Im Spätsommer versammelten sich zahlreiche Mitglieder der Evangelischen Dietrich-Bonhoeffer-Gemeinde in Köln-Junkersdorf, um Pfarrerin Regina Doffing in einem feierlichen Gottesdienst in den Ruhestand zu verabschieden. Die Kirche war bis auf den letzten Platz gefüllt, selbst die Stehplätze und Treppenstufen zur Empore waren belegt. Bei strahlendem Wetter konnten die Gäste die Zeremonie auch im Außenbereich via Lautsprecher verfolgen, wo parallel Vorbereitungen für die anschließende Feier liefen, die Grußworte, Musik und Spiele beinhaltete.
In ihrer Ansprache reflektierte Doffing über ihre über dreißigjährige Dienstzeit im Kölner Westen und die tiefe Verbundenheit zur Gemeinde. Mit ihrer Predigt thematisierte sie die Herausforderungen und Freuden, die mit ihrer Rolle als Pfarrerin verbunden waren. Zudem betonte sie die Bedeutung des christlich-jüdischen Dialogs, was für sie eine zentrale Aufgabe darstellte.
Würdigung durch Superintendent Markus Zimmermann
Bevor Superintendent Markus Zimmermann Doffing offiziell von ihrem Dienst entpflichtete, würdigte er ihr Engagement und beschrieb sie als „Ermöglicherin“. Er äußerte: „Du hast diese Gemeinde geliebt, das wird heute deutlich. An den vielen, die hier sitzen, und den vielen, die noch draußen stehen, sieht man, wie sehr du ihnen am Herzen liegst.“
Doffing selbst hätte die Verabschiedung gerne „ganz klein“ gehalten, doch die große Resonanz und die liebevollen Gesten der Gemeinde machtem dies unmöglich. Mit einer Mischung aus Ernst, Humor und Zuversicht feierte sie den Gottesdienst, der auch Musik und ein kreatives Mitmach-Angebot für die Kinder der Evangelischen Kita beinhaltete. Diese sangen ein umgedichtetes Lied zu Ehren der Pfarrerin und überreichten ihr eine Lagerstroemia als Geschenk, die jährlich zu ihrem Geburtstag blühen wird.
Muskuläre Beiträge kamen nicht nur vom Gospelchor der Gemeinde, sondern auch von der Indonesischen PERKI-Gemeinde, die einmal im Monat in der Kirche Gottesdienst feiert. Gemeinsam sprachen sie Doffing alles Gute und Gottes Segen für ihren kommenden Lebensweg zu und sangen ein Lied, das die Verbundenheit zwischen den Gemeinschaften betonte.
Theologisches Erbe und persönliche Erinnerungen
In ihrer Predigt thematisierte Doffing die Namensgebung der Kirche nach Dietrich Bonhoeffer und die Vielzahl an vielfältigen Erlebnissen, die sie in ihrer Amtszeit gesammelt hat. Sie teilte, dass der junge Pfarrer der damaligen Gemeinde, die ursprünglich die Heilig-Geist-Kirche als Namen vorgesehen hatte, den Vorschlag machte, die Kirche nach Bonhoeffer zu benennen. Dies geschah vor dem Hintergrund, dass die Gemeinde eine Verbindung mit der theologischen und menschlichen Botschaft Bonhoeffers herstellen wollte.
Doffing reflektierte auch über die Herausforderungen des Glaubens und das Bedürfnis, sich gegen Antisemitismus zu stellen. Sie zitierte Bonhoeffer: „Nur wer für die Juden schreit, darf gregorianisch singen“, und ermahnte die Gemeinde, sich dem christlichen Glauben im Einklang mit Respekt und Mitgefühl zu verpflichten. Sie betonte, dass der Christ, der Jesus nachfolgt, sich nicht dem Hass gegen das jüdische Volk anschließen kann.
Ein weiterer wichtiger Punkt in Doffings Predigt war die Erinnerung an die wachsende Zahl jüdischer Gäste in der Kirche, die für den interreligiösen Dialog von Bedeutung waren. Sie sprach von Erwin Schild, der den Holocaust überlebte und als Rabbiner in Toronto wirkte. Doffing beschrieb Schild als Brückenbauer, der in Köln für Versöhnung und das gegenseitige Lernen eintrat.
Mit einem positiven Ausblick auf die Zukunft äußerte Doffing, dass sie „befreit“ sei, weil sie überzeugt ist, dass der Geist Gottes weiterhin in der Gemeinde wirken wird. Sie hofft, dass ihre Nachfolgerin, Judith Schaefer, die Gelegenheit erhält, neue Ideen umzusetzen und die Gemeinde weiterhin im Sinne Bonhoeffers zu leiten. Doffing blickt mit Zuversicht auf das, was das Leben ihr als Nächstes bringen wird, und schloss mit einem Zitat aus der Bibel: „Gott hat uns nicht gegeben den Geist der Furcht, sondern der Kraft und der Liebe und der Besonnenheit.“
Text: Engelbert BroichFoto(s): Engelbert Broich
– NAG