Dresden/Erfurt (dpa) – Die Spannung vor den bevorstehenden Landtagswahlen in Thüringen und Sachsen steigt. Das ZDF-Politbarometer Extra hat jüngst interessante Umfrageergebnisse veröffentlicht, die eine potenzielle Verschiebung der politischen Kräfte in beiden Bundesländern zeigen. Während die AfD in Thüringen scheinbar an der Spitze steht, sieht es in Sachsen so aus, als könnte die CDU mit einem deutlichen Vorsprung rechnen.
Am kommenden Sonntag sind die Wahlen angesetzt, und die politischen Parteien nutzen die letzten Tage, um Wählerstimmen zu mobilisieren. An diesem Freitag sind die Spitzenpolitiker der Bundesparteien in beiden Ländern aktiv und zeigen Präsenz bei zahlreichen Kundgebungen. So wird auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zusammen mit der sächsischen SPD-Kandidatin Petra Köpping bei einem Wahlkampfabschluss in Chemnitz erwartet.
Thüringen im Fokus: AfD führt vor der CDU
Die Umfrageergebnisse zeigen, dass die AfD in Thüringen mit 29 Prozent vorn liegt. Dies ist ein deutlicher Vorsprung vor der CDU, die bei 23 Prozent rangiert. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) hat sich mit 18 Prozent ebenfalls stark positioniert. Die Linkspartei, die derzeit durch Ministerpräsident Bodo Ramelow an der Macht ist, hat nur 13 Prozent in Aussicht. Die SPD könnte dem ZDF-Bericht zufolge 6 Prozent erreichen, während die Grünen mit lediglich 4 Prozent drohen, den Einzug in den Landtag zu verpassen. Für die restlichen Parteien bleibt gemeinsam nur ein Anteil von 7 Prozent, und keine weitere Partei darf auf mehr als drei Prozent hoffen.
Ein interessanter Aspekt der Umfrage ist, dass eine Koalition aus CDU, BSW und SPD einen knappen Mehrheitsvorteil hätte. Während rechnerisch auch Optionen wie eine Koalition aus AfD und CDU oder zwischen AfD und BSW möglich sind, schlossen sowohl die CDU als auch das BSW solche Szenarien bereits aus. Bemerkenswert bleibt jedoch, dass sich 29 Prozent der Befragten noch nicht sicher sind, wen sie tatsächlich wählen werden.
CDU und AfD in Sachsen eng beieinander
In Sachsen sieht die Lage anders aus. Hier führt die CDU unter Ministerpräsident Michael Kretschmer mit 33 Prozent, während die AfD nur leicht dahinter mit 30 Prozent an zweiter Stelle steht. Die Linke, Grüne und SPD hingegen können mit 4 Prozent beziehungsweise 6 Prozent nicht punkten – sie würden somit nicht im Landtag vertreten sein. Besonders das BSW zeigt mit 12 Prozent eine erfreuliche Zustimmung. Doch auch in Sachsen bleibt die Unsicherheit groß: Rund 24 Prozent der Wähler wissen noch nicht, wem sie ihre Stimmen geben möchten.
Laut den Wahlforschern könnte es in Sachsen verschiedene Koalitionsoptionen geben, darunter eine Fortsetzung der derzeitigen Regierung aus CDU, Grünen und SPD oder eine neuartige Zusammenarbeit zwischen CDU und BSW. Die CDU hat jedoch eine Koalition mit der AfD ausgeschlossen. Die Unsicherheit über die Wählerstimmen ist in beiden Bundesländern erheblich.
Darüber hinaus wurde die Umfrage zu einem sensiblen Zeitpunkt durchgeführt, Direkt nach dem tragischen Messerangriff in Solingen, bei dem drei Menschen ums Leben kamen und mehrere verletzt wurden. Die Erhebungen haben dennoch kaum Veränderungen in den Parteipräferenzen gezeigt, trotz des Vorfalls. Aus Sicht des Meinungsforschers Manfred Güllner ist die Situation besonders ungewiss, da die Wähler aufgrund solcher Ereignisse möglicherweise ihre Stimmen anders ausrichten könnten.
Die politischen Strategien in den beiden Bundesländern scheinen von der Migrationsdebatte beeinflusst zu sein. Die CDU hofft, durch klare Positionierungen zu punkten. Der Politologe Hans Vorländer stellt in Aussicht, dass der bundesweit agierende CDU-Chef Friedrich Merz dazu beitragen könnte, die Stimmen für die CDU in Sachsen zu erhöhen. Trotz aller Prognosen bleibt eine Unsicherheit, ob die CDU tatsächlich die stärkste Kraft wird oder ob die AfD ihr den Rang ablaufen wird.
– NAG