Polizeipräsident Johannes Hermanns hat in einer am Dienstag stattgefundenen Ratssitzung die ernsten Herausforderungen, die eine Serie von Explosionen und Schüssen in Köln mit sich bringt, deutlich gemacht. Er versicherte, die Polizei nehme die Sorgen der Bürger ernst und stellte klar, dass es sich hierbei um außergewöhnliche Taten handele. „Die Wahrscheinlichkeit, dass Unbeteiligte Opfer dieser Gewaltserie werden, ist jedoch gering“, sagte Hermanns. Die Straftaten seien im kriminellen Milieu verortet, und es scheinen offene Rechnungen zwischen verschiedenen Gruppierungen beglichen werden zu müssen. Kriminalhauptkommissar Michael Esser bestätigte diese Annahme und verwies auf das Verschwinden von rund 300 Kilogramm Cannabis, für dessen Rückforderung eine betroffene Gruppierung nun Gewalt anwendet.
Aufgrund der besorgniserregenden Situation in Köln beschäftigen sich mittlerweile 80 Beamte intensiv mit der Aufklärung dieser Gewalttaten. Hermanns schilderte, dass einige Polizisten nur zum Duschen und Schlafen nach Hause gehen, um sich anschließend wieder den Ermittlungen zu widmen. „Wir können nicht über alles öffentlich sprechen“, erklärte er, da es sich um Verfahren im Bereich der Organisierten Kriminalität handle und Geheimhaltung entscheidend für den Erfolg der Ermittlungen sei. Dies stellt die Beamten vor erhebliche Schwierigkeiten, denn Opfer und Täter weigern sich oft, mit der Polizei zu sprechen.
Der Innenminister Herbert Reul äußerte sich ebenfalls besorgt in einem Interview mit der „Süddeutschen Zeitung“ und betonte, dass selbst festgenommene Beteiligte keine Angaben machen. Diese starke Verschwiegenheit erstreckt sich sogar auf Geschädigte, die in den betroffenen Objekten wohnen. CDU-Chef Bernd Petelkau verglich die Situation mit einem „Wild-West in Köln“ angesichts der beispiellosen Gewaltwelle in der Stadt seit dem Zweiten Weltkrieg.
Der unmittelbare Kontakt zu den Verdächtigen gestaltet sich problematisch. Trotz der Veröffentlichung von Fotos sucht die Polizei weiterhin nach Hinweisen auf deren Aufenthaltsort. Es wird befürchtet, dass die Täter ins Ausland geflüchtet sind, was die Ermittlungen zusätzlich erschwert. Das Bedürfnis nach Sicherheit in der Kölner Bevölkerung bleibt angesichts dieser gewalttätigen Auseinandersetzungen groß, und diePolizei steht vor der doppelten Herausforderung, schnelle Aufklärung zu liefern und gleichzeitig beunruhigende Entwicklungen im kriminalisierten Umfeld zu beobachten.
Die Bedrohung für unbeteiligte Personen hat sich in den letzten Wochen als reale Gefahr erwiesen, wie der verletzte Reinigungskraft bei der Explosion vor einer Disco belegt. Hermanns bat um das Verständnis der Öffentlichkeit, dass nicht alle Details der Ermittlungen geteilt werden können. Dennoch sind die Befürchtungen vor weiterer Gewalt vorhanden, und die Stadt Köln steht in einem zeichenhaften Kampf gegen das organisierte Verbrechen.