselvolle Geschichte zurück, die auch in schwierigen Zeiten wie den beiden Weltkriegen geprägt war. Trotz ihrer Herausforderungen stellte die Geburtshilfe ihren Betrieb nicht ein. Die Institution hat sich durch unermüdlichen Einsatz und Hingabe der Ärzte und des gesamten Personals ausgezeichnet, die oft in kritischen Situationen Leben retteten und für die Patienten sorgten, selbst unter feindlichen Bedingungen.
Das Severinsklösterchen ist mehr als nur ein Ort zur Geburt. Es ist ein Ort, der regionale Identität und Tradition verkörpert, an dem auch die prominenten Bürger Kölns das Licht der Welt erblickten, wie der BAP-Sänger Wolfgang Niedecken oder der Karnevalsprinz Wicky Junggeburth. Der Geist des Severinsklösterchens lebt weiter und zieht durch seine Geschichte weiterhin Eltern in den Kreißsaal, verlängert so die Tradition kölscher Geburt.
– NAG