HochsauerlandkreisLippe

Notfallpraxis in Meschede: Seniorenbeirat kämpft gegen KVWL-Absage

Die Diskussion um die Notfallversorgung in Meschede wird von den beteiligten Akteuren intensiv geführt. Während die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KVWL) die Einrichtung einer Notfallpraxis vehement ablehnt und als unrealistisch bezeichnet, setzt sich der Mescheder Seniorenbeirat weiterhin für diese Notwendigkeit ein. Diese Divergenz zeigt, wie unterschiedlich die Sichtweisen auf die gesundheitliche Versorgung in der Region sind.

Die KVWL erachtet die Forderung des Seniorenbeirates als „realitätsfern“ und warnt vor den Folgen: Sie könnte unrealistische Erwartungen in der Bevölkerung wecken. Laut Dr. Hans-Heiner Decker, dem Leiter der Bezirksstelle Arnsberg, gab es bereits 2011 eine umfassende Untersuchung zur Notfallversorgung, die den Standort Arnsberg aufgrund der dortigen Bevölkerungsdichte als optimal bewertete. Meschede, so Decker, liege günstig geschätzt 25 Autominuten von Hüsten und nur 14 von Warstein entfernt, was die Erreichbarkeit von Notfallpraxen ausreichend ermögliche.

Die Argumente der KVWL

Die KVWL führt an, dass die fünf bestehenden Notfallpraxen im Hochsauerlandkreis (HSK) bereits umfassend abgedeckt seien. Diese sind in Hüsten, Brilon, Marsberg, Winterberg und Schmallenberg ansässig und bieten teilweise rund um die Uhr Dienste an. Diese Praxen müssen jedoch durch lokale Ärzte besetzt werden, was in Anbetracht der sinkenden Zahl von Landärzten eine Herausforderung darstellt. Die Altersstruktur der Mediziner in der Region ist besorgniserregend, da viele bereits im Rentenalter arbeiten, um den Bedarf aufrechtzuerhalten und einem möglichen „Zusammenbruch des Systems“ entgegenzuwirken.

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Das Argument der KVWL, dass in der Region nicht genügend Ärzte zur Verfügung stehen, um eine weitere Notfallpraxis zu betreiben, wird vom Seniorenbeirat jedoch zurückgewiesen. Horst Radtke, stellvertretender Vorsitzender des Seniorenbeirates, sieht in einer gut durchdachten Regelung durchaus die Möglichkeit, eine Notfallpraxis zu realisieren. Die Entscheidung für Arnsberg mag damals sinnvoll gewesen sein, doch für Radtke bleibt die Frage offen, warum Meschede in der aktuellen Situation nicht ebenfalls berücksichtigt wird. Schließlich sei die nächste Notfallpraxis in Warstein nicht an jedem Tag erreichbar.

Initiativen des Seniorenbeirates

Angesichts dieser Situation hat der Seniorenbeirat eine Unterschriftenaktion initiiert, die über die positiven Rückmeldungen der Bevölkerung überrascht ist. Bis Ende Oktober haben die Initiatoren bereits 2.000 Unterschriften gesammelt, was die ursprünglich angestrebte Zahl von 1.000 weit übertrifft. Radtke äußerte sich erfreut über den Erfolg der Aktion, die sich inzwischen wie ein „Selbstläufer“ entwickelt hat.

Ein persönliches Erlebnis von Radtke verdeutlicht die Dringlichkeit der Thematik: Auf einer Veranstaltung sah er einen desorientierten älteren Mann, der Hilfe benötigte. Der Anruf beim Notruf 112 wurde abgelehnt, da es sich nicht um eine lebensbedrohliche Situation handelte, was Radtke in eine missliche Lage brachte. „Ich muss gestehen, dass ich an die Nummer 116117 in dem Moment gar nicht gedacht habe“, erinnert er sich. In Gesprächen mit anderen Bürgern wurde deutlich, dass viele die von der KVWL bereitgestellte Nummer nicht kennen. Radtke drängt darauf, dass die KVWL diese Informationen besser verbreitet, um die Erreichbarkeit für alle Bürger sicherzustellen.

Der Dialog zwischen dem Seniorenbeirat und der KVWL wird als entscheidend für die zukünftige Entwicklung angesehen. Während die KVWL fest auf der vorgelegten Analyse besteht, hoffen die Befürworter einer Notfallpraxis auf eine weitere Diskussion in dieser Angelegenheit. Radtke betont, dass es letztlich um die Interessen aller Bürger gehe, und nicht nur um die der Senioren.

Die Bestrebungen des Seniorenbeirates tragen nun Früchte, und die anhaltende Unterschriftenaktion zeigt das Engagement der Bevölkerung für eine geeignete Notfallversorgung. Die KVWL steht jedoch weiterhin fest zu ihrer Position, was die Frage aufwirft, ob ein Kompromiss gefunden werden kann, der der Gesundheitsversorgung in Meschede gerecht wird. Die Diskussion über die Notfallpraxis spiegelt somit die wachsenden Herausforderungen im Gesundheitssystem wieder und fordert sowohl die Verantwortlichen als auch die Bürger auf, Lösungen zu finden, die für alle tragbar sind.

Quelle/Referenz
sauerlandkurier.de

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