Köln

Künstler im Zeitalter der Selbstverwirklichung: Weniger ist mehr!

Das Kunstmuseum Kolumba in Köln feiert die Eröffnung seiner neuen Jahresausstellung "Artist at work" und lässt Künstler und Besucher in einen faszinierenden Dialog über Kreativität, Selbstverständnis und die Herausforderungen des Kunstschaffens eintauchen – eine unbedingt sehenswerte Schau, die unsere Wahrnehmung von Kunst revolutioniert!

Im Herzen von Köln zeigt das Kunstmuseum Kolumba eine neue Jahresausstellung, die die vielseitigen Perspektiven von Künstlerinnen und Künstlern in den Fokus nimmt. Dabei wird deutlich, dass die künstlerische Tätigkeit oft von einem tiefen inneren Ringen geprägt ist, das weit über die äußeren Klischees des „arbeitsscheuen Lebemanns“ oder des „selbstverzehrenden Arbeitswütigen“ hinausgeht.

Die Ausstellung trägt den Titel „Artist at work“ und spiegelt die vielschichtige Beziehung zwischen Kunst und dem kreativen Schaffensprozess wider. Besonders eindrucksvoll ist dabei die mechanische Klang-Installation „Kugelbahn“ von Manos Tsangaris aus dem Jahr 1997. Diese Installation lädt Besucher ein, aktiv teilzunehmen, indem sie an einem Seil ziehen und eine Kugel auf verschiedenen Bahnen rollen lassen, während klackernde Geräusche ertönen. Hierbei wird der Mensch als fester Bestandteil des künstlerischen Schaffens dargestellt, und es entsteht ein lebendiger Dialog zwischen Vergangenheit und Gegenwart.

Wie Künstler ihre Arbeit verstehen

Die Ausstellung zeigt nicht nur moderne Ansätze, sondern auch künstlerische Selbstverständnisse aus unterschiedlichen Epochen. Die mittelalterlichen Marienskulpturen im Raum 13 beispielsweise repräsentieren das traditionelle Bild des Künstlers als Handwerker, der in Werkstätten Auftragsarbeiten fertigte. Museumsdirektor Dr. Stephan Kraus betont die Schönheit dieser Werke mit den Worten: „Zum Niederknien schön.“

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Im Kontrast dazu steht die Perspektive des serbischen Konzeptkünstlers Mladen Stilinović. Sein Werk „Artist at work“ ist ein provokantes Statement zu den Herausforderungen des künstlerischen Schaffens unter kapitalistischen Bedingungen. In einer achtteiligen Fotoserie sieht man ihn in gewohnter Alltagskleidung im Bett liegend, was seine Ablehnung des Produktionszwangs eindringlich verdeutlicht. Er selbst bringt es auf den Punkt: „Ohne Faulheit keine Kunst.“ Dies ist nicht als Lob auf das Müßiggang zu verstehen, sondern als tiefgehende Frage nach dem Wesen der Kreativität und deren Entstehung.

Diese Ausstellung fordert die Besucher dazu auf, ihre Vorstellungen über Kunst und Kreativität zu hinterfragen und neu zu definieren. Der Raum als Inspirationsquelle spielt dabei eine zentrale Rolle; klassisch gesehen ist der Arbeitsraum eines Künstlers oft das Atelier. Doch der Gedanke der Entstehung von Kunst kann auch ganz anders interpretiert werden.

Inspiration in der Alltagswelt

Ein eindrückliches Beispiel bietet das Video „Clutch“ des Künstlers Terry Fox, das ihn zeigt, während er am Boden seines Ateliers liegt und dem Sonnenlicht folgt, das sich auf dem Boden bewegt. Diese Darstellung von Zeitlosigkeit und Stillstand lässt den Betrachter die zerfließende Zeit und die Zerbrechlichkeit der künstlerischen Inspiration hautnah erleben.

Eine weitere Installation von Valeria Fahrenkrog mit dem Titel „El Kiosco“ zeigt, dass nicht immer ein klassisches Atelier vonnöten ist. Sie verwendet Sperrmüll und Materialien aus dem Museum, um einen Treffpunkt für Begegnung und Austausch zu schaffen, was die fortwährende Relevanz dessen, was Kunst sein kann, unterstreicht.

Künstler wie Eric Hatten ziehen ihre Inspiration aus dem Alltagsleben, wie in seinem Video „S culture physique“ sichtbar wird. Hierbei wird das kreative Potential selbst in banalen Momenten entdeckt und in die Kunst integriert. Folglich wird deutlich, dass auch der Alltag und scheinbar unbedeutende Augenblicke künstlerische Ausdrucksformen hervorbringen können.

In der aktuellen Jahresausstellung wird weniger oft als mehr betrachtet. Dr. Kraus erläutert, dass diese reduzierte Auswahl an Kunstwerken dazu gedacht ist, den Besuchern die Möglichkeit zu geben, sich intensiver mit den ausgewählten Stücken auseinanderzusetzen. „In einer Zeit, die uns so fordert, zeigen wir weniger Kunstwerke. Aber das, was wir zeigen, verdient es, besonders wahrgenommen zu werden,“ sagt er.

Kolumba, das Kunstmuseum des Erzbistums Köln, bietet somit einen tiefen Einblick in zweitausend Jahre abendländischer Kultur, wobei die Verbindung zwischen zeitgenössischer Kunst und historischen Traditionen lebendig bleibt. Ob durch das Spiel mit Klängen, das Erforschen von Alltagssituationen oder die kritische Reflexion über die Rolle des Künstlers – die Ausstellung lädt zu einem Dialog über Kunst und deren unterschiedliche Erscheinungsformen ein.

Für diejenigen, die mehr über die Ausstellung erfahren möchten, sind weitere Informationen im Artikel auf www.domradio.de zu finden.

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